US-Marktupdate

Genie oder Wahnsinn: Wird Trump 25% Zölle auf Holz erheben?

Ein Artikel von Russ Taylor (übersetzt von Eva Guzely) | 20.01.2025 - 08:24

Kanadische Holzunternehmen gehen nun in die Offensive und schlagen eine Erhöhung der Holzpreise um 25% vor, die wirksam wird, falls und sobald diese Zölle umgesetzt werden. Ob das einfach aggressives Gehabe und Druck seitens Trump sind, um Kanada und Mexiko zu entsprechenden Schritten zu bewegen – es sieht so aus, als hätte er damit bereits die Aufmerksamkeit kanadischer Politiker gewonnen –, oder ob er die Zölle einfach nur aus Prinzip einführen wird: Exporteure wie Käufer müssen ihre Unternehmen mit kurzfristigen Strategien schützen.

Mehrere kanadische Holzunternehmen teilen ihren Kunden nun mit, dass sie Zuschläge in Höhe von 25 % auf ihre Holzexporte in die USA erheben werden, sollten obengenannte US-Zölle eingeführt werden. Da kanadische Sägewerke bereits durchschnittlich 14,4 % Einfuhrzölle auf Lieferungen in die USA zahlen, bleibt ihnen keine andere Wahl, als die Preise um 25 % zu erhöhen, um die potenziellen Mehrkosten abzudecken.

In einem LinkedIn-Beitrag äußerte Nic Wilson, CEO des Denver Mass Timber Group Summit, seine Meinung zu den jüngsten Marktunsicherheiten. Er berichtet am 9. Januar: „West Fraser  (...) hat gestern Abend eine pauschale E-Mail-Erklärung verschickt, in der es heißt, dass jegliches Schnittholz, das nicht bereits per Schiene auf dem Weg in die Lager der Kunden ist, den zusätzlichen Kosten unterliegen wird, sollte Trump ein Dekret über Zölle von 25% (zusätzlich zu den bereits bestehenden Einfuhrzöllen) unterzeichnen.“ Wilson fährt fort, dass „mehrere große kanadische Sägewerke dieselbe öffentliche Ankündigung verschickt haben“. 

Als Schnittholzgroßhändler und -einkäufer ist Nic Wilson der Ansicht, dass „die Marktteilnehmer Panikkäufe tätigen werden, um ihre Lager für Februar und März aufzufüllen. Das ist sozusagen die Versicherungspolice der Kunden. Viele gehen im Moment zurecht auf Risiko, weil einige ihr Schnittholz zu lange auf Lager im Sägewerk hatten und nun überrumpelt wurden. Jetzt sind die Marktteilnehmer sozusagen zu Paniklieferungen gezwungen, basierend auf einem ,Was wäre wenn'-Szenario. Das Verrückte ist, dass niemand wirklich weiß, ob Trump die Zölle einführen wird oder nicht. Das ist alles reine Spekulation.“

Wilson glaubt, dass dies „in den nächsten Wochen Panikkäufe auslösen und die Preise in die Höhe treiben wird”. Das sei ein Musterbeispiel für „Kaufe bei Gerüchten, verkaufe bei Fakten“.

Diese ersten Reaktionen des Marktes folgen auf vorherige Kommentare Trumps: „Wir brauchen ihr (kanadisches, Anm. der Redaktion) Schnittholz nicht. Wir haben riesige Holzbestände. Wir brauchen ihr Holz nicht“, sagte Trump. „Wir müssen Beschränkungen aufheben, denn einige dumme Leute haben Beschränkungen eingeführt. Aber das kann ich mit einer Verfügung tun. Wir brauchen nichts von dem, was sie haben.“ Damit sind auch Autos und Milchprodukte gemeint, aber kein Öl.

Natürlich ist das eine weitere Lüge von Trump – in mehr als einer Hinsicht. Ich nehme an, er glaubt tatsächlich, dass Schnittholz auf Feldern wächst und man es nur ernten muss. Natürlich bezieht er sich auf Wälder, in denen die Holznutzung aus verschiedenen Gründen eingeschränkt ist – beispielsweise in Nationalparks. Er scheint aber nicht zu verstehen, dass man zur Steigerung der Holzernte Kapital (für Erntemaschinen, Transport-Lkws etc.) und qualifizierte Arbeitskräfte braucht. Kurzfristig sind seine Vorstellungen also unrealistisch. Und dann braucht es noch Sägewerkskapazitäten, die zwar etwas gesteigert werden könnten, aber die Sägewerke in den USA sind bereits zu etwa 85% ausgelastet (und erreichen selten 90%), sowie Arbeitskräfte. Schade, dass er Tausende von Einwanderern ohne Papiere in ihre Heimatländer zurückschicken wird, obwohl es so klingt, als könnten sie gut gebraucht werden – und nicht nur, um Häuser zu bauen.

Nachdem ich einige falsche Berichte gesehen habe, hier nun einige Fakten über den geschätzten Schnittholzhandel zwischen Kanada und den USA 2024:

  • kanadische Nadelschnittholz-Exporte in die USA: 28,3 Mio. m3 = 24% des US-Verbrauchs
  • nichtkanadische Nadelschnittholz-Exporte in die USA: 8,3 Mio. m3 = 7% des US-Verbrauchs
  • kanadische Nadelschnittholz-Produktion: 48,4 Mio. m3
  • US-Nadelschnittholz-Produktion: 85 Mio. m3
  • US-Nadelschnittholz-Verbrauch: 118 Mio. m3
  • Anteil kanadischer Nadelschnittholz-Exporte in die USA an der Gesamtproduktion in Kanada: 60%
  • kanadische Nadelschnittholz-Exporte in sonstige Länder: 3,3 Mio. m3

Die USA brauchen also kanadisches Schnittholz und Kanada braucht die USA als Absatzmarkt.

Und noch ein paar Fakten zum geschätzten Handel mit OSB-Platten zwischen Kanada und den USA im letzten Jahr:

  • kanadische OSB-Exporte in die USA: 581 Mio. m2 = 30% des US-Verbrauchs
  • nichtkanadische OSB-Exporte in die USA: 37,2 Mio. m2 = 2 % des US-Verbrauchs
  • kanadische OSB-Produktion: 743 Mio. m2
  • OSB-Produktion in den USA: 1,4 Mrd. m2
  • OSB-Verbrauch der USA: 2 Mrd. m2
  • Anteil kanadischer OSB-Exporte in die USA an der Gesamtproduktion in Kanada: 75%
  • kanadische OSB-Exporte in sonstige Länder: 37,2 Mio. m2

Man sieht also, dass die USA kanadische OSB-Platten brauchen und dass umgekehrt Kanada auf den US-Markt angewiesen ist.

Die Unsicherheit darüber, ob Trump seine 25%-Zölle einführen wird oder nicht, hat die Märkte also bereits erfasst. Es wird sich zeigen, was Trumps wahre Strategie ist. Die Einführung von Zöllen wird jedenfalls sehr schnell nach hinten losgehen und Preise und Inflation in die Höhe treiben sowie potenzielle Engpässe und den Verlust von Arbeitsplätzen zur Folge haben. Interessante Zeiten!