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Links strömt die Zuluft über die warmen Stapel, überquert die Decke, erhitzt sich im Wärmetauscher und trocknet die Pakete schonend vor © Mühlböck

Heizen wird immer teurer

Ein Artikel von DI Johannes Plackner | 20.11.2012 - 10:51
Flüssiges Wasser fühlt sich in den Holzzellen durchaus wohl. Erst, wenn Luft die Oberfläche abtrocknet, wandert es nach außen und wird dort verdunstet. So entsteht aus feuchten Brettern trockenes Schnittholz. Leider brauchen das Aufheizen und Verdunsten viel Energie – und die wird nicht billiger. Daher haben sich die Holztrocknungsingenieure von Mühlböck, Eberschwang, eine Methode überlegt, um den Energieverbrauch zu senken. Das traf den Nerv der Zeit. Noch bevor das System offiziell präsentiert wird, gibt es bereits vier Kunden, darunter das Palettenwerk Speckner, Schwand, das Sägewerk Saldus in Lettland, das Sägewerk Pieper in Olsberg/DE. Die Technik dahinter wird im Folgenden erklärt.

Wozu warme Luft verblasen?

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Links strömt die Zuluft über die warmen Stapel, überquert die Decke, erhitzt sich im Wärmetauscher und trocknet die Pakete schonend vor © Mühlböck

Es handelt sich um ein Wärmerückgewinnungs-system mit direkter Verwertung. Damit will Mühlböck den Einsatz thermischer Energie nahezu halbieren. Die Grundidee ist einleuchtend: Der Abdampf des beheizten Anlagenteiles heizt über eine Wärmerückgewinnung einen anderen Teil der Trocknungsanlage. Dieser bezieht seine Energie ausschließlich aus der Wärmerückgewinnung und braucht keine Wärme aus der Heizanlage.
Ein Trocknungskanal besteht aus drei Trocknungszonen: Vor-, Haupt- und Nachtrocknung. In der ersten Zone werden 48 % der Feuchtigkeit abgetrocknet. Die Haupt- und die Nachtrocknungszone entziehen die restlichen 52 %. Üblicherweise wird die thermische Energie mit Warmwasser eingespeist. Damit diese nicht zu einem großen Teil ungenutzt wieder entweicht, wird der Abluft aus Haupt- und Nachtrocknungszone durch einen Wärmetauscher geführt. Dabei kondensiert die gesamte Wassermenge aus dem Holz. Im Zuge dessen werden aus der Abluft 90 % der hineingesteckten Energie wieder entzogen. Die danach entfeuchtete Abluft wird wieder dem Trockner zugeführt. Aus Haupt- und Nachtrocknungszone kommt also keine Abluft ins Freie.
Für die Vortrocknungszone wird ausschließlich thermische Energie aus der Wärmerückgewinnung eingesetzt. Zusätzliches Aufheizen ist nicht nötig. Während in der Haupt- und Nachtrocknungszone Umluftventilatoren arbeiten und nur rund ein Zehntel der Luftmenge je Umlauf dem Trocknungskanal entzogen wird, strömt für die Vortrocknungszone die Luftmenge nur ein Mal über die Wärmerückgewinnung und dann über das Holz. Die Abluft, die von dort ins Freie kommt, liegt nur wenige Grad über der Außentemperatur. „Der gesamte Trockner ist dadurch völlig entschwadet“, sagt Geschäftsführer Kurt Mühlböck.

Wesentlich geringere Isolationsverluste

Die Luft für den Vortrockner wird dabei über das fertig getrocknete Holz in der Ausfahrzone angesaugt und absorbiert die Restwärme des Holzes. Danach strömen die Luftmassen durch den Technikraum zwischen Kanaldecke und Dach und nehmen die dort vorhandene Wärme auf. Das vermeidet Isolationsverluste. „Somit ist es leicht verständlich, wieso sich der Energieverbrauch gegenüber einer herkömmlichen Trocknungsanlage halbiert“, argumentiert Mühlböck. Bei den klassischen Trockenkammern funktioniert das genannte „Wärme-Doppelnutzungssystem“ ähnlich. Der Unterschied liegt darin, dass statt der verschiedenen Zonen im Kanal, mehrere Trockenkammern im Verbund eingesetzt werden. Jede Kammer ist so aufgebaut, dass sie sowohl Vor- als auch Nachtrockner sein kann. Die Entscheidung, wie eine eingesetzt wird, fällt die Mühlböck-Regelung K5. Gleich mehrere Mühlböck-Patente sind in dieses System eingeflossen.

Keine Kilowattstunde wird verschwendet

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Bereit für höchste (Spar-)Leistungen: Die Mühlböck-Kanaltrockner nutzen die warme Abluft, um die einströmende Trockenluft vorzuwärmen © Mühlböck

Die Preise für Restholz sind in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Umso wichtiger ist es, das wertvolle Produkt nicht dem Kamin zu überantworten. Mühlböck hat eine Antwort parat: „Das Einsparungspotenzial durch das Wärme-Doppelnutzungssystem bei Trockenkammern und Kanaltrocknern ist riesig. Der Brennstoffbedarf wird halbiert“, beziffert der Geschäftsführer. Um die Wärmemenge zur Trocknung von einem Kubikmeter Holz zu erzeugen, müsse ein halber Schütttraummeter Restholz verbrannt werden, erklärt Mühlböck.
Mit dem Einsatz des Wärme-Doppelnutzungssystems werde je Kubikmeter trockenes Holz ein viertel Schüttraummeter Restholz gespart. Bei einer Schnittholzproduktion in Europa von 100 Mio. m3/J ergebe das ein rechnerisches Einsparungspotenzial von jährlich 25 Mio. m3 Restholz oder einem Äquivalent von 1250 Mio. l Heizöl. Die vier genannten Projekte sind bereits in Montage oder kurz vor der Inbetriebnahme und werden dieses Potenzial bald nutzen.

