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Rund 30 Teilnehmer folgten der Einladung der Wirtschaftskammer Niederösterreich zur diesjährigen Fachgruppentagung © Martina Nöstler/Holzkurier.com

FACHGRUPPENTAGUNG NIEDERÖSTERREICH

„Wir müssen das Jahr nutzen“

Ein Artikel von Martina Nöstler | 10.10.2024 - 07:32
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Franz Kirnbauer (re.) übergibt die Obmannschaft der Fachgruppe ab 2025 an Günther Hahn © Martina Nöstler/Holzkurier.com

Besonders ein Thema erregte wieder die Gemüter bei der Fachgruppentagung in Niederösterreich: die EUDR. Die gute Nachricht: Anfang Oktober wurde bekannt, dass die EU-Kommission einen Aufschub um ein Jahr plant – vorbehaltlich der Zustimmung des EU-Parlaments und des EU-Rats. Aber: „Das Gesetz ist derzeit so, wie es ist. Es tritt voraussichtlich nur ein Jahr später in Kraft“, relativierte Martina Weginger vom Fachverband der Holzindustrie Österreichs. „Die EUDR wird kommen. Wir arbeiten aber massiv daran, dass für Mitteleuropa andere Regelungen gelten als für den Regenwald“, kommentierte Fachgruppenobmann Franz Kirnbauer und führte weiter aus: „In Österreich wird seit Jahrhunderten auf das Nachhaltigkeitsprinzip gesetzt. Darüber hinaus sind 80 % der Betriebe PEFC-zertifiziert. Wir brauchen nicht noch mehr Bürokratie und Reglementierungen.“ 

Es sollte Einstufungen in High-, Middle- und Low Risk-Länder geben und für Letztere, wie Österreich, sollten andere Vorschriften gelten, appellierte Kirnbauer. „Wir müssen dieses Jahr nutzen, um auf nationaler und europäischer Ebene zu lobbyieren. Wir wollen aber nicht mit Leuten verhandeln, die die Branche nicht kennen“, verdeutlichte er. Nichtsdestotrotz lautete Wegingers Empfehlung an die Betriebe: „Obwohl wir alles daransetzen, die EUDR abzuwenden beziehungsweise abzumildern, sollten Sie die Zeit nutzen, um sich auf deren Umsetzung vorzubereiten.“

Weitere Herausforderung: Transport

Alexander Schrötter, Spartengeschäftsführer Wirtschaftskammer Niederösterreich (WK NÖ), stellte bei der Fachgruppentagung die Positionspapiere mit sieben Standpunkten – von Entbürokratisierung über Arbeitszeitverkürzung bis hin zu Flächeninanspruchnahme – vor. Diese sind auf der Homepage der Wirtschaftskammer abrufbar. Besonders verwies er aber auf die Herausforderung in puncto Bahn: „Die Deutsche Bahn sperrt bis 2030 rund 4000 km Streckennetz, um Sanierungen durchzuführen. Ab Februar 2026 startet beispielsweise die Totalsperre der Strecke Regensburg–Nürnberg. Informieren Sie sich rechtzeitig, was diese Sperren für Ihren Betrieb bedeuten und wie Sie den Transport lösen“, warnte Schrötter.

Franz Schrimpl und Bernadette Borek berichteten über die laufenden Tätigkeiten von proHolz Niederösterreich. Bei der Holzbaufachberatung will man etwa Bürgermeister und gemeinnützige Bauträger vom Holzbau überzeugen. Für die jüngere Generation ist eine Holzfachpädagogin unterwegs, um Kinder und Jugendliche in Schulen und Kindergärten von Holz zu begeistern. Ein besonders wichtiges Anliegen ist Schrimpl der Holzbaupreis Niederösterreich: Dieser wird im Juni 2025 bereits zum 20. Mal vergeben. Seit Anfang Oktober läuft zudem der neue proHolz-Werbespot „Hey Wald“. Mit diesem will man klarstellen, dass nur ein bewirtschafteter Wald klimafit ist. 

In diesem Jahr besuchten die Teilnehmer im Vorfeld der Tagung die Standorte von Seier-Holz in Wr. Neustadt (Handel) und Bromberg (Sägewerk). Das Unternehmen wurde 1959 von Friedrich Seier sen. gegründet. Der heute 93-Jährige ließ es sich nicht nehmen, bei der Besichtigung sowie der anschließenden Tagung mit dabei zu sein. Seit 1991 führt sein Sohn, Friedrich Seier, das Unternehmen und mittlerweile sind auch die beiden Enkelsöhne im Betrieb tätig.

Diese Fachgruppentagung war für Kirnbauer die letzte in seiner Funktion als Obmann. Ab 2025 wird Günther Hahn, Geschäftsführer von Holz Hahn aus Rappottenstein, diese Position übernehmen./