1193068141.jpg

Über großes Interesse an der Nassvermahlung freute man sich bei Andritz Sprout in Stuttgart © Dr. Johanna Kanzian

Hoffnung Winter

Ein Artikel von Dr. Johanna Kanzian aus Stuttgart/DE | 23.10.2007 - 08:50
1193068141.jpg

Über großes Interesse an der Nassvermahlung freute man sich bei Andritz Sprout in Stuttgart © Dr. Johanna Kanzian

Pelletierprozesse optimiert, Nassvermahlung eingeführt und die Heizkessel auf unterschiedliche Brennstoffe ausgelegt - so könnte man die Neuheiten auf der diesjährigen Interpellets in Stuttgart/DE vom 10. bis 12. Oktober kurz zusammenfassen.
Trotz des massiven Einbruchs der Pelletskessel-Verkäufe blickten die Aussteller positiv in die Zukunft. Hinter vorgehaltener Hand hofft man jedoch auf einen strengen Winter, denn die Pelletslager sind voll.

Höhere Flexibilität mit Nassvermahlung. „Durch die Nassvermahlung wird bei der Rohstoffbeschaffung die Flexibilität erhöht”, erklärte DI (FH) Robert Fruhwirth, Andritz Sprout, Mettmann/DE. Anhand eines Beispiels untermalte er die Kostensituation in seinem Vortrag beim Interforum Pellets: Die Rohstoffkosten für Pellets aus Sägespänen inklusive Zusatztransport liegen bei 75 €/t. Bei Hackschnitzel belaufen sich diese auf 70 €/t. Gerechnet wurde mit einem Spänepreis von 7,5 €/srm und einem Hackgutpreis von 12,2 €/srm. Diese errechneten Rohstoffkosten seien individuell je Anwendungsfall zu überprüfen. Eine generelle Aussage könne nicht getroffen werden, da die jeweiligen Rahmenbedingungen zu unterschiedlich seien. Die Andritz-Nassvermahlung ist bei Leitinger, Preding, und Firestixx, Abtenau, bereits in Betrieb.
„Die weltweite Pellets-Produktion wächst rasant. Bis 2010 wird sich die Produktion weltweit von heute 7 auf 15 Mio. t/J verdoppeln”, prognostizierte Finn Norman Jensen, Verkaufsleiter Andritz Sprout, Esbjerg/DK. Davon könnten 40% aus Europa und Russland, 30% aus Asien und Südamerika und der Rest aus Nordamerika stammen.
Die Andritz-Auftragsbücher seien so voll wie nie, die Nachfrage nach neuen Anlagen steige weiterhin stark an. „Der Umsatz bei Andritz Sprout liegt mit 600 Mitarbeitern bei 160 Mio. €/J”, erläuterte Fruhwirth. „Gerade wurde die Pelletieranlage in die Slowakei zu KT Servis, Martin/
SK, ausgeliefert”, berichtete Prokurist Kurt Christiansen am Messestand. Die Leistung beträgt 4 bis 5 t/h, produziert werden 6 mm-Pellets.
1193068158.jpg

Besucher informierten sich über die Prozessoptimierungen bei Bühler, Uzwil/CH © Dr. Johanna Kanzian

Pelletierung ganzheitlich betrachten. „In den vergangenen beiden Jahren konnten wir eine erhebliche Leistungssteigerung erreichen, da wir neue Prozess-Schritte eingeführt haben”, erläuterte DI (FH) Markus Kratzer, Bühler, Uzwil/CH. Konstruktive Verbesserungen an den Kernmaschinen brachten eine Leistungssteigerung von 5%. Durch Optimierung einzelner Parameter erhielt man weitere 10%. „Signifikante Erhöhungen gab es durch die ganzheitliche Betrachtung des Pelletierprozesses”, informierte Kratzer. Durch eine Prozess-Stufe in Kombination mit neuen Maschinen- und Anlagensteigerungen konnte die Leistung um 50% erhöht werden. Dies geschah bei einer vergleichsweise geringen Zunahme des Energieverbrauches um 5%. Somit lassen sich nach den Modifikationen statt 5 t/h bis zu 7,5 t/h produzieren.
„Selbstverständlich ist die Pelletsqualität gewährleistet und kann sogar durch die Einstellung verschiedener Prozessparameter optimiert werden”, unterstrich Kratzer. Diese Resultate wurden im eigenen Forschungslabor erzielt und bei Testkunden verifiziert. Zurzeit laufen weitere Versuche mit Prototypen bei Kunden. Das Gesamtsystem wird ab Mitte 2008 ausgeliefert.
1193068287.jpg

Gut besuchter KWB-Messestand – Easyfire jetzt auch mit Drehrost erhältlich (vorne rechts) © Dr. Johanna Kanzian

Unterschiedliche Brennstoffe möglich. „Eine leichte Entspannung am Kesselmarkt ist erkennbar”, berichtete KWB-Vertriebsleiter Ralf Hertfelder anlässlich der Messe. Grund hierfür sei der dauerhafte Preisunterschied zu Heizöl. „Heizen mit Heizöl ist 70% teurer als mit Pellets”, pflichtete ihm Marketingleiterin Anita Köstenbauer, KWB Niederlassung Süd, Mertingen/DE, bei. Im Vergleich zu einer herkömmlichen Ölheizung spart man zum Beispiel mit einer 15 kW-Pelletsheizung jährlich 10 t/J CO2. Das entspricht einem Heizölverbrauch von 2813 l oder eine mit einem Pkw zurückgelegte Strecke von 35.156 km. Dies ergibt weiter eine jährliche Einsparung von 14.998 € an Umweltkosten, erfuhr man am Messestand.
Unter anderem wurde der Easyfire, der jetzt neu mit einem Drehrost ausgestattet wurde, vorgestellt. Dieser ist dann unter anderem auch für Miscantus einsetzbar und erreicht Leistungen zwischen 10 und 30 kW. KWB bietet die Möglichkeit der Überwachung und Bedienung per Handy. Nicht nur Alarmmeldungen, sondern auch die Fernbedienung und Abfrage von Betriebswerten sind Teil des KWB Comfort SMS. Die Steuerung KWB Comfort wird zur Bedienung aller Heizungsanlagen eingesetzt. Neben der Feuerungsregelung steht auch eine umfangreiche Regelung des Wärmemanagements zur Verfügung.
1193068210.jpg

Dr. Stefan Peters und Lahcène Charrouf (v. li.) am für die Interpellets neu errichteten Messestand © Dr. Johanna Kanzian

720.000 t/J technische Pellets-Kapazität. „Unsere Ausbauphase hält weiter an”, erläuterte Dr. Stefan Peters, Pressesprecher bei German Pellets, Wismar/DE. Mit 150 Mitarbeitern erreicht das Unternehmen an den drei Produktions-Standorten in Deutschland jeweils eine Kapazität von 240.000 t/J. Sobald auch der Standort in Ettenheim diese Ausbaustufe absolviert hat, beträgt die technisch mögliche Kapazität 720.000 t/J. Der skandinavische Markt soll in Zukunft stärker bearbeitet werden. Auch dort ist eine eigene Produktion geplant. Dabei wird von German Pellets eine deutlich steigende Nachfrage an Industriepellets erwartet.
Um dem gewerblichen Endkunden einen Vollservice zu gewährleisten, wurde jüngst German Pellets Solutions gegründet. „Wir bieten jetzt das komplette Wärmemanagement an - von der Beratung über die Installation der Holzpellets-Anlage bis hin zur Finanzierung und dem bewährten Lieferservice gibt es nun alles aus einer Hand”, sagte der Pressesprecher.
1193068187.jpg

Rudolf Huber (li.) mit seinem Verkaufsteam pocht auf Kontinuität am Pelletsmarkt © Dr. Johanna Kanzian

Kontinuität wichtig. „Wir haben auch im Vorjahr die Preise für unsere Kunden gehalten und konnten Preisspitzen vermeiden. Wir legen Wert auf Kontinuität”, berichtete Rudolf Huber, GEE Energy, Hamburg/DE. Der Markt ist momentan sehr verhalten, führte Huber weiter aus. Vor allem mit dem Rinden-Briketts-Absatz ist man aber bei GEE zufrieden. Mit 14.000 t/J wird die größte Produktion in Europa betrieben. Weiters kann man auf 30.000 t/J Pellets aus IN Energie, Großmehring/DE, zurückgreifen. „Wir verfügen über ein sehr strenges Einkaufsqualitätssystem”, erläuterte Huber. Zugekauft wird in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Die allgemeinen Preisspitzen im Vorjahr begründete Huber mit mit zusätzlichen Heizwerken, die viel Material vom Markt abgezogen hätten. Diese Situation haben einige Goldgräber ausgenutzt, war er sich sicher.
1193068170.jpg

Das Firestixx-Vertriebsnetz wurde weiter ausgebaut, erfuhr man am Messestand in Stuttgart © Dr. Johanna Kanzian

Flächendeckender Vertrieb. Auch bei Firestixx, Vilsbiburg/DE, hat man das Vertriebsnetz weiter ausgebaut. „Wir sind nun flächendeckend in Deutschland vertreten. Eine weitere Expansion nach Frankreich wird forciert”, zeigte sich Vertriebsmitarbeiter Henning Pfeiffer zufrieden. Auch in Italien ist man bereits seit Langem aktiv. Jährlich werden 250.000 t Pellets gehandelt.
„Speziell die Pellets-Qualität ist wichtig. Mit unserer X-Codierung können wir die Ware lückenlos nachverfolgen. Das schafft Vertrauen beim Kunden. Dieser kann sicher sein, dass es sich bei der gelieferten Ware um Firestixx-Qualität handelt”, betonte Pfeiffer anlässlich der Messe.

Interpellets-Facts

Aussteller: 136
Ort: Neue Messe Stuttgart/DE
Besucher: 4632
Ausstellungsfläche: 7000 m²
Veranstalter: Solar Promotion
Träger: Deutscher Energie-Pellet-Verband (DEPV) und Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie