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Die Reinhard-Basicline bei Karstensen © DI Johannes Plackner

Unterm Strich präziser kappen

Ein Artikel von DI Hannes Plackner (für Timber-Online bearbeitet) | 14.12.2012 - 13:42
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Einfache Maschine, die Wertschöpfung bringt - Axel Karstensen zeigt seine Basicline 225?400 © DI Johannes Plackner

Wenn es etwas gibt, das die meisten Holzhändler verbindet, dann sind es sinkende Margen bei Standardware. Wenn sich die Kunden mal an (niedrige) einstellige Aufschläge, etwa bei KVH-Pakete, gewöhnt haben, ist es schwer, davon wieder loszukommen – jedenfalls ohne einen gebotenen Mehrwert. Diese Mehrleistung heißt bei dem beliebten keilgezinkten Baustoff immer öfter: Kommission nach Liste. Der Kunde erhält also kein Paket mehr, sondern nach Bauplan abgelängte Stücke. Dabei macht es durchaus Sinn, diese Wertschöpfungsstufe im Handel anzuordnen. Das beweist der Besuch von drei Unternehmen im hohen deutschen Norden.
Die Holzhändler Karstensen in Niebüll, Team Baucenter in Eggebek und Haupthoff in Heiligenstedten haben vor Kurzem eine Kappanlage von Christof Reinhardt Maschinenbau, Rottweil-Neukirch/DE, angeschafft. „Alle drei Kunden hatten sehr ähnliche Anforderungen. Werkstücke bis zu 13 m Länge sollten sauber und sicher gekappt werden“, berichtet Joaquín García von Reinhardt Maschinenbau. Die Anlagen sind technisch nicht sonderlich anspruchsvoll – und doch wichtig.

Einfache Technik für viele Benutzer

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Die Reinhard-Basicline bei Karstensen © DI Johannes Plackner

Niebüll zählt zu den nördlichsten Gemeinden Deutschlands. Wer zu spät bremst, ist fast schon in Dänemark. Gebaut wird dort viel, meist aber mit Backstein. „Viele Norddeutschen trauen dem Holz nicht so recht. Sie fürchten Schäden aufgrund des feuchten Wetters“, beschreibt Holzhändler Axel Karstensen. Trotz der Ressentiments steigen der Holzbauanteil und damit der Umsatz, den er mit den Holzprodukten erzielt.
Um den Bedürfnissen seiner Kunden weiter zu entsprechen, investierte Karstensen erstmals in der 110-jährigen Unternehmensgeschichte in eine eigene Kappanlage. Angeschafft wurde eine Reinhardt Basicline 225–400. Bei dieser Untertischkappsäge ist das Sägeblatt waag- und senkrecht beweglich. Das erlaubt die Verarbeitung von Querschnitten, wie beispielsweise 225 mal 350 mm, 200 mal 400 mm oder 150 mal 460 mm. „Eigentlich wusste ich gar nicht, welche Kappsägenmodelle es am Markt gibt. Ein Händlerkollege hat mir dann Reinhardt empfohlen. Deren Anlagen haben mir gleich gefallen, vor allem wegen der Robustheit“, berichtet Karstensen.
Die Kappschnitte werden meist in Tagesfrist angefordert. Es kommen daher unterschiedliche Mitarbeiter zum Einsatz. „Da darf eine Fehlbedienung gar nicht erst möglich sein“, betont Karstensen. Und tatsächlich: Sehr viel mehr als einen Ein-Aus-Knopf und einen beidhändig zu bedienenden Schalter hat die Maschine nicht. Aufgestellt wurde die Säge in einer brandneuen Halle. „Klassisches Bauholz ist bei uns kaum mehr ein Thema“, sagt Karstensen. Meist wird KVH verarbeitet. An Standardsortimenten hat er immer rund 200 m3 vorrätig. Wenn der Kunde mit der Liste kommt, optimiert Karstensen auf Wunsch die Schnittsetzung, um Ausschuss zu minimieren. Der Mitarbeiter im Lager entnimmt auf Basis der Zuschnittliste die 13 m langen KVH-Balken und legt sie auf der rechten Seite ab. Die exakte Positionierung geschieht mit einem verstellbaren Anschlag mit Millimeterskala. Einen Kappschnitt später wurde aus einem Massenprodukt individuell angefertigte Kommissionsware. Ein zweiter Anschlag ist hydraulisch ein- und ausschwenkbar und ermöglicht das effiziente Ablängen auf eine zweite Wunschdimension.
Für eine baugleiche Anlage entschied man sich im 60 km entfernten Eggebek. Beim Team Baucenter wählte man die Reinhardt Slimline auf Empfehlung von Karstensen. Team Baucenter erweiterte seinen Standort unlängst um überdachte 5000 m2. „Fünf Gänge des neuen Hochregallagers sind voll mit KVH. In einem davon wird gerade die Kappsäge montiert“, schildert Martin Lorenzen, Geschäftsführer des Standortes. Im Zuge der Investition wollte man auch neue Kunden ansprechen, ebenfalls mit Listen-KVH und -Bauholz. 10 und 13 m lange Elemente liegen in den Eggebeker Regalen bereit. Auf Wunsch werden sie nun millimetergenau zugeschnitten.

Schnell und einfach kombiniert kappen

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Beim Baufachzentrum Haupthoff entschied man sich ebenfalls für eine Reinhardt-Anlage, wie Joachim Prill gerne präsentiert © DI Johannes Plackner

100 km südlich von Niebüll zeigt Joachim Prill seine neue Kappanlage. Der Handlungsbevollmächtigte des Baufachzentrums Haupthoff führt durch das Hochregallager zu der Reinhardt Basicline 225 S60. Die möglichen Querschnitte sind hier etwas geringer und reichen etwa von 225 mal 250 mm bis 150 mal 360 mm.
Vom Prinzip her handelt es sich um die gleiche Anlage wie zuvor. 13 m lange Balken werden mit einer Untertischkappsäge exakt zugeschnitten. Hier geschieht das aber mit einem Positionierschieber – eine Novität. „Dieser Maschinentyp wurde heuer eingeführt und wird auf der Ligna 2013 erstmals ausgestellt“, erklärt García. „Wir ergänzen die einfache Untertischkappsäge Basicline mit dem Positioniersystem der Slimline-Baureihe. Mit dieser halbautomatischen Lösung schließen wir die Lücke zwischen der manuellen und der vollautomatischen Maschine.“ Der Positionierschieber arbeitet mit bis zu 60 m/min. „Das erklärt ‚S60‘ in der Typenbezeichnung“, enthüllt Garcia.
Bei Haupthoff ist die Kappanlage mit dem Büro verbunden. Über die Schnittstelle „Paletti“ werden die Schnittlisten elektronisch übermittelt. Das bringt einen Produktivitätsgewinn. Grundsätzliche Idee hinter der Investition in eine Kappanlage war aber die höhere Qualität. „Die Handwerker wollen heute alles exakt zugeschnitten haben“, erklärt Prill. Die vorhandene Zugkappsäge war aufgrund der steigenden Anforderungen an Maßgenauigkeit überfordert. Bei der Suche nach einer Alternative vertraute man bei Haupthoff ebenfalls der Empfehlung eines Händlerkollegen.

Hydraulisch wegen Winterkälte

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Der Positionierschieber bei der Basicline S60 arbeitet mit 60?m/min © DI Johannes Plackner

Alle drei vorgestellten Maschinen sind in offenen Lagerhallen in einem Kragarmregal integriert. Reinhardt konstruierte die Tische so, dass deren Füße in das Raster der Regale passen. Schon beim Holzkurier-Besuch näherten sich die Temperaturen dem Gefrierpunkt. Im Winter wird es nochmals deutlich kälter. Da es sich um offene Hallen handelt, wurden die Maschinen mit hydraulischem Antrieb ausgeliefert. Üblich ist Pneumatik, doch die flüssigkeitsbasierte Lösung ist bei Minusgraden robuster. „Wenn Feuchtigkeit in der Pneumatik gefriert, kann es zu Maschinenausfällen kommen“, erklärt García.
13 m langes KVH mit dem Höchstquerschnitt ist schwer. Daher können die Anlagen mit einem Seitenstapler beladen werden. Dafür sind genau positionierte Aussparungen in den Rollentischen vorgesehen.
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Bedienung des Touchpanels ist sehr intuitiv und auch mit Handschuhen kein Problem © DI Johannes Plackner