Kolb_Übersicht.jpg

Vogelperspektive: Links unten befindet sich das BHKW © Kolb

Sägewerk Kolb

Energie aus Pellets

Ein Artikel von Fabian Pöschel | 14.05.2018 - 11:17
Kolb_SchindlerKolb.jpg

Hochwasserschutz: Matthias Schindler (li.) und Wolfgang Kolb vor der Neuinstallation © Fabian Pöschel

Das Sägewerk Kolb ist beim Holzkurier-Lokalaugenschein gut mit Holz bevorratet. Das im Ostalbkreis liegende Sägewerk schneidet 60.000 fm/J. Vor allem Fichte und Tanne sowie vereinzelt Lärche und Douglasie verarbeitet Kolb. In Ruppertshofen bedient man überwiegend Kunden, welche an Bau- oder Verpackungsholz interessiert sind. Aufgrund dessen wird in einem 60 km-Radius Nadel-Langholz mit einer Stärke von 30 cm+ eingekauft. Das Sägewerk Kolb ist schon sehr lange aktiv. Zunächst betrieb man eine eigene Landwirtschaft und ein kleines Sägewerk, bis sich die Eigentümer 1960 dazu entschlossen, ausschließlich Holz zu verarbeiten. „Inzwischen ist die dritte Generation im Sägewerk tätig“, erläutert Geschäftsführer Wolfgang Kolb. Um den Betrieb zu modernisieren, tauscht das Unternehmen schrittweise Elemente aus. 2017 erfolgte die Installation eines pelletsbetriebenen Holzvergasers mit dazugehörigem BHKW. Auf der Suche war Kolb anfänglich nach einem größeren Holzofen oder einer verwandten Technologie. In Eigenrecherche stieß er auf die Holzgas-Verstromung. Im Endeffekt entschied sich das Unternehmen für zwei Holzvergaser V 3.90 von Burkhardt, Kolb ist mit der Installation zu 100 % zufrieden. Von Haus aus werden jährlich 7.500 Betriebsstunden garantiert. Doch was Kolb besonders begeistert, ist der hohe Automatisierungsgrad der Anlage: „Mit der zugrunde liegenden Software sind wir in der Lage, das System jederzeit zu überprüfen – sogar vom Mobiltelefon aus.“

Die Rahmenbedingungen

Kolb sieht sich mit den typischen Problemen eines mittelständigen Sägewerks konfrontiert. Das aus der Tradition gewachsene Betriebsgelände liegt neben einem Bach. Um den vorhandenen Platz effizient auszunutzen, entschied sich die Familie, das BHKW auf einer Grundstücksparzelle auf der anderen Seite des Baches zu errichten. Um den Hochwasserschutzkriterien zu entsprechen, musste das gesamte Gebäude auf Betonstelzen errichtet werden. „Eine Anforderung, die das Projekt einmalig gemacht haben“, betont Matthias Schindler, Vertrieb Energietechnik von Burkhardt.

Kolb_Pelletsschleuse.jpg

Pelletszuspeisung: Die spezielle Einspeisung ermöglicht die rückstandsarme Verbrennung © Fabian Pöschel

Die industrietaugliche Technologie

Fünf Jahre war man bei Burkhardt damit beschäftigt, ein geeignetes Holzvergasungssystem zu entwickeln. 2010 war es so weit: Burkhardt präsentierte ein industrietaugliches Verfahren. Die Herausforderungen lagen vor allem in der Minimierung der Ruß- und Teerentwicklung beim Pyrolysevorgang. Ein Umdenken beim Vergasungsvorgang und die Verwendung standardisierter Pellets brachten die Wende: Die Anlage arbeitet nach dem Prinzip der aufsteigenden Gleichstromvergasung. Dabei werden Brennstoff und Luft geregelt in den Gasreaktor befördert und so bemessen, dass die Pellets in bestimmten Zonen verwirbelt, aber nicht herausgetragen werden. 

Im BHKW ECO 180 HG erreicht der Zündstrahlmotor einen elektrischen Wirkungsgrad von 30 % – bei einem Gesamtwirkungsgrad von 75 %. Die Doppelinstallation in Ruppertshofen benötigt 220 kg/h Pellets. Insgesamt stehen dem Betrieb 360 kW elektrische und 540 kW thermische Leistung zur Verfügung. Da das Sägewerk keine eigenen Pellets produziert, müssen diese zugekauft werden. Um die Logistikkosten möglichst gering zu halten, hat Kolb einen Deal mit einem nahe gelegenen Pelletsproduzenten geschlossen. Im Austausch für die Pellets liefert Kolb Sägemehl und Reststoffe der Produktion. Die Anlieferung kann mittels eines Schubbodens oder Kipplasters erfolgen. Neben der kompletten Anlagenplanung bietet Burkhardt außerdem einen Wartungsvertrag an. Darin ist ein Versicherungspaket für Maschinenbruch und Betriebsausfall enthalten. Lediglich die Feuerversicherung muss vom Kunden selber getragen werden.