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Auf Flexibilität getrimmt: Asta Holz in Ziemetshausen schaffte sich im Vorjahr die dritte SMB-Linie an - diesmal mit dem Ziel KVH-Listenproduktion © DI Johannes Plackner

Kreislauf-Wirtschaftlichkeit

Ein Artikel von DI Hannes Plackner (für Timber-Online bearbeitet) | 19.12.2012 - 00:11
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Der alte und der neue Chef: Hans Lieble und Andreas Engler (v. li.) © DI Johannes Plackner

Wer die Aufgaben der Leimholzindustrie verstehen will, braucht sich nur die vor- und nachgelagerte Stufe ansehen.
In das Werk liefert die Sägeindustrie ihre Lamellen. Klebstoffhersteller bringen Leime und Härter – business as usual.
Interessanter wird es aber in der Auslieferungshalle. Der Lieblingskunde der Leimholzhersteller hat bislang lkw-weise die gleiche Dimension gekauft, denn große Chargen sind am leichtesten herzustellen. Damit lässt sich aber auch am wenigsten Geld verdienen und eigentlich ist es auch nicht das, was der Kunde will. Also gibt es den Trend zu kommissionierter Ware. Heutzutage haben BSH- und KVH-Hersteller plötzlich mit Käufern zu tun, die nach Liste einkaufen und womöglich die Ware für nur ein Einfamilienhaus auch direkt auf die Baustelle geliefert haben wollen.
Dafür gibt es zwei Lösungen: entweder riesige Lagerflächen, wo erstens alle möglichen Dimensionen vorgehalten und zu Kommissionen zusammengestellt werden können. Wer aber weder den Platz dafür noch das Geld für die Unmengen an gebundenem Kapital hat, der findet in Vöhringen eine Alternative. Das bringt dem Maschinenbauer SMB den Titel des Holzindustrieausstatters des Jahres 2013.

Groß geworden mit der Keilzinke

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Auf Flexibilität getrimmt: Asta Holz in Ziemetshausen schaffte sich im Vorjahr die dritte SMB-Linie an - diesmal mit dem Ziel KVH-Listenproduktion © DI Johannes Plackner

Der schwäbische Maschinenbauer SMB brachte 1986 seine erste Keilzinken-Kompaktanlage. Väter dieses Systems waren Hans Lieble und Dieter Hornung. Sie entwickelten eine Anlage, die auf engem Raum in einem Fräsvorgang zwei Keilzinkenprofile aufbrachte und beleimte. Die werden zusammengesteckt und nach der nötigen Aushärtezeit ist die Verbindung vollkommen. Für höhere Kapazitäten entwickelte man in Vöhringen dann noch das Taktzentrum und eine Reihe von ergänzenden Anlagen und Mechanisierungen.
Vor rund einem Jahr verkauften Lieble und Hornung ihr Unternehmen an Andreas Engler. Der Manager aus der Autozulieferindustrie hat sich in kurzer Zeit in die Materie eingearbeitet. Ihm zur Seite steht mit Sven Biberacher ein junger, ambitionierter Ingenieur, der Ausbildungen zum Industriemechaniker, Maschinenbautechniker und Maschinenbauingenieur durchlaufen hat - eine seltene Kombination. Zudem hilft Lieble nach wie vor im Unternehmen und kann sich auf das konzentrieren, was ihm liegt: das Tüfteln und Konstruieren.

Neun Typen von Keilzinkenpressen

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Sven Biberacher ist als Assistent der Geschäftsleitung für den technischen Bereich zuständig © DI Johannes Plackner

