Ehrlich gesagt – als ich mich auf den Weg nach Sittersdorf in Kärnten machte, dachte ich auch: „Holzschuhe? Sind die nicht laut und unbequem?“ Aber ich wurde eines Bessern belehrt: Spätestens nach ein paar Gehversuchen weiß ich jetzt, dass die „Woodys“ das komplette Gegenteil sind: hoher Tragekomfort und auch auf harten Untergründen leise.
Familienbetrieb goes Fashion Week
Aus den Holzklötzen (re.) entstehen mit Kopierfräsen im nächsten Schritt die Sohlen © Martina Nöstler
Besonderes Highlight war wohl ein Telefonanruf vor zwei Jahren: Die britische Modedesignerin Vivienne Westwood wollte spezielle Woodys für ihre Laufstegshow anlässlich der Fashion Weeks in Paris und Mailand. „Wir schafften es binnen weniger Wochen, die Wünsche der Designer zu erfüllen“, erinnert sich Silvia Olipp zurück. Sie ist für das Marketing und Controlling bei Woody zuständig.
In dem Zusammenhang verweist sie auf die Maschinen und die Mitarbeiter. „Wir haben keine CNC-Anlagen oder Fließbänder. Aufgrund der aufwändigen Fertigung und der hohen Qualität setzen wir gezielt auf das Können unserer Mitarbeiter.“ Der Betrieb kauft vorgetrocknetes Schnittholz zu. Zum Großteil ist es Weide. Seit zwei Jahren führt Woody auch Zirbenschuhe im Programm. Die Weide stammt aus den kroatischen Donau-Auen, die Zirbe aus der Region. Rund 350 m³ sind es jährlich. Zunächst kappen die Mitarbeiter das Schnittholz - je nach Modell und Schuhgröße – in verschieden große Holzklötze. Kopierfräsen bringen die Rohform der Sohle auf das Holz, Kreissägen erzeugen die Trennschnitte für die Biegezonen. Als Nächstes folgen das Raspeln und das Entgraten, um die Kanten zu brechen.
Im nächsten Schritt folgt die Besonderheit von Woody: die biegsame Sohle. Dafür muss das Holz zunächst für etwa zwölf Stunden erwärmt werden, bevor es der Mitarbeiter in eine Vorrichtung legt. Dort gießt er einen speziellen Naturkautschuk darüber, meist in Schwarz, Weiß, Hell- oder Dunkelbraun. Unter Hitze verfestigt sich der Kautschuk und verbindet sich mit dem Holz. Danach heißt es wieder warten – rund 24 Stunden. Erst dann hat sich der Kautschuk richtig verfestigt und schmiert bei der weiteren Bearbeitung nicht. Danach fräsen Maschinen das Fußbett in die Sohle und sorgen für die perfekte Außenform. An mehreren Stationen verpassen die Mitarbeiter der Sohle einen Falz für die Befestigung des Schuhoberteils, runden die Kanten ab, schwabbeln Kanten und Fußbett und beizen die Sohle. Danach muss sie für einige Stunden trocknen, bevor es an das Polieren und Reinigen geht.
Absolute Handarbeit
Bis aber jemand – egal, ob Designerin oder Redakteurin – in die Holzschuhe schlüpfen kann, bedarf es einer Menge Arbeit. „35 Arbeitsschritte sind bei uns notwendig, bis ein Woody fertig ist“, erzählt Olipp. Sie hat sogar einmal sämtliche Handgriffe von der Baumfällung bis zum Verkauf gezählt. „Es waren über 560.“ Bevor es in die Produktion geht, noch schnell eine Frage: „Wie viele Schuhe produzieren Sie?“ „Pro Jahr sind es bis zu 50.000 Paar Sohlen. Ein Großteil davon verlässt als fertiger Schuh das Werksgelände.“Sohlenhochzeit
Fabriksverkauf: In Sittersdorf können die Kunden nach Lust und Laune probieren - und kaufen © Martina Nöstler
Und dann geht es ab in den Verkauf: entweder direkt vor Ort in Sittersdorf, zu ausgesuchten Fachhändlern oder online. Denn obwohl der Woody eigentlich keine besondere Pflege verlangt, empfiehlt der Hersteller einige Handgriffe, damit man lange Freude an den Holzschuhen hat.