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Mehrfachablängsäge: für A-Ware sowie B-/C-Ware gibt es jeweils eine Sägeneinheit © Gerd Ebner

Rettenmeier Baltic Timber

Keine Kompromisse

Ein Artikel von Gerd Ebner | 05.11.2025 - 10:16

Die neue Hobellinie bei Rettenmeier Baltic Timber liefert imposanten Leistungsdaten: Die Gesamtanlage schafft 100 Teile pro Minute, hobelt mit einer Vorschubgeschwindigkeit von bis zu 500 m/min und kann ausgangsseitig wenn nötig zwölf Bunde pro Minute erzeugen.

Man kennt sich ...

In Incukalns bündelten sich die vielfältigen Erfahrungen von Rettenmeier und dem Cordes-Mutterkonzern mit Kallfass. Der Ausrüster wusste, was Rettenmeier wünscht und half, Verbesserungen aus anderen Werken hier umzusetzen. Trotz der hohen Forderungen war man schnell: Es verging nur ein Jahr ab der ersten Kontaktaufnahme bis zum Montagebeginn, und nur weitere sechs Monate bis zum ersten Paket.

„Für die Montage waren 55 Lkw-Ladungen notwendig. Installiert wurden 232 Antriebe mit einer Gesamtleistung von 750 kW“, präzisiert Kallfass-Konstrukteur Helge Widmann.

Daraus konstruierte man unter anderem die Paketaufgabe mit Kipp­entstapelung für 3 m hohe Doppelpakete. „Mit integrierter Hilfsentstapelung für schnellen Paketwechsel sowie einer automatische Entsorgung der Zwischenleisten und Separierung der Unterleg-Kanthölzer“, zählt Widmann auf.

Heavy Duty war Pflicht

Vereinzelt werden die bis zu 120 mm dicken und 320 mm breiten Werkstücke per Tongloader. „Bei diesen Dimensionen ist jeder Förderer extrem beansprucht. Von Kallfass erhielten wir eine Heavy-Duty-Anlage, die damit kein Problem hat“, ist Paul Schmid, Technik-Chef der Rettenmeier-Holding, überzeugt.

Der erste Mitarbeiter kann die Qualität visuell beurteilen. Er wird dabei von einem Microtec-Festigkeitsscanner, einer Brookhuis-Feuchtemessung sowie einer Schüsselungskontrolle unterstützt. Nicht passende oder zu feuchte Teile werden an dieser Stelle aussortiert.

500 mm für 500 m/min

Imposant sind die sechs servogesteuerten, 500 mm-Beschleunigungswalzen, welche die Teile in Richtung der Rex-Hobelmaschine schießen. „Soll Stoß an Stoß gehobelt werden, steigt die Geschwindigkeit auf bis zu 750 m/min und die Lücke wird vor der Hobelmaschine im 8 m-High-Speed-Kanal geschlossen“, verweist Widmann.

Die Frage: „Warum genau 500 m/min?“ beantwortet Uwe Lutz, Vertriebsleiter Rettenmeier Hirschberg, so: „Bei einer Geschwindigkeit, die 500 m/min übersteigt, wird faktisch nur noch egalisiert. Bei 500 m/min können wir neben dem klassischen Vierseitenhobeln auch Profilierungen durchführen. Produziert werden Leisten, Deckings und weitere Produkte für den Do-it-yourself-Bereich.“ Entsprechend vielfältig ist das Endprodukt: Nach der Hobelmaschine reicht das Spektrum von der kleinen Dachlatte bis zum großen Kantholz mit 120 mal 320 mm. Alles wird in hoher Präzision und Qualität verarbeitet.

Sofort nach der Hobelmaschine erfassen sechs Walzen des Kallfass-Scannereinschubs das Holz. So werden definierte Abstände erzeugt – selbst bei gesplitterter Ware. Alle Teile kommen kontrolliert in den Goldeneye 820-Scanner von Microtec.

Teileverfolgung inklusive

Zwei Slow-Down-Bänder bremsen die Teile für den Quertransport zu den beiden Stapellinien. Hier ist nun der zweite Bedienerplatz, der das händischen Aussortieren von Hobelbruch, vor allem bei gesplitteter Ware, erlaubt. Erneute taktet der Tongloader mit hoher Anlageleistung die Ware zur nachfolgenden Sortierstation. Bei quadratischen Teilen oder anderen kritischen Dimensionen, übernimmt ein Flacheintakter die Aufgabe des Tongloaders. „Mittels ID-Scan von Microtec wird jedem Teil das zugehörige Ergebnis vom Goldeneye-Scanner zugeordnet. Das erspart die aufwändige und Risiko behaftete Teileverfolgung“, erklärt Widmann.

Es folgt eine Etikettierstation mit Inkjet-Bedruckung von REA. Mit Höchstgeschwindigkeit wird nun einerseits getrennt in Qualität A, B und C und Ausschuss. B-Ware gelangt auf eine parallele Linie, C-Ware in eine Runge, Ausschuss wird zentral entsorgt.

Die Topqualität geht geradewegs in die Abläng- und Stapellinie. Vor der Mehrfach-Ablängsäge von Kallfass durchlaufen die Teile eine Bündelungsstation. Dort lassen sich Leisten und Bretter zu Kleinbunden stapeln und umreifen. Höchstleistung: zwölf Bunde pro Minute.

Eine zentrale Paketstation für alles, auch Minipakete

Ein echter Clou ist, dass die Qualitäten A und B an einem zentralen Paketauslauf zusammengeführt werden. Nun erfolgt das Finishing mit Folie und Paketumreifung. Wenn gewünscht, können sogar Minipakete („Quards“) gebildet werden. Nach der Umreifung kann schließlich ein Paketstapler die Pakete aufeinandersetzen.

Kurz noch zur Halle: Die gewählte Halle verwendete Alteigentümer Swedwood als Lagerhalle. Breite und Länge sind für Ausrüster immer zu kurz, die Bestandshalle glänzte aber mit bis zu 7 m Höhe. „Das gab uns etwa die Freiheit, unter der Hobelanlage die gesamte Restholzentsorgung zu integrieren“, erklärt Schmid. Jedes Kapp- oder Ausschussstück gelangt so als Span zum nahen Silo. Die Anlage ist faktisch U-förmig gebaut. Den Raum dazwischen nutzt man bei Rettenmeier Baltic Timber zum Zwischenlagern von Leisten, Fertig- und Halbware direkt unter dem Dach.

Obwohl die Halle auf den ersten Blick großzügig dimensioniert scheint, musste laut Schmid „jeder Zentimeter ausgenutzt werden, um unsere Anforderungen zu er-füllen“. Das gelang.

Hobelwerk-Facts

Zeitschiene: Montagestart Juni 2023, erstes Paket Januar 2024

Technische Daten: Kippentstapelung für 3 m hohe Doppelpakete

Dimension: bis 120 mm dicke; max 320 mm breite, 6 m lange Werkstücke

Leistung: max. 100 Teile pro Minute

Hochleistungs-Hobeleinschub: bis 500 m/min

Kallfass-Lieferung zusätzlich: 232 Antriebe installiert, 750 kWelek installierte Leistung

Maschinenanlieferung: in 55 Lkw-Ladungen