Säger und Unternehmer aus Leidenschaft: DI Hans Bien hat vom Bürofenster einen schönen Blick auf den gut gefüllten Rundholzplatz © DI (FH) Martina Nöstler
Bien ist sich bewusst, dass der Standort Uelzen kurios klingt. „Wir haben aber von mehreren Waldbesitzern in Niedersachsen die Zusage für die Lieferung von 260.000 fm/J bekommen – gesichert auf fünf Jahre“, klärt Bien auf. „Das war der ausschlaggebende Grund für Niedersachsen. Die Stadt Uelzen ist uns beim Grundstück entgegengekommen. Wir sind quasi hier im Zentrum des Holzes und kaufen im Moment im Umkreis von 100 km ein. Der Kieferngürtel in Sachsen-Anhalt ist ebenso nahe genug.“ In Niedersachsen kauft Bien zu marktüblichen Preisen. Dies ist in Lauterbach laut Bien aufgrund der großen Sägekapazitäten nicht mehr möglich – sofern man überhaupt seinen Rundholzbedarf decken kann.
Komplette Neuplanung der Linie
Erste Station: Die Stämme werden immer mit 2,5?m Länge aufgegeben und bei Bedarf in der Mitte gekappt © DI (FH) Martina Nöstler
Dass die Linie den Anforderungen entspricht und der Anlagenstart gut gelungen ist, beweist ein Blick auf die Statistik. „Am 8. Mai haben wir bereits 1119 fm geschnitten“, freut sich Betriebsleiter Jörg Hellmann. Rund 1500 fm pro Tag sind das Ziel im Zweischichtbetrieb. Noch ist man bei Bien-Holz aber in der Einschulungsphase. „Viele Mitarbeiter kommen nicht aus der Sägebranche. Darum haben wir vorübergehend Personal aus Lauterbach in Uelzen im Einsatz, welches die Kollegen einschult“, erklärt Hellmann.
Alles Palette
Die Seitenwaren-Abtrennung nach dem neuen Fräs-Sägeaggregat VPS?35, die Seitenware wird zur Seitenwaren-Stapellinie abgezogen © DI (FH) Martina Nöstler
Das Holz wird am Rundholzplatz beziehungsweise bei der Aufgabe ausgeformt und in 1 cm-Schritten sortiert. „Letzteres ist wichtig, da die Anlage nicht von Stück zu Stück verstellt wird und die Steuerung einem starren Schnittbild folgt“, erklärt man bei Linck. Aus diesem Grund konnte auf eine Messung in der Kurzholzlinie verzichtet werden.
Alle Maschinen wurden neu entwickelt
Mit der Trennsäge TS?35 wird das Kantholz aufgetrennt und geschickt mit Rollen vereinzelt © DI (FH) Martina Nöstler
Das entstehende Model wird von zwei Stachelwalzen um 90° gedreht und passiert gleich darauf den zweiten VM 35. Dieser ist quasi „Tür an Tür“, also ohne Lücke, mit dem Fräs-Sägeaggregat VPS 35 installiert. Im VPS 35 werden zuerst mit vier Fräsköpfen Ecken in das Holz gefräst. Die Fräser werden von je einem Standard-Drehstrommotor direkt angetrieben. Im nachfolgenden Schritt trennen vier Sägeblätter das so entstehende Seitenbrett – eines je Seite – ab. Sämtliche Werkzeugachsen sind servohydraulisch verstellbar. Bei Bedarf können die Sägen vertikal vollständig aus dem Arbeitsbereich gefahren werden. Die Seitenbretter werden links und rechts automatisch separiert und fallen auf Förderbänder in Richtung der beiden Seitenwaren-Stapelanlagen.
Noch mal von vorne
Hinter der Trennsäge werden die Hölzer auf zwei Nachschnitt-Kreissägen aufgeteilt © DI (FH) Martina Nöstler
Im nächsten Schritt folgt die Trennsäge TS 35: Das Kantholz wird – bei Bedarf auch außermittig – in zwei Halbhölzer aufgetrennt. Ist laut vorgegebenem Schnittbild kein Trennschnitt erforderlich, werden die Sägeblätter auch hier vertikal vollständig aus dem Arbeitsbereich gefahren. „Wird außermittig aufgetrennt, befindet sich die schmalere Seite immer rechts, die breite links. Das ist für den weiteren Ablauf besser“, weiß Bien. Das Auftrennen ist generell ab einem Stammdurchmesser von etwa 280 mm sinnvoll. Die zwei entstandenen Hölzer werden über den Rollengang getrennt, um 90° gedreht (immer mit der Außenseite nach oben) und zwei Nachschnitt-Kreissägen – Doppelwellen-Kreissägen mit Festeinhang – zugeführt. Dazwischen befindet sich noch eine Quertransportstrecke. In diese ist eine Querkappung installiert, die das Holz millimetergenau auf das geforderte Fertigmaß ablängt. In der Nachschnitt-Kreissäge ist der Einhang ebenfalls aus dem Arbeitsbereich verfahrbar. Dies erleichtert den Zugriff im Störungsfall.
Apropos Störungsfall: Die gesamte Spaner-Profilierlinie hat bis zur Nachschnitt-Kreissäge beziehungsweise zu den Stapelmaschinen keine einzige Pufferstelle. Das erhöht natürlich auch die Anforderungen an Linck hinsichtlich einer kontinuierlichen Leistung – und auch an Brodbaek für die nachgelagerten Stapelanlagen. Darum müssen insbesondere die Querabzüge und die Übergaben an die Stapellinien präzise wie ein Schweizer Uhrwerk aufeinander abgestimmt sein.
Steht etwa eine der Stapelungen, kann auf Betrieb mit nur einer Nachschnitt-Kreissäge umgeschaltet werden, damit die Produktion weiterläuft.
Ausbeutevorteile durch Kurzholz
„Langholz kann jeder sägen. Kurzholz ist eine ungleich größere Herausforderung“, ist man bei Linck überzeugt. Mit den 1,25 m entsteht aber ein wesentlicher Vorteil: Kurz ist selbst krummes Holz relativ gerade, wodurch sich eine deutliche Mehrausbeute ergibt.Bien-Holz
Gründung: 1989Geschäftsführer: DI Hans Bien, Ulrich Bien, Helmut Flach, Sigmund Schuster
Standorte: Birstein/DE (Verwaltung), Lauterbach/DE und Uelzen/DE (Sägewerke)
Standort Uelzen
Areal: 8 ha
Start: Spatenstich Dezember 2010, erstes Holz Dezember 2011
Betriebsleiter: Jörg Hellmann
Mitarbeiter: 40
Einschnittskapazität: 350.000 fm/J im Zweischichtbetrieb
Holzarten: Kiefer, Fichte, Lärche, Douglasie; auch Birke und Erle als „Mitläufer“
Produkte: ausschließlich Palettenbretter