Getrübte Marktaussichten
Komm.-Rat Lasislaus Döry, Präsident des Europäischen Holzwerkstoff-Verbandes (EPF) © DI (FH) Birgit Fingerlos
Auswirkungen der internationalen Konjunktureintrübung auf Österreich sind laut Weingärtler etwa eine Halbierung der Exportzuwachsrate, eine Stagnation der Investitionsnachfrage und anhaltend schwacher Konsum. Allgemein zeige sich, dass der Druck in der Bauwirtschaft stetig steige. Osteuropa sei vom Konjunktureinbruch stärker betroffen als Westeuropa.
„Die Politik bestimmt den Rahmen”, sagte EPF-Präsident Komm.-Rat Ladislaus Döry. Er verwies darauf, dass 70 bis 80% der Gesetze aus Brüssel kommen. „Dank unserer Lobbyisten haben die verschiedenen Gremien genug Informationen. Wenn man die Chance haben möchte, Einfluss zu nehmen, dann müsse man seine Größe und Stärke beweisen”, meinte Döry. 230 Mrd. € betrage der Gesamtumsatz der Europäischen Holzindustrie. 9% davon repräsentiert die Holzwerkstoff-Industrie, für die sich Döry einsetzt. 62,4 Mio. m3 Holzwerkstoffplatten wurden im vergangenen Jahr produziert. Den größten Anteil verzeichnet die Spanplatte mit 63%. Vor allem MDF habe in den vergangenen Jahren eine enorme Entwicklung erlebt. OSB erfährt im Augenblick eine Wiederbelebung. „Eine Steigerung war unsere Vision, jetzt sind wir nicht nur in einer Banken- und Finanzkrise, auch der Konsument ist beunruhigt. Der Konsum kommt langsam zu einem Vollstopp. Die Hoffnung, dass Produktion und Absatz steigen, ist zerstreut worden”, berichtete der EPF-Präsident.
Bitte keine Weltuntergangs-Stimmung
„In der Papierindustrie sind wir sehr empfindlich auf Konjunkturschwankungen. Für 2009 erwarten wir eine deutliche Delle”, analysierte Dkfm. Wolfgang Pfarl, Präsident Austropapier, anlässlich der Podiumsdiskussion im Anschluss des ersten Kongresstages. „Der Wirtschaftseinbruch ist rein konsumgesteuert”, pflichtete ihm DI Helmuth Neuner, Wirtschaftsdirektor Stift Admont, bei und meinte: „Wie sich das kommende Jahr entwickeln wird, ist nicht vorhersehbar. Denn es hängt davon ab, wie sich das Kreditverhalten der Banken ändert. Man scheidet nicht aus dem Markt aus, wenn man ein schlechtes Geschäftsmodell, sondern wenn man kein Geld beziehungsweise die fehlende Finanzierung hat”, sagte Neuner über die derzeitige Wirtschaftssituation.„Was wünschen Sie sich für ihre Branche für 2009”, fragte Eder die Teilnehmer der Podiumsdiskussion. „Ich wünsche mir, dass das Vertrauen in die Wirtschaft nicht verloren geht, wir dürfen die Konsumenten nicht verunsichern”, antwortete Pfarl. Neuner stimmte ihm bei: „Es darf keine Weltuntergangsstimmung aufkommen.”
Gibt es genug Holz?
Die Plattenindustrie sei direkt von den Preissteigerungen bei Leim und Holz betroffen. „Die Holzverfügbarkeit beschert uns besorgniserregende Aussichten. Wir hatten und haben Angst, dass uns nicht genug Holz zur Verfügung steht. Bis 2020 steigt der Holzbedarf Europas auf 1200 Mio. fm/J, das Angebot liegt nur bei 900 Mio. fm/J”, brachte Döry die Sorgen seiner Branche auf den Punkt.Dass das weltweite Holzaufkommen - vor allem bei Industrieholz - in den kommenden Jahren weiter steigen werde, meinte Dr. Hubert Röder, Pöyry Forest Industry Consulting. In Russland und Lateinamerika wird bis 2020 eine Steigerung der Holzernte erwartet, erläuterte Röder. Dagegen werde in Skandinavien die Holznutzung stagnieren und in Nordamerika zurückgehen. Ein Großteil des Holzbedarfs könne mit Schnellwuchsplantagen gedeckt werden. „Die Fläche schnell wachsender Plantagen wird sich bis 2020 von 17 Mio. ha (2005) auf 31 Mio. ha fast verdoppeln”, prophezeite Röder. „Das ist ein enormer Gewinn für die Holzversorgung der Zukunft”, meinte er.
Die industrielle Nachfrage nach Rundholz und Hackschnitzel werde global mit regional starken Unterschieden weiter zunehmen, informierte Röder. Der stärkste relative Nachfragezuwachs werde in Russland und Lateinamerika stattfinden. Vor allem in Nordeuropa, Nordamerika und Japan werde ein Nachfragerückgang erwartet.
Daher werde die Holzindustrie in Westeuropa vor großen Herausforderungen stehen. „Mittelfristig haben wir in der Holzindustrie Schwierigkeiten, aber ebenso Chancen auf neue Absatzmärkte. Wir müssen unsere Augen öffnen, um diese neuen Märkte zu erkennen”, lautete Röders Überzeugung.
Die Energieholz-Nachfrage werde in Europa deutlich steigen, zusätzlich zur Bedarfssteigerung der Industrie. „Die nachhaltig nutzbaren Holzmengen sind jedoch begrenzt. Die steigende Nachfrage nach dem Energieträger Holz wird auch langfristig in attraktiven Preisen für Sägenebenprodukte resultieren”, war Röder überzeugt.
Regionale Holznutzung, russische Exporte
Prof. Dr. Albrecht Bemmann, Professor für Forst- und Holzwirtschaft an der TU Dresden © DI (FH) Birgit Fingerlos
Univ.-Prof. Dr. Albrecht Bemmann, TU Dresden, betonte: „Russland war immer schon ein Rohstoff-Exportland. Das wird auch in den kommenden Jahren so sein.” Die Waldverteilung Russlands ist sehr heterogen. Mit 746 Mio. ha Waldfläche ist Russland das wald- und holzreichste Land der Erde. Bemmann äußerte sich zum russischen Forstgesetz 2007: „Es gab bisher kein Gesetz, das so kontrovers und breit diskutiert wurde, wie dieses.” Ein Hauptpunkt war die Frage zum Eigentum im Wald: Der russische Wald wurde nicht privatisiert. Erstmals seit 300 Jahren wurde die Forstverwaltung dezentralisiert.
„Das neue Verwaltungs- und Organisationssystem der Forstwirtschaft funktioniert noch nicht”, bringt es Bemmann auf den Punkt. Er informierte darüber, dass sich die Anzahl der zu verpachteten Waldflächen sowie auch der theoretische Hiebsatz erhöht haben. 2005 betrug die Hiebsatz-Ausnutzung Russlands nur 33% (von 564 Mio. m3/J). Neben der Waldstruktur liege dies vor allem an der Infrastruktur. In Russland beträgt die Waldstraßendichte 1 m/ha, in Deutschland sind es 50 m/ha. Neben der Infrastruktur nennt Bemmann die schlechte Ausstattung der Unternehmer: „Zaghaft fassen Harvester Fuß, im Wesentlichen wird mit veralteter Technik gearbeitet.” Die hohen Exportzölle und die geringe Wegedichte lassen einen Rückgang der Ernteunternehmen befürchten, meinte Bemmann.
„Die Entscheidung der Exportzölle ist rein politisch. Ich bin davon überzeugt, dass wir kommendes Jahr ein großes Problem bekommen werden. Die Exportnachfrage wird sinken, in Russland sind wir nicht darauf eingestellt, diese großen Rundholzmengen zu verarbeiten”, erklärte Vladimir Petrov, Stv. Forstchef Region Nordwest Russland.
Holz und Energie
„Um es in der Holzsprache zu formulieren, der Energieverbrauch ist ein dickes Brett”, sagte DI Christian Schönbauer, E-Control Leiter Ökoenergie. Laut EU-Klimaschutzpaket vom 23. Jänner gibt es den Richtlinienentwurf für die Steigerung des Anteils erneuerbarer Energieträger am Endenergieverbrauch von 8,5% 2005 auf 20% 2020.Schönbauer war der Meinung, dass „der Rohstoff Holz optimal genutzt werden müsse. Die Wärmeerzeugung ist effektiver als die Stromerzeugung”. Er präsentierte die Ökostromgesetznovelle vom Juli 2008 und prophezeite, dass „ein Ökostromanlagen-Ausbauboom kommen wird”. Die umfassende Ökostromgesetznovelle, die auch neue Tarifbestimmungen beinhaltet, ist noch nicht in Kraft. Komm.-Rat DI Friedrich Rumplmayr, Donausäge Rumplmayr, äußerte sich zum Fachvortrag Schönbauers: „Das Wesentliche dieser Novelle ist ja noch unbekannt, nämlich der verordnete Tarif.” Rumplmayr wünschte sich eine transparente Handhabung des Ökostromgesetzes. Schönbauer meinte, dass „die Tarifverordnungen nicht im Gesetz enthalten sind, diese seien per Verordnung zu bestimmen und liegen noch nicht vor. Es wäre unseriös, darüber jetzt schon Auskunft zu geben”.
Junger Strommarkt
Dr. Erwin Mair, Energie AG Oberösterreich Trading-Geschäftsführer und somit mit den Preisentwicklungen am Strommarkt direkt befasst © DI (FH) Birgit Fingerlos
Die an den Börsen gehandelten Strommengen belaufen sich in Deutschland auf mehr als das Zweifache und in Skandinavien auf das Sechsfache der an Endkunden abgegebenen Menge. Die jährlichen Stromimporte sind in den vergangenen Jahren um 1000 GWh/J gestiegen. Dies entspricht dem jährlichen Wachstum des Strombedarfs. „Wir werden vom Ausland abhängig sein”, prophezeite Mair. Ökostrom könne einen wichtigen Beitrag leisten, ist aber keinesfalls in der Lage, die konventionelle Stromerzeugung zu ersetzen. Es könne nicht einmal das Bedarfswachstum abgedeckt werden, meinte Mair.
Holz als Treibstoff
Über Treibstoffe der „2nd Generation”, informierte Dr. Reinhard Rauch, TU Wien. Ziel ist es, dass auch Holz Rohstoff für den Treibstoffsektor wird. „Ich kann sie von der Holzindustrie einerseits beruhigen, einerseits beängstigen: Bis sich die Anlagen der zweiten Generation durchsetzen - bis wir ihnen das Holz wegkaufen, das wird noch einige Zeit dauern”, erklärte Rauch.„Der Rotterdamer Hafen ist der drittgrößte Hafen weltweit”, informierte Pieter van Essen, Direktor Industrie und Massengut. In den Umschlagszahlen des Hafens spielt der Pelletsanteil eine untergeordnete Rolle. Das solle sich in den kommenden Jahren ändern. Die wesentlichste Zielsetzung des Hafenbetriebes ist die Weiterentwicklung zum Energiehafen. „Dazu passt die Förderung des Umschlags von Energieträgern wie beispielsweise Holzpellets”, erklärte van Essen.
Pelletsboom durch Öl-Preissteigerung
„Wenn der Ölpreis steigt, verkaufen wir mehr Pelletsöfen”, sah DI Dr. Christian Rakos, ProPellets Austria, die Marktturbulenzen positiv. In Österreich lag der Preis von Heizöl extraleicht im August bei 9,69 Cent/kWh, der von Pellets bei 3,55 Cent/kWh (Quelle: proPellets Austria, IWO). „Dieser Vergleich spricht für sich”, sagte DI Michael Gudera, GEE Energy. Er informierte über den Pelletsmarkt aus der Sicht eines Handelshauses. GEE Energy investiert in Produktionsanlagen und Logistiknetzwerke, um optimale Versorgungssicherheit zu gewährleisten.Stürmische Zeiten
Über Klimawandel und Zukunftsrisiken aus dem Blickwinkel der Waldbesitzer referierte Thomas Knoke, TU München. Klimaszenarien sind unsicher vorherzusagen. Mithilfe von Zufallszahlen könne man Risiken berücksichtigen. Die Robustheit unserer Wälder könne man erhöhen, beispielhaft durch kleinflächige Mischungen, Verkürzung der Umtriebszeit oder der Integration von Gastbaumarten wie etwa Douglasie.Paula, Emma, - wenn es richtig rund geht, dann sind Nasslager gefragt: DI Horst Pristauz-Telsnigg, Österreichische Bundesforste, informierte über Nasslager in Krisenzeiten. Derzeit gibt es in Österreich 46 temporäre Nasslagerplätze.