Kanaltrockner spart Zeit, Weg und vor allem Energie
Ein Artikel von Christoph Zeppetzauer | 12.11.2013 - 07:12
Holz verarbeitende Betriebe sind oft gefangen zwischen dem Rundholzpreis und dem Endproduktpreis, den sie schwer beeinflussen können. Wo sie optimieren können, ist der Produktionsprozess. Hier bietet Mühlböck, Eberschwang, mit einem Kanaltrockner samt Energierückgewinnung eine interessante Option. Wie das funktioniert, durfte sich der Holzkurier in Nordsachsen bei HIT Torgau ansehen.
Was ist 120 m lang, mehr als 15 m hoch und gut 50 m breit? Richtig, die insgesamt vier Kanaltrockner, welche bei der Holzindustrie Torgau (HIT) täglich 25.000 Paletten trocknen. Der Betrieb aus Sachsen ist der weltweit erste Kunde, der einen Mühlböck-Kanaltrockner mit dem neuen Trocknungssystem Typ 1003 verwendet. Seit Sommer 2012 arbeitet man damit und das Zwischenfazit von Geschäftsführer Günther Hilmer fällt positiv aus. „Das Prinzip des Kanaltrocknens hat uns bereits zuvor gefallen. Wir waren aber mit dem Produkt eines anderen Unternehmens nicht so zufrieden und sind dann 2011 an Mühlböck herangetreten. Wie man sieht, hat sich die Zusammenarbeit gelohnt.“
„Die thermische Energie zur Holztrocknung bedeutet einen der größten Kostenfaktoren im Betrieb“, weiß Vertriebsleiter Richard Mühlböck. Hier verberge sich ein Einsparungspotenzial, das gerade in der momentan schwierigen Zeit zwischen schwarzen und roten Zahlen entscheiden könne. „Je nach Holzart und gewünschter Endfeuchte liegt hier eine mögliche Ersparnis von 5 bis 8 €/m3 vor. Jene Anlagen, die wir schon mit dem Trocknungssystem 1003 ausgerüstet haben, zeigen Einsparungen bis zu 50 %.“ Was Mühlböck mit dieser technologischen Neuentwicklung anders macht? Man nutzt die wertvolle Abluft einer Trockenkammer.
Beim herkömmlichen Frischluft-Abluft-Prinzip wird die eingebrachte Energie einfach in die Atmosphäre geblasen. Mühlböcks neues System wirkt dem entgegen: Der Abdampf einer beheizten Trockenkammer heizt über eine Wärmerückgewinnung die Zuluft für einen anderen Teil der Trocknungsanlage. Diese bezieht dadurch die thermische Energie ausschließlich aus der Wärmerückgewinnung und benötigt keine zusätzliche Wärme aus der Heizanlage.
Beim Lokalaugenschein wird deutlich, warum die Mühlböck-Techniker rund ein halbes Jahr Bauzeit zu bewältigen hatten. „Unser Einschnitt beträgt rund 1,2 Mio. fm/J Kiefer und Fichte. Daraus erzeugen wir 35.000 Paletten täglich“, informiert Katharina Hilmer. Einen Löwenanteil davon trocknen die vier Kanäle von Mühlböck. Zunächst erfolgt die Beladung der „Loren“, wie sie in Torgau heißen. Kleine, flache Transportwagen, die mit je 640 Paletten bestückt werden. Sie verlaufen auf einem beinahe 120 m langen Schienenstrang, der auf dem Betonboden fixiert ist. Ein automatisches Höhen- und Breitenkontrollsystem sorgt dafür, dass nur richtig gestapelte Palettenwagen ihre Reise in den Kanaltrockner antreten. Darüber hinaus sorgen Lichtschranken und diverse Notausschalter für einen sicheren Betrieb der Anlage. Die Paletten durchwandern den Kanaltrockner in gewissen Taktzeiten. „Wir haben hier logischerweise die Erfahrung gemacht, dass die Taktzeit in den unterschiedlichen Jahreszeiten abweicht“, erklärt Günther Hilmer. Der Spitzentakt betrug im Sommer zweieinhalb Stunden, im Winter etwa eine Stunde mehr. Takt bedeutet in diesem Fall die Zeit zwischen den einzelnen Stationen, die sich aufteilen in: Beschickung – Vortrocknung – Trocknung in den Kammern mit unterschiedlichen Klimazonen – Palettenausgabe. Die Befüllung und der Transport durch den Trockner erfolgen mittels eines vollautomatischen Beschickungssystems. Schubstangen befördern dann die Wagen nach vorne, ehe sie wieder in die Ausgangsposition zurückkehren. Am Ende des Tunnels weisen die Paletten eine Restfeuchte von rund 10 % auf.
Das Innenleben des Kanaltrockners offenbart sich dem Betreiber am besten mithilfe der Visualisierung am Bildschirm. Per Mausklick weiß der Betreiber jederzeit über die Performance der einzelnen Kanaltrockner Bescheid. Schnittstellen zu mobilen Datenerfassungsgeräten sowie verschiedene Anbindungsmöglichkeiten an das Unternehmensnetzwerk erlauben es den Verantwortlichen, jederzeit einen Blick auf die „Trocknungsperformance“ zu werfen. Die Entscheidung, welche Trockenkammer mit welchen Luftmengen und Temperaturen versorgt wird, trifft die neue Regelung K5. In Abhängigkeit von der Holzart, -dicke und -feuchte wird das optimale Kammerklima berechnet und für eine schnelle und qualitativ hochwertige Trocknung gesorgt.
Als der Geschäftsabschluss auf der Ligna 2011 getätigt wurde, wusste man bei HIT Torgau noch nichts vom neuen Trocknungssystem mit Wärmerückgewinnung. „Mühlböck hat uns dieses System dann vorgestellt und wir waren davon angetan. Für uns gibt es keine wirtschaftlichere Art zu trocknen“, sagt Günther Hilmer. Dabei sei noch nicht einmal die Energieeinsparung allein im Vordergrund gestanden. „Schon die Staplerfahrten, die man so einspart, bringen viel Weg und Zeit, die anderswo im Betrieb genutzt werden können“, ergänzt er. Zusätzlich zur Energieeinsparung werden die Durchflussmengen im hydraulischen System halbiert. Das führt zu verringerten Pumpenleistungen und reduzierten Leitungsquerschnitten, wodurch sich noch einmal Kostensenkungen ergeben. Das patentierte Trocknungssystem mit Wärmerückgewinnung ist sowohl für herkömmliche Trockenkammern als auch für Kanaltrockner verfügbar. Selbst bestehende Anlagen kann Mühlböck nachträglich damit ausstatten.
Das vorgestellte Trocknungsmodell in Torgau ließ auch andere Holz verarbeitende Unternehmen reagieren. Nicht Paletten, sondern Schnittholz trocknet das lettische Sägewerk Saldus seit wenigen Wochen nach dem gleichen Schema. Ebenso hat sich Mayr-Melnhof Holz, Paskov/CZ, für diese Ausführung entschieden. Die Installation soll noch in diesem Jahr in Betrieb gehen, erfährt man von Mühlböck.
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