Spanner Re2

Ausbau eines Holzgas-Blockheizkraftwerks

Ein Artikel von Philipp Matzku (für holzkurier.com bearbeitet) | 16.02.2021 - 15:08
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„Das Stemp“ hat seine Holzgasanlage von Spanner Re2 2020 von 30 auf 100 kW erweitert © "Das Stemp"

Holzgas gilt neben Biogas als einzige Ressource, die eine ganzjährige Erzeugung von Ökostrom aus Biomasse, insbesondere in Bayern, möglich macht.

Die Büchlberger Anlage von Spanner Re2 verbraucht rund 80 kg getrocknete Hackschnitzel pro Stunde und erzeugt daraus 100 kWh Ökostrom (EEG-Strom) und 170 kWh Ökoheizwärme. Die Strom- und Wärmemengen haben sich seit 2014 vervier- beziehungsweise versechsