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Weg mit der Rinde! Der stabile Lochrotor des Nicholson-r2 entrindet die Nadelholzbloche, die mit variabler Geschwindigkeit durch die Maschine sausen © Johannes Plackner

Der Büffel am Rundholzplatz

Ein Artikel von Hannes Plackner (für Timber-Online bearbeitet) | 24.01.2014 - 11:18
Robustheit und Arbeitserleichterung waren die wichtigsten Aspekte für Hans Stadler. Der Geschäftsführer eines kleinen Bauholzsägewerks in St. Wolfgang am Wolfgangsee erneuerte im Vorjahr seinen Rundholzplatz. 6000 bis 7000 fm/J Nadelholz werden dort übernommen, entrindet, vermessen und sortiert. Herzstück der Anlage ist der Nicholson-Lochrotorentrinder vom Typ r2. Die Mechanisierung lieferte Springer, Friesach. Von Microtec stammt der Stammkonturscanner.

Industrietechnik für Bauholzsäger

Als Einsteigerklasse für kleinere Sägewerke bis 80.0000 fm/J Einschnitt hat Nicholson die r2 entworfen. Doch bei Funktionsweise und Robustheit wurden keine Abstriche gemacht. „Das ist ein richtiger Büffel“, sagt Stadler zufrieden, als er über den Rundholzplatz führt. Im Mai 2013 hat er die Anlage in Betrieb genommen. Der 38-jährige hat bei der Wahl seiner Ausstatter auf langjährige Zuverlässigkeit Wert gelegt. Denn: „Das ist der erste und soll auch der letzte Rundholzplatz sein, den ich kaufe“, sagt der Säger. Mit kurzfristig verfügbarem Bauholz hat der Betriebe eine zukunftsfähige Nische gefunden. Da denkt man in langen Zeiträumen. Die Anlagen sollen in 20 Jahren noch genauso gut laufen wie heute.
Genau dafür seien die Nicholson-Anlagen geeignet, betont Gernot Gruber. „250 Entrinder sind in Mitteleuropa im Einsatz. Deren Durchschnittsalter sind 19 Jahre. Die älteste wird bald 40.“
Mit dieser Zuverlässigkeit überzeugt der Vertriebsverantwortliche für Zentral- und Osteuropäer. Nicholson ist seit seiner Gründung 1948 ein Familienbetrieb. Qualitativ hochwertige, schwere Maschinen sind damit quasi eine „Frage der Ehre“, wie es Gruber ausdrückt. Um Spannungen aus den geschweißten Konstruktionen zu entfernen, hat das Unternehmen am Sitz in Sydney in Britisch-Kolumbien sogar einen eigenen Glühofen. Der ist groß genug für den ganzen Maschinenrahmen.

Automatische Druckeinstellung

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Effizientes Arbeiten am Springer-Rundholzplatz: Von rechts kommen die Bloche, ganz links arbeitet der Wurzelreduzierer © Johannes Plackner

Rundholz von 10 bis 101 cm Durchmesser bewältigt der 13 t schwere r2-Entrinder. Das ist wichtig, weil am Rundholzplatz regelmäßig überstarke Bloche landen, die Stadler auch verarbeiten will. Je stärker der Stamm, umso stärker ist aber auch dessen Rinde. Nicholson hat daher schon in seiner Einsteigerklasse eine pneumatische Druckjustierung. Bei Starkholz arbeiten die Rotorarme mit mehr Druck als bei schwachen Stämmen. „Das funktioniert natürlich auch bei Hartholz“, ergänzt Gruber. Das Ergebnis: Hinten kommt stets ein sauber entrindetes Bloch raus – egal, ob Stadler ein gefrorenes Fichtenstämmchen oder einen mächtigen Lärchenerdstamm bearbeitet. Dabei arbeitet der Maschinentyp frequenzgesteuert mit variabler Geschwindigkeit.

Parallel fräsen und Entrinden

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Vier Boxen links, vier Boxen rechts: das entrindete Bloch im Moment des Abstoßens auf die linksseitige Box des Sortierstranges © Johannes Plackner

Die Rundholzübernahme ist Chefsache. Stadler sitzt bequem in der geheizten Kabine und hat Aufgabe, Entrinder und den Sortierstrang mit acht Boxen im Blick. Dank der neuen Anlage kann Stadler mit Werksmaß abrechnen. Die Übernahme geschieht meist in Anwesenheit des Verkäufers. Von allein vereinzelt die Springer-Anlage die bis zu 12 m langen Bloche. Erdstämme aus Hanglagen haben oft große Wurzelanläufe. Ein 1,5 m langer Fräser nimmt sich ihrer an. Beim Fräsen könne Stadler den Stamm leicht schräg stellen, was gerade bei Langholz vorteilhaft sei, erklärt er. Praktisch ist, dass der Reduzierer neben dem Strang des Entrinders liegt und dieser während des Wurzelanlauffräsens weiterarbeiten kann.
Wenn der Stamm zum Nicholson-Entrinder kommt, senkt sich eine Rolle auf ihn. Diese erfüllt gleich drei Aufgaben: Erstens sie hält den Stamm fest, zweitens wird er nach unten auf die Antriebsketten gedrückt und drittens zentriert sich der Rotor auf diese Weise automatisch. Eine stabile Hebelmechanik platziert die Öffnung mittig vor dem Rundholz. Anders als andere Lösungen mit starrem Rotor und höhenverstellbarem Förderband spart der r2-Entrinder Platz. Der Vorschubkettenantrieb kann links oder rechts angebracht werden – also ein Universalgerät.

Überlaufboxen für lange Bloche

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Weg mit der Rinde! Der stabile Lochrotor des Nicholson-r2 entrindet die Nadelholzbloche, die mit variabler Geschwindigkeit durch die Maschine sausen © Johannes Plackner

Direkt nach der Entrindung kommen die Stämme zur Vermessung, gefolgt vom Sortierförderer von Springer. Sechs robuste Betonboxen nehmen die Standardlängen auf. Alles, was über 7 m lang ist, rollt in eine von zwei vorgelagerten Überlaufboxen. Die weitere Rundholzmanipulation übernimmt ein Bagger. Bei der Entscheidung für Springer überzeugten Stadler ähnliche Argumente wie beim Nicholson-Entrinder: Robustheit und lange Lebensdauer. Dass die Friesacher gute Anlagen liefern, war in dem Betrieb schon bekannt. Im Herbst 2008 wurde die Sortier- und Stapelanlage Springer Unipak installiert. Verglichen mit dem Stand vor einem Jahr, ist die jetzige Anlage für Stadler „eine massive Arbeitserleichterung und Energieeinsparung“. Einst musste alles mit dem Bagger erledigt werden. Da ist der Springer-Rundholzplatz mit dem Nicholson-Entrinder ein deutlicher Komfortgewinn. „Ich bin positiv überrascht, wie gut die Anlage funktioniert“, attestiert der Säger aus dem Salzkammergut.

Technik wie bei den ganz Großen

Bemerkenswert an Stadlers Entscheidung ist, dass er sich seine Ausstatter mit den ganz Großen der Branche teilt. Einen Springer-Rundholzplatz mit Nicholson-Entrinder gibt es auch in so manchem mitteleuropäischen Millionensägewerk. Doch sind kleinere und mittlere Betriebe für beide Maschinenbauer sehr wichtig.
Daher werden Lösungen im niedrigen Preissegment angeboten. Die Installation in St. Wolfgang beweist, dass auch lokal tätige Bauholzsägewerke mit diesen zuverlässigen Anlagen profitabel wirtschaften können.

Sägewerk Stadler

Gründung: 1908
Geschäftsführer: Johann Stadler
Mitarbeiter: 3Sortiment: getrocknetes Bauholz von 3 bis 12 m, Sondersortiment, Schnittholz, Hobelware
Einschnitt: 6000 bis 7000 fm/J, Fi/Ta/Lä