Beseitigung von Energieengpässen

Bei vielen Sägewerksbetrieben führen Engpässe bei der thermischen Energieversorgung zu reduzierten Trocknungskapazitäten. Bislang löste man das Problem in der Regel mit Investitionen in einen neuen Kessel. Das funktionierte auch nur, sofern genug Brennmaterial vorhanden war. Mit dem neuen Wärme-Doppelnutzungssystem kann dagegen selbst bei begrenzter Energieversorgung die Trocknungskapazität erhöht werden. Zusätzlich sorgt diese Methode für eine Glättung der Energieverbrauchskurve.
Einen weiteren Vorteil spielt der Mühlböck-Kanaltrockner in den kommenden Monaten aus: Die Vortrocknungszone eigne sich perfekt zum Auftauen im Winter, heißt es.

Holz wandert auf Wagen durch den Kanal

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Für Palettenproduzenten zählen geringe Produktionskosten - hier überzeugt Mühlböck mit seiner effizienten Technologie © Mühlböck

Ein Schwerpunkt der vergangenen Mühlböck-Forschungsjahre war die Entwicklung des Kanaltrockners. Vorausgesetzt werden dabei erstklassige Technik und Verarbeitung. Dann versprechen die Trockentunnel aber eine Reihe von Vorteilen bei Energieverbrauch, Trocknungsqualität, Bedienung, Logistik und Kapazität.
„Im Gegensatz zu klassischen Trockenkammern wird das Holz auf Transportwagen durch den Trockner bewegt und dabei unterschiedlichen Klimabedingungen ausgesetzt“, beschreibt der Geschäftsführer des oberösterreichischen Betriebes das Anlagenprinzip. „Je nach Holzart, Dimension, Anfangsfeuchtigkeit und gewünschter Endfeuchte wird der Kanaltrockner mit unterschiedlichen Klimastufen gesteuert.“

Auch im Tunnel gilt: Strom sparen

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Unsichtbar, aber sparsam: Die Zuluft strömt zuerst durch den Technikraum und nimmt Wärme von der Decke und den Heizrohren mit © Mühlböck

Um die Stromkosten zu senken, wird bei Mühlböck-Kanaltrocknern nun das aus dem Trockenkammerbereich bekannte IntelliVent-System eingesetzt. Die Drehzahl der Ventilatoren passt sich dabei laufend dem Trocknungsverlauf an. „Dies bedeutet, dass trotz nominell höherer Ventilatorausstattung, je nach Holzart und -stärke, um bis zu 30 % weniger Strom als bei herkömmlichen Kanälen benötigt wird“, erklärt Mühlböck.
Gemeinsam mit der schonenden Trocknung durch die von der Wärmerückgewinnung erhitzten Zuluft in der ersten Trocknungszone garantiere dies eine perfekte Holzqualität und Feuchtestreuung.

Bedienerfreundliche Visualisierung

Speziell für den neuen Kanaltrockner programmierten die Mühlböck-Softwareentwickler eine neue Regelung. Ziel war eine intuitive Bedienung durch übersichtliche Darstellung. Alle relevanten Daten lassen sich nun grafisch und in Klartext abbilden. Schnittstellen zur mobilen Datenerfassung vereinfachen die Datenverwaltung.
Die einzelnen Pakete werden dabei eingescannt und im Paketmanagement administriert. Falscheingaben sind somit Geschichte. Umfassende Dokumentationen und Auswertungsmöglichkeiten – auch werksübergreifend – erleichtern die Trocknungskontrolle, verspricht man.

Umfangreiche Ausstattung

Mühlböck besitzt über 30 Jahre Erfahrung in der technischen Holztrocknung. Damit kennt man die Bedürfnisse der europäischen Sägeindustrie perfekt. Das mündet in intelligente Details, wie die aktive, flexible Luftsperre. Das vollautomatische Schott sorge für optimale Luftströmung im Trocknungskanal auch bei unterschiedlichen Pakethöhen, heißt es. Umfangreiche Sicherheitseinrichtungen garantieren einen reibungslosen Betrieb der Anlage.

Alles aus einer Hand

„Ausschlaggebend für die vielen Aufträge in der jüngsten Zeit sind unsere effiziente Technik und die damit verbundene Energieeinsparung. In erster Linie überzeugt aber, dass ein umfangreiches Leistungspaket im Zusammenhang mit der Errichtung des Kanals angeboten wird“, verrät Mühlböck. Das Angebot umfasst:
Konzeption und Gesamtprojektplanung
Ausführung von Fundament, Heizungsverrohrung und -verteilung
Vorproduktion der Trockenkammern und -kanäle in Eberschwang
Programmierung der Regelung
Montage und Inbetriebnahme
Nachbetreuung und Optimierung durch eigene Mühlböck-Techniker
„Für unsere Kunden bedeutet dies eine Reduktion der Schnittstellen. Die Verantwortung für Projektabwicklung und Funktion der Anlage liegt bei nur einem Lieferanten – bei uns“, streicht der Geschäftsführer abschließend hervor.

Mühlböck-Holztrocknungsanlagen – Facts

Gründung: 1981Geschäftsführer: Ing. Kurt Mühlböck, Marianne MühlböckStandorte: Eberschwang, HartbergSortiment:Frischablufttrockner, Kanaltrockner, Hackgut- und Spänetrockner, Vakuumtrockner, Dämpfkammern, Spezialtrockner, Trocknungsmanagement