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Obel-P-Hochfrequenzpresse eignet sich für BSH und BSP © Obel-P

Hochfrequente Leimholzlösung

Ein Artikel von DI Hannes Plackner | 29.04.2013 - 15:42
Den dänischen Maschinenbauer Obel-P Automation aus Herning kennt man meist nur über seine Schwester. Brødbæk, Vonge/DK, erzeugt Säge- und Sortierlinien. Obel-P Automation ist dagegen in der Weiterverarbeitung groß geworden. „Für die Holzkurier-Leser sind unsere Hochfrequenzpressen interessant“, sagt Vertriebsingenieur Ivan Madsen. Jüngste Installationen setzten Hochfrequenztechnik (HF) entweder bei BSH- oder BSP-Linien ein. Obel-P Automation bietet nun eine Presse an, die beides kann.

Bis zu 150 m3 in einer Schicht

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Obel-P-Hochfrequenzpresse eignet sich für BSH und BSP © Obel-P

Seit 1956 werden in Herning HF-Generatoren und -Pressen gebaut. Man darf also davon ausgehen, dass die Obel-P-Ingenieure wissen, was sie tun. Für konstruktives Leimholz entwickelten sie eine neue HF-Presse. Die Dimension der Endprodukte reicht bis 24 m bei einer Breite von 65 bis 145 cm. Für BSP entwickelt Obel-P Automation gerade eine Anlage mit 3,4 m Arbeitsbreite.
Gepresst wird mit 8 N/mm2 Oberdruck (BSP) oder Seitendruck (BSH). Bis zu 30 cm Stärke sind möglich. „Für BSH-Kommissionen empfehle ich Pressen mit 65 cm Arbeitsbreite. Die Minimalbreite beträgt 20 cm. Die Balken fahren hintereinander in verschiedenen Längen durch. Praktisch ist, dass die Presse auch 62 cm breite Deckenelemente erzeugen kann“, ergänzt Exportleiter Markus Hofmann in fließendem Deutsch.

Heizen mit Hochfrequenz

Obel-P Automation fertigt auch die komplette Mechanisierung zur Lagen- und/oder Binderformung. Zunächst werden die Lamellen mit bis zu 250 m/min beleimt. Ob die Presse unidirektionale oder kreuzweise verlegte Lamellen zu festem Leimholz veredelt, ist ihr egal. Was auf dem Auflegetisch erzeugt wird, nimmt sie auf. Rüstzeiten beim Dimensionswechsel gibt es kaum. „Nur die Seitendruckzulagen werden in wenigen Handgriffen mit Schnellspannern angepasst“, so Hofmann.
In der Presszone wird der Pressling mit Oben- und Seitendruck beaufschlagt. Dann strömen – je nach Modell – 40 bis 200 kW in Form eines elektrischen Feldes durch den Korpus. Die Frequenz von 13,56 Mhz ist gerade richtig, um die Wassermoleküle hin und her zu reißen. Das heißt, dass sich die wässrigen Zonen (=Leimfugen) stark erhitzen. Damit härtet der Klebstoff in wenigen Minuten aus. „So erreichen wir eine Produktionskapazität von bis zu 180 m3 pro Schicht“, sagt Hofmann.

Flexibles Pressenlayout

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Obel-P-Verkaufsleiter Markus Hof­mann in der Produktionshalle © Obel-P

Die HF-Pressplatten sind in der Regel 3 bis 6 m lang. Dieses Maß berechnet sich aufgrund der Kapazität und der offenen Zeit des Leims. Bei einer begrenzten Hallenlänge lässt sich die Presse auch in L-Form installieren. Dann wird die Legestation als Querförderbereich ausgestaltet.
„Die Kompaktheit und die Flexibilität der Presse ermöglichen es uns, sie in bestehende Produktionen zu integrieren“, erklärt Hofmann. Die vorhandene Keilzinkenanlage für KVH lasse sich in vielen Fällen auch für BSH- oder BSP-Lamellen verwenden. „Ohne teure Investitionen in die Mechanisierung lässt sich das Produktsortiment um das konstant wachsende BSH beziehungsweise um das boomende Brettsperrholz erweitern“, wirbt Hofmann.

Bleistifte und Containerböden

Die vielseitige Hochfrequenztechnik erzeugt auch Holzprodukten, an die man zunächst nicht denken würde. Madsen zeigt in der Werkstatt eine kontinuierliche HF-Presse, die Rohplättchen für Blei- und Buntstifte erzeugt. Nur wenige Zentimeter groß und so dick wie eine Schokoladentafel sind die Ausgangsplatten, von denen je zwei auf der Schmalseite verleimt werden. „Dann sind sie groß genug, damit sie zu Bleistifthalbschalen gehobelt werden können“, erklärt Madsen. Daneben steht ein Stapel längsverleimter Buchenplatten, etwa so groß wie der Holzkurier, den Sie in Händen halten. Erzeugt wurden sie in der Presse, die kurz davon noch in der Werkstatt stand, mittlerweile aber zum Kunden unterwegs ist. „Die Buchenplatten verkauft er als Bodenbelag für Container“, informiert Madsen.
In einer weiteren Halle wird eine Maschine zusammengebaut, die Fensterkanteln mit den Halteclips für Aluprofile ausstattet und gleichzeitig die Dichtung einfügt. Kontinuierliche HF-Pressen für die Kanteln selbst bietet das Obel-P Automation ebenso an, wie ganze Produktionsstraßen für Fenster und Türen.

Eine Gruppe deckt vieles ab

Aufgrund des wachsenden Interesses an den Pressen und Fensteranlagen gründete Obel-P Automation vor anderthalb Jahren eine Niederlassung im niedersächsischen Wildeshausen, betreut von Andreas Lieb. Im „explodierenden Markt China“ (Zitat Hofmann) ist Obel-P seit zwei Jahren präsent und hat mittlerweile schon eine Referenzlinie geliefert. In Summe hat das Herninger Unternehmen elf Vertriebsniederlassungen. Es ist eines von vier in der dänischen Obel-P-Gruppe. Diese deckt einen großen Teil der Holz-Wertschöpfungskette ab: Brødbæk im Sägewerk und Obel-P Automation in der Weiterverarbeitung. Aagard erzeugt Absauganlagen und PL Control kümmert sich um Steuerungsanlagen sowie Betriebselektrik. Alle Teilunternehmen sind auf der Ligna in Hannover präsent. „Ich freue mich, unsere BSH- und BSP-Lösungen vorstellen zu dürfen“, betont Hofmann abschließend.