Johannes Bohnert ist beim Innovationspreis des Landes Baden-Württemberg vorne dabei © Philipp Matzku
Bohnert Technik, Seebach/DE, hat ein weltweit neues, energieeffizientes, mechanisches Walzen-Trocknungsverfahren für Hackschnitzel und Sägespäne entwickelt. Ein spezielles Kettenband transportiert das Hackgut durch ein Walzenpaar. Dort wird es gepresst und auf knappe 38%, des im Holz befindlichen Wassers bis zur Hälfte regelrecht ausgewrungen. „Je nasser das Holz, desto besser ist der Effekt“, erläutert Geschäftsführer Johannes Bohnert. Der Stromverbrauch liegt bei 1 kWh/srm und die sogenannte „Hackschnitzelquetsche“ hat eine Kapazität bei von 25 bis
30 srm/h bei einer ausgequetschten Menge von 1000 bis 1500 l Wasser. Das Trocknungsverfahren von Bohnert basiert auf der Idee, das in den feuchten Resthölzern freie Zellwasser durch die Ausübung hoher Drücke herauszupressen. Die Hölzer werden dabei – vergleichbar mit einem feuchten Handtuch im Schleudergang – regelrecht ausgewrungen und nicht mehr mit einem warmen Luftstrom föhnartig getrocknet. Eine Presskraft von etwa 100 t presst die Walzen hydraulisch auf einer Breite von 50 cm zusammen. Die thermische Energieeinsparung summiert sich auf 300 kWh/t Pellets. Der CO2-Footprint der Pellets verbessert sich dadurch um 30%.
Transportkette dient als Matrize
Die Technologie beruht auf zwei gegenläufig laufenden Walzen, durch die das zu trocknende Material über eine eigens dafür konstruierte Transportkette zwangsgeführt wird. „Die Herausforderung ist, dass herausgepresste Wasser unverzüglich und kontinuierlich aus der Presskammer abzuführen, um eine ansonsten unabdingbare Rückabsorption in die soeben getrockneten Pressgüter zu verhindern“, macht Bohnert deutlich. Die kontinuierliche Ableitung erfolgt über eine von Bohnert patentierte spezielle Konfiguration der Transportkette. Die Geometrie der Kette ist so gewählt, dass sie nicht verstopfen kann. Die Kette wird während eines Durchlaufes mehrfach umgelenkt und die in den Spalten eingeklemmten Partikel werden selbstständig aufgebrochen und ausgeräumt.
Patentiertes Entfrostungsverfahren
Ökologischer Filter: Die Mineralstoffe im Presssaft bleiben im Boden und dienen als Dünger © Philipp Matzku
Für „kalte Länder“ patentierte Bohnert ein Verfahren zur Entfrostung. „Im Winter reicht die Wärme in der Regel nicht und bei nassen und gefrorenen Hackschnitzel geht die Heizung in die Knie. Die Effizienz leidet enorm“, wird Bohnert deutlich. Nach Bohnerts Erfahrung genügt es, die Rohware durch ein warmes Wasserbad in der Zuführeinrichtung zu schleusen. Dafür wird das aus den Hölzern gepresste Wasser verwendet. Der Auftauprozess ist im Vergleich zu der herkömmlichen Entfrostung im Bandtrockner wesentlich effizienter. Die nun aufgetauten und nassen Resthölzer können dann im Durchlauf in der mechanischen Presse direkt sehr effizient ausgepresst werden. Zur Erwärmung des Wasserbades reicht beispielsweise die Rücklauftemperatur vom Bandtrockner“, erläutert Bohnert. Dank der aufgebrochenen Holzstrukturen der Hackschnitzel und der damit besseren Resttrocknung werden auch die Homogenität und Festigkeit des Materials verbessert.
Baltic Bloc, Madona/LT, produziert in einem 24-h-Betrieb Paletten-Pressspanklötze. Um den Gesamtprozess in Bezug auf die Energiebilanz zu optimieren und gleichzeitig den Durchsatz speziell während der Frostperioden zu erhöhen, erwarben die Letten zwei Hackschnitzelpressen mit einer Erwärmungs-/Entfrostungseinheit. Insgesamt sind fünf Maschinen in Deutschland, Estland und Lettland in Betrieb.
Zur Erforschung der veränderten Hackschnitzelqualitäten und der Nutzungsmöglichkeiten des Presswassers gibt es Kooperationen mit vier Hochschulen. An der Wasseraufbereitung zur ökologisch unbedenklichen Ableitung wird aktuell gearbeitet. Bohnert Technik ist beim Innovationspreis des Landes Baden-Württemberg 2019 an vorderster Stelle mit dabei.