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Europäische Pelletskonferenz Wels 2019

Rohstoffoptimierung und Produkterweiterung

Ein Artikel von Fabian Pöschel | 13.03.2019 - 16:41
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Interessierte Zuhörer: die Konferenzbesucher in Wels © Fabian Pöschel

Über 660 Besucher aus 60 Ländern kamen am 27. und 28. Februar zur Europäischen Pelletskonferenz nach Wels. Dort informierte man sich über den Stand der Technik sowie Zukunftsprognosen. Rund 50 Vorträge sowie eine Podiumsdiskussion standen den Interessierten dabei zur Wahl.

Abgerundet wurde das Programm mit Publikumsbefragungen, die einen Einblick in das Meinungsbild der Fachbesucher erlaubten. So sahen 43% der Teilnehmer eine höhere Besteuerung fossiler Energieträger als wichtigste öffentliche Maßnahme, um Pellets in der Energiewende zu stärken. Innerhalb der Pelletsbranche sagten 41% der Befragten, dass Kooperationen und Systemlösungen immer wichtiger werden, um die Energiewende für Pellets erfolgreich zu machen. Pessimistisch wurden die EU-Ziele gesehen: 64% glaubten, dass das EU-Ziel, bis 2030 rund 32,5% des Energieverbrauches aus erneuerbaren Energien bereitzustellen, mit unter 30% (2017: 17,5%) nicht erreicht werde.

Die Konferenzteilnehmer sahen kommende Innovationen vor allem in den Bereichen Pelletsrohstoffe und -produktionsprozesse (29%), in der Sektorkopplung (28%), bei den Verbrennungstechnologien (19%) und Geschäftsmodellen (15%). Die Vorträge spiegelten diese Einschätzung gut wider.

Von Erbsenstärke und Ethanolgewinnung

Ein Musterprojekt stellte Prof. Magnus Ståhl, Universität Karlstad/SE, vor. In Zusammenarbeit mit Stora Enso Timber, Grums/SE, erforschte das Team die Auswirkungen der Pelletsqualitäten bei der Zugabe von Erbsenstärke. Ziel war es, den Energiebedarf der Produktion zu senken und die Rohstoffbasis zu erhöhen, ohne die Qualität zu gefährden. Die Auswertungen haben gezeigt, dass sich die Dauerhaftigkeit bei steigendem Erbsenstärke-Anteil erhöht hat. Der Feinanteil ist bei Zunahme des Additivs gesunken. Hinsichtlich des Energieverbrauches ergaben sich keine negativen Ergebnisse, da hierfür der Messungszeitraum zu kurz war. Unabhängig davon ermittelte das Forscherteam, dass die Presstemperatur auf 65°C reduziert werden kann, wenn 0,6% Erbsenstärke hinzugefügt werden.

Aufsehen erregte der Vortrag von Dr. Xavier Duret von RéSolve Énergie aus Kanada. Darin erläuterte er die kombinierte Produktion von Pellets und Ethanol. Dabei wird mittels Hydrolyse das Holz verflüssigt und in C6-Zucker sowie Lignin aufgespaltet. Während das Lignin zu Holzpresslingen verarbeitet werden kann, wird der C6-Zucker in Ethanol umgewandelt.

Waldrestholz mit großem Potenzial

In Kanada ortet man gegenwärtig große Rohstoffvorräte für die Pelletsproduktion. Shawn Bells, Pacific BioEnergy, ging in seinem Vortrag auf die nachhaltige Forstwirtschaft des nordamerikanischen Landes ein. Mit 348 Mio. ha Waldfläche befinden sich 9% der weltweiten Waldflächen in Kanada. Im vergangenen Dezennium wurden jährlich durchschnittlich 0,3% der Waldfläche geerntet. Verglichen mit den Schädigungen durch Insekten (vor allem den Bergkiefernkäfer), die bei 4% liegen, oder Waldbrände, die 0,7% der Forstflächen schädigen, ist die Nutzung aus der Forstwirtschaft gering.

Bells kalkuliert allein für Britisch-Kolumbien mit einer jährlichen Holzernte von 35 bis 40 Mio. t. Den Energieholzanteil inklusive Waldrestholz beziffert er auf 30 bis 36%, was einer Menge von 13 Mio. t entspricht. Dem steht eine jährliche Energieholznutzung von 7 Mio. t gegenüber. Etabliert man Methoden zur Waldrestholznutzung, entsteht somit ein großes Rohstoffpotenzial. Gegenwärtig versucht das Unternehmen deshalb, sogenannte „Secondary Hervestings“ anzuwenden, welche dazu dienen, das Waldrestholz weiter zu erschließen. Mit einer eigens entwickelten Filtertechnologie wird dieses Material aufbereitet. Momentan werden jährlich 200.000 t so erschlossen.

Neuer EU-Rechtsrahmen

Die Erwartungen an die von der EU verabschiedete Richtlinie zur Förderung der Nutzung erneuerbarer Energiequellen weckten unterschiedliche Gefühle. Eine ambitionierte Zielsetzung, den Anteil erneuerbarer Energien von 17,5% (2017) auf 32,5% bis 2030 zu erhöhen, rief bei den Konferenzbesuchern Skepsis hervor. Mit der Richtlinie stehen regulative Neuerungen an, wie Robert Kaukewitsch, Mitglied der Generaldirektion Energie der Europäischen Kommission, in seinem Vortrag ausführte.

