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USA

Zoll oder nicht Zoll?

Ein Artikel von Günther Jauk | 12.02.2025 - 10:22

Anfang Februar ging es in den USA Schlag auf Schlag. Nachdem US-Präsident Donald Trump am 30. Januar ein Dekret für zusätzliche US-Zölle auf Importe aus Mexiko (25 %), Kanada (25 %) und China (10 %) unterzeichnete, sollten diese bereits am 4. Februar in Kraft treten. Es folgten Tage großer Aufregung, bevor die Strafzölle am 3. Februar zuerst vom südlichen und dann auch vom nördlichen Nachbarn abgewendet wurden. Konkret wurden diese vorerst für 30 Tage ausgesetzt. 

Unbeeindruckter Schnittholzmarkt

Bemerkenswert war die Reaktion oder, besser gesagt, die Nichtreaktion des US-Schnittholzpreises auf die im Raum stehenden Zölle. Dieser ist in KW05 nach der Unterfertigung des Dekrets laut Holzkurier-Preisbild sogar geringfügig um 2 US-$/1000 bft (E-SPF, 2-by-4, 16 feet, KD, #2&better, loaded on truck) zurückgegangen. Somit blieb die von einigen Marktbeobachtern erwartete kurzfristige Nachfragebelebung und der damit einhergehende Preisauftrieb aus. 

In der KW06 legte der Preis um 25 US-$/1000 bft zu und notierte mit 600 US-$/1000 bft auf dem höchsten Wert seit November 2024. Für europäische Lieferanten stieg der Preis um 14 €/m3 auf 376 €/m3 zu. 

Bereits im Vorfeld kündigten kanadische Holzindustrien an, Zölle, die über die bereits bestehenden 14,5 % hinausgehen, an ihre Kunden in den USA weitergeben zu wollen. Dies hätte auch für bereits beauftragte Lieferungen gegolten, wobei US-Kunden die Möglichkeit gehabt hätten, kurzfristig von bestehenden Verträgen zurückzutreten. Mit zuletzt 28,1 Mio. m3 im Wert von 5,1 Mrd. US-$ ist Kanada in puncto Nadelschnittholz der wichtigste Handelspartner der USA (s. Beitrag "Nadelschnittholz-Importe unter Vorjahr"). Die USA produzieren jährlich rund 85 Mio. m3 Nadelschnittholz, verbrauchen jedoch 118 Mio. m3/J. Ohne kanadische Ware geht es also nicht.

Chance für Europäer?

Nach diesen turbulenten Tagen, herrscht unter europäischen US-Lieferanten und deren Abnehmern eine Mischung aus Ratlosigkeit, Zurückhaltung, Kontinuität und vorsichtigem Optimismus:

  • Ratlosigkeit: „Niemand weiß, was tatsächlich kommen wird und wie man reagieren soll.“ „Wir sind nicht in Panik, aber dennoch in Sorge.“ 
  • Zurückhaltung: „Wir spüren derzeit eine Kaufzurückhaltung in den USA. Neben der Unsicherheit spielt auch die Wetterlage eine Rolle.“ 
  • Kontinuität: „Wir liefern dieselben Mengen wie immer über den Atlantik.“ „Einen übermäßigen Lageraufbau in den Wintermonaten konnte man auch im vorangegangenen Frühling nicht vergolden.“ 
  • Optimismus: „Besser könnte es für uns nicht sein, als wenn die Kanadier Zölle haben und wir nicht.“ „Die Risiken liegen auf dem Tisch – die Chancen vor uns.“

Sollten die Strafzölle Anfang März tatsächlich in Kraft treten, werden die kanadischen Anbieter ihre Ankündigungen wohl wahr machen und die Preise für den US-Markt entsprechend anheben – alles andere wäre wirtschaftlich nicht darstellbar. Für europäische Lieferanten ergäbe sich daraus ein deutlicher Preisvorteil, vorausgesetzt natürlich, dass Trump die EU vor Zöllen verschont.

40 % Strafzölle?

Die kanadischen Sägewerke kämpfen bereits seit 2017 mit von den USA verhängten Ausgleichs- und Antidumpingzöllen, die seither immer wieder angepasst wurden und aktuell bei durchschnittlich knapp 15 % liegen. Bereits bis 20. Februar sollen dann die neuen Abgabensätze (Sixth Administrative Review; AR6) vom US Department of Commerce bekannt gegeben werden. Kämen hier noch einmal 25 % dazu, wären das beim aktuellen Zollsatz in Summe beinahe 40 % Abgabenleistungen. 

Harte Zeiten für Kanada

Bereits 2024 schlossen einige westkanadische Sägewerke für immer ihre Tore, da man neben der herausfordernden Situation mit dem südlichen Nachbarn auch massiv mit Waldbränden und der Rundholzversorgung zu kämpfen hat. 

Ganz im Gegenteil zum Südosten der USA, wo speziell kanadische Unternehmen gerade kräftig in Sägewerkskapazitäten investieren. Laut dem Onlinemedium Transport Topics steht der US-Süden sogar kurz davor, über eine höhere Nadelschnittholz-Produktionskapazität zu verfügen als ganz Kanada, wo man zuletzt 48 Mio. m3/J produzierte. Doch selbst wenn alle US-Sägewerke ihre Kapazitäten voll ausschöpfen und auch die Europäer ihre Mengen deutlich erhöhen, werden die USA auch in Zukunft nicht einmal ansatzweise ohne kanadisches Schnittholz auskommen. Kein Wunder also, dass US-Ökonomen und -Bauherren die Aussage ihres Präsidenten Donald Trump: „We don’t need the products that they have … we have all the trees we need“, zurückweisen. Vielmehr warnen sie davor, dass die USA derzeit nicht über die industriellen Kapazitäten verfüge, um die Nachfrage zu befriedigen, und eine zusätzliche Besteuerung – oder schlimmer noch, ein Abschneiden der kanadischen Holzimporte – die Teuerung im Hausbau weiter verschärfen könnte.

Das Geplänkel der USA mit Kanada kann nicht zum Nachteil der europäischen Nadelschnittholz-Lieferanten sein


Ein europäischer US-Lieferant

Zollaufschläge werden nicht bei den kanadischen Produzenten, sondern bei den US-Abnehmern ankommen.


Ein europäischer US-Lieferant

Niemand weiß, was tatsächlich kommen wird und wie man reagieren soll.


Ein US-amerikanischer Importeur