SMB bietet das volle Sortiment bei der Keilzinkentechnik von Paketfräsanlagen bis zu den heute vorherrschenden Einzelbrettfräsern. Bei Letzteren gab es bislang die Entscheidung: Hochleistungs-Taktzentrum für bis zu zwölf Keilzinkungen pro Minute oder eine Kompaktanlage, welche rund fünf Keilzinkenverbindungen pro Minute fertigstellt. Die SMB-Entwickler denken nun über einen Kompromiss nach: „In einer Kompaktanlage sind bis zu acht Zinkungen pro Minute möglich“, glaubt Biberacher.
Die größte Herausforderung bei dieser Hochleistungsanlage seien die zeitlich optimierte Positionierung der Lamellen bei kontinuierlicher Beschickung, heißt es. Doch für diese Aufgaben leben Techniker wie Biberacher und Lieble. Sie zu lösen, steht in der besten Tradition schwäbischer Ingenieurskunst. „Wir werden bei der Keilzinkentechnik vorne dabei sein. Das geht nur mit Innovation. Da steckt Arbeit dahinter, aber das ist genau das, was Spaß macht“, versichert Biberacher. Eine zweite Stoßrichtung bei der Entwicklung ist die Qualität. Erst unlängst stellten die Vöhringer eine Kompaktanlage für qualitativ höchste Ansprüche her. Ein vierspindeliges System verschiebt Ausrisse ins Reich der Geschichte.
Der große Trend in der Leimholzindustrie ist aber die Listenproduktion. Dafür können Keilzinkenanlagen allein nur ein Teil der Lösung sein. Zu den Schlüsselmaschinen zählen hier auch die Balkenpressen. SMB hat dafür eine im wahrsten Sinne des Wortes „runde“ Lösung entwickelt.

Neuester Coup: Roto-Kommissionierpresse

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Das Layout der neuenSMB Roto-Kommissionierpresse © SMB

„Das Konzept der Rotationspresse ist seit Langem bekannt. Wir haben uns überlegt, wie wir dieses anpassen müssen, damit eine Losgröße 1-Produktion möglich ist“, schildert Biberacher. Das Resultat ist eine Presse, die in zahlreichen Details mit intelligenten Lösungen glänzt. Herausragende Eigenschaft ist, dass die Presszylinder den Pressdruck messen. Bisher musste bei jeder Dimensionsänderung der neue Querschnitt eingegeben werden. Heute braucht gar nichts mehr eingetippt werden. Die Presszylinder fahren einfach so weit zusammen, bis der optimale Druck erreicht ist.
Zum Ablauf: In der Blockbildestation wird zunächst der Pressling vorbereitet. Davon unabhängig dreht sich die Presse mit ihrem eben entleerten Feld zur Befüllung. Dort wird der fertig beleimte Pressling eingeschoben und mit 16 Seitendruckzylindern in Form gebracht. Von oben drücken im 50 cm-Abstand die Zylinder und bringen den eingestellten Pressdruck auf. Jeder Zylinder ist dafür einzeln überwacht. Selbstverständlich sind damit abgetreppte Verpressungen möglich.
Ohne sich jetzt in technischen Details zu verlieren (eine Reportage über die Roto-Kommissionierpresse folgt sicherlich noch), sei noch ein zweites herausragendes Merkmal genannt: der geringe Platzbedarf. Das wird am deutlichsten, wenn die Presse in voller Größe begutachtet wird. Der Rotationskörper selbst findet auf 17 mal 3,5 m Platz. In der Höhe misst die BSH-Drehorgel 3,5 m. Befüllen und entleeren lässt sie sich diese Anlage in beide Richtungen. „Sie ist also ideal geeignet, um in bestehende Produktionen nachgerüstet zu werden“, definiert der Geschäftsführer eine Stoßrichtung.

Qualitativ auf höchstem Niveau

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Hohe Wertschöpfungstiefe: Vieles wird in Vöhringen selbst gemacht, etwa die Rahmen, die präzise von Hand geschweißt werden © DI Johannes Plackner

Abschließend hat Engler noch eine Überraschung parat. Hinter den Werkshallen voll mit Keilzink-, Kapp- und Prüfanlagen gibt es noch eine Fertigung von Zahnrädern. Diese landen in Mercedes-Getrieben. „Das zeigt vielleicht am deutlichsten, dass wir es gewohnt sind, allerhöchsten Qualitätsansprüchen zu genügen“, erklärt der Schwabe selbstsicher.
Mit 70 erfahrenen Mitarbeitern und neun Azubis hat SMB auch in Zukunft das Potenzial, diese hohe Qualität in der Holzindustrie umzusetzen.

SMB Maschinenbau

Gründung: 1977Standort: Vöhringen/DEGeschäftsführer: Andreas Engler (Unternehmensgründer Hans Lieble und Dieter Hornung sind weiter als Konsulenten tätig)Sortiment: Kompaktanlagen, Taktzentren, Paketanlagen, Kappsägen, Entstapel- und Stapelanlagen, Biegeprüfgeräte, Rotations-KommissionierpressenMitarbeiter: 70 sowie neun AzubisExportanteil:über 50 %