Die Umsetzung wesentlicher Bestimmungen dieser Richtlinie wird regelmäßig von der Kommission überprüft. Zunächst soll jedes Mitgliedsland bis Ende 2019 einen verbindlichen Plan vorlegen. Alle zwei Jahre wird der Fortschritt in jedem Land evaluiert. Das Monitoring erfolgt durch die EU-Kommission. Am Transportsektor ist eine Anhebung auf 14% zugunsten erneuerbarer Energien geplant. In der Raumwärme soll der Anteil erneuerbarer Energien jährlich um 1,3 Prozentpunkte steigen. Vor allem Sektorkopplung wird dabei immer wichtiger werden. Am Biomassesektor fokussieren die Verantwortlichen vor allem die Nachhaltigkeit der Biomasse. Ein kommendes Zertifizierungssystem soll dabei wesentliche Merkmale europaweit erfassen.

Hochs und Tiefs am Pelletsmarkt

Das Baltikum erlebt gegenwärtig turbulente Zeiten. Geprägt ist der Markt von ungünstigen Wetterbedingungen im Vorjahr, was die Hackgutpreise in die Höhe trieb. Im laufenden Jahr geht man von deutlich sinkenden Preisen aus. Da in den Baltischen Staaten ein sehr warmer Winter herrschte, kam es zu langen Lagerungen des Hackguts, was das Material austrocknen ließ und so zu einem höheren Brennwert führte. Zusätzlich kommt es vermehrt zu Importen aus Brasilien und Weißrussland. Die Sägemehlpreise verharren auf einem hohen Level, wobei es in den vergangenen drei Wochen zu Preisrückgängen kam. Die warme Wintersituation führte zu sinkenden Preisen und einem Überangebot. Gegenwärtig werden ENplus A1-Pellets in Industrieanlagen verwertet. In Estland sind zwei neue Großheizkraftwerke geplant. In Lettland soll 2020 ein neues Pelletswerk mit einer Produktionskapazität von 60.000 t/J eröffnet werden. Finnland hat es gegenwärtig mit Bürgerinitiativen zu tun, die Rodungen verhindern wollen. Eine Unterschriftenkampagne erhielt jüngst 60.000 Befürworter.

In Kanada wurden gleich mehrere Rekorde aufgestellt: Die hauptsächlich an den Küsten ansässigen Pelletsproduzenten sind stark exportorientiert. Es werden ganze Schiffsladungen in alle Welt verfrachtet, 2015 beispielsweise ein nach Großbritannien mit einer Ladekapazität von 60.000 t, also einer Jahresproduktion eines kompletten Pelletswerkes. Der heimische Markt ist ebenfalls im Kommen. Allein im Nordwest-Territorium verbrauchten 45.000 Menschen 50.000 t Pellets im Jahr. Die Region weist damit den höchsten Pro-Kopf-Verbrauch der Welt auf. Sorgen bereiten die hohen Anforderungen an Pelletskessel. Für viele europäische Unternehmen ist es schwer, Zulassungen für den kanadischen Markt zu bekommen.

Schlechte Medienkampagnen

In Großbritannien zeichnen sich düstere Zeiten für die Biomassebranche ab. Hohe Förderungen führten in der Vergangenheit dazu, dass stark in den Sektor investiert wurde. Jedoch war das Fördersystem vor allem auf Quantität ausgelegt, was sich gegenwärtig rächt. Aufgrund von Fehlinstallationen kommt es vermehrt zu schlechten Medienkampagnen. Renommierte Zeitungen berichten zunehmend über die schlechten Emissionswerte von Holzheizungen.

In Spanien verzeichnet man einen starken Produktionsanstieg. Seit 2011 hat sie sich verfünffacht. Für 2022 rechnen die Experten mit einer Produktion von 1,2 Mio. t. Der Verbrauch wird mit 1 Mio. t. kalkuliert. Spanien wandelt sich damit von einer Import- zu einer Exportnation. Verwirrungen über die Dieseldebatte kurbeln gegenwärtig den Pelletskesselmarkt an.

In China steht vor allem die Raumwärme-Diskussion im Vordergrund. Gegenwärtig werden im Land der aufgehenden Sonne pro Jahr 400 Mio. t Kohle verbraucht. Die Regierung beabsichtigt, bis 2030 die aus Biomasse stammende Raumwärme von 130 auf 140 Mio. t Kohleeinheiten zu erhöhen.

Der österreichische Pelletsmarkt ist im Wachstum befindlich – Erweiterungen und Neuinvestitionen lassen die Produktion steigen, bei einer hohen Rohstoffverfügbarkeit. Die Exporte steigen ebenfalls, Hauptabnehmer bleibt Italien. Ein Lagergesetz wird gegenwärtig diskutiert: 10% der Jahresproduktion sollen im Dezember bei den Produzenten eingelagert sein. Im Januar beträgt der Richtwert 5%. Der Ölheizungswechsel kurbelt den Kesselmarkt an.

In Deutschland herrscht eine ähnliche Entwicklung wie in Österreich. Der Schwerpunkt liegt gegenwärtig auf der Schulung von Installateuren.

In Schweden findet momentan ein großer Umschwung statt. Eine schon 1991 eingeführte CO2-Steuer gilt seit Januar dieses Jahres in vollem Umfang ebenfalls für die Industrie, was zu einem großen Umschwung bei Unternehmen geführt hat. Gegenwärtig liegt die CO2-Steuer bei 120 bis 125 €/t.

In Italien spielt die Luftverschmutzung eine große Rolle. Deshalb führte die Regierung ein Bewertungssystem für Biomasseheizungen ein, was zu einer Zunahme bei den Neuinstallationen führte. Ein großes Problem ist weiterhin der aktive Schwarzmarkt für Pellets.