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Die Heizanlage wurde auf den Seiler-Gründen etwas oberhalb des Marktes errichtet © Pachler

Geruchs-, staub- und lärmfrei

Ein Artikel von Administrator | 19.07.2002 - 00:00

Die größte Biomasse-Verbrennungsanlage Oberösterreichs wurde am 23. Juni in Weyer von Landeshauptmann Dr. Josef Phüringer im Zuge eines Festes feierlich eröffnet. Betreiber der BioWärme Weyer sind 17 bäuerliche Waldbesitzer und die 4 Forstbetriebe, die ihren Verwaltungssitz in Weyer haben (FV Dreher, FV Hamberg, FV Weyer vom Baufonds der katholischen Kirche, Agrargemeinschaft Weyer).
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Die Heizanlage wurde auf den Seiler-Gründen etwas oberhalb des Marktes errichtet © Pachler

Geringe Transportwege für den Brennstoff. Entsprechend der Menge, die sie an Hackgut liefern können, haben die einzelnen Waldeigentümer Kapital in die Gemeinschaftsanlage eingebracht. Das verheizte Hackgut - bei Vollausbau werden pro Jahr etwa 17.000 srm zur Erzeugung thermischer Energie benötigt werden - kommt nicht alleine von den Betreibern.
Industriehackgut und Rinde wird von Sägewerken aus der Umgebung angekauft. „Wir achten sehr darauf, dass die Transportwege so gering als möglich bleiben”, meint Geschäftsführer FD DI Franz Himmelstoß dazu.
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Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer besichtigte das Heizhaus mit DI Franz Himmelstoß © Pachler

Autonome Eigenversorgung möglich. „Wir wären durchaus in der Lage, die ganze benötigte Menge aus unseren Wäldern zu lukrieren, das ist nur eine Preisfrage. Die zugekauften Nebenprodukte sind im Moment auch teuer, weil die Sägewerke die Rinde zum Teil selber für thermische Zwecke benötigen. Aber wir konnten uns bereits für diesen Herbst eine entsprechende Menge für unsere Zwecke sichern”, gibt Himmelstoß über die Versorgung Auskunft.
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In der Halle können 5500 srm Hackgut gelagert werden – ein Drittel des Jahresverbrauchs © Pachler

Zu- und Abschläge - je nach Feuchtegehalt. Das Waldhackgut wird von den Waldbesitzern auf festgelegte Sammelplätze gebracht und luftig gelagert. Dort wird das Holz mittels eines angemieteten Hackers mit einem Durchsatz von 80 srm/h im Herbst gehackt und per Lkw zum Heizwerk gebracht. Je nach Feuchtigkeit gibt es zum vereinbarten Preis Zu- oder Abschläge. 30 bis 34% sind dabei der Ausgangspunkt.
Übernommen wird das Hackgut nach dem Gewicht, das auf der Brückenwaage im Heizwerk bestimmt wird, und nach dem jeweiligen Feuchtegehalt.
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Das 2-Kessel-System gewährleistet gemeinsam mit der Regelung einen genau abgestimmten Sommer- und Winterbetrieb © Pachler

Biowärme-Facts
äBetreiber:
17 bäuerliche Waldbesitzer,
4 Forstbetriebe
Geschäftsführer:
DI Franz Himmelstoß
Installierte Kesselleistung:
4000 und 1000 kW
Reservekessel: 5000 kW
Netzlänge: 10.000 m
Abnahmeleistung der Kunden:
7000 kW
Anschlüsse: 150
Gesamtinvestition:
Heiztechnik: 1,7 Mio. €
Netz: 2,9 Mio. €
gesamt: 4,6 Mio. €
Primärenergie:
Hackgut, Sägespäne, Rinde:
12.000 srm
Bäuerliches Hackgut:
5000 srm
Lagerkapazität: 5500 srm
Substitution Heizöläquivalent:
1,5 Mio. l/J
Abnahmeverträge sichern Wirtschaftlichkeit. Nachdem die Marktgemeinde Weyer beschlossen hatte, alle öffentlichen Gebäude an das Wärmenetz anzuschließen und Liefervereinbarungen mit großen Abnehmern wie der Sonderkrankenanstalt, das Bezirksalten- und Pflegeheim abgeschlossen werden konnten, wurde im Juli 2001 mit dem Bau begonnen.
Bereits zu Ende des Jahres waren 7500 m des Netzes verlegt. Bis Ende 2003 will man die letzte Ausbaustufe mit 10 km Netzlänge und 150 angeschlossenen Objekten fertiggestellt haben. Das Projekt wurde mit Mitteln von Bund, Land und Europäischer Union gefördert
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Der 4000 kW Kessel für den Winterbetrieb © Pachler

Sichere Anlage mit 100% regenerativen Brennstoffen. Die Konzeption des Heizwerkes oblag dem technischen Büro Ing. Martin Leitner, Übelbach. Für die Ausstattung der Kesselanlagen mit einer Leistung von 1000 kW und 4000 kW bekam nach der Ausschreibung Polytechnik, Weissenbach/Triesting, den Zuschlag. „Es war uns ein Anliegen, die Anlage möglichst ausfallsicher zu machen”, so Himmelstoß.
„Aus diesem Grund wurde ein mit Biodiesel betriebener 5000 kW-Ölkessel und ein Biodiesel-betriebenes Notstromaggregat installiert. Bei Instandhaltungsarbeiten oder Wartungen können wir die Abnehmer also trotzdem ungestört mit Wärme aus Biomasse versorgen”, freut sich der Geschäftsführer.
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Interessiert folgten die Festgäste der Einladung zur Besichtigung der Anlage und den Erklärungen der Techniker © Pachler

Staubbelastung weit unter Grenzwerten. Der Einsatz des 2-Kessel-Systems ermöglicht zusammen mit der Regelungsanlage einen optimalen Wirkungsgrad, sowohl für den Sommer-, als auch für den Winterbetrieb.
Die in der Anlage entstehenden Rauchgase werden im Multizyklon vorgereinigt. Im nachgeschaltenen Elektrofilter wird der Staubgehalt weit unter die gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwerte reduziert.
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Steuerraum der Anlage: von hier aus kann alles überwacht werden © Pachler

Datenkabelverbindung zur Zentrale. Die produzierte Wärme wird mittels stufenlos geregelter Umwälzpumpen im erdverlegten, vorisolierten Stahlrohrnetz bis zu den Kunden transportiert. In Verbindung mit diesem Rohrnetz wurde eine zusätzliche Leerverrohrung verlegt, die später für die Telekommunikation genutzt werden kann.
Die Lieferverträge für die Kunden sehen, wie beim Strom, eine Grundgebühr, einen Arbeitspreis und einen Messpreis vor. Die Abnehmer sind via Datenkabel mit der Zentrale verbunden, wo der genaue Wärmeverbrauch in den einzelnen Objekten festgehalten wird. Die Übergabeanlagen sind dazu auf den individuellen Wärmebedarf abgestimmt.
Ökostrom als zusätzliches Produkt. Die örtlichen Installateure informierten die Kunden zusätzlich über die Möglichkeiten des Energiesparens und der effizienten Nutzung der Biowärme.
Polytechnik hat die Anlage technisch so konzipiert, dass sie jederzeit für eine Stromerzeugung umgerüstet werden kann. Hier wartet man die kommende Entwicklung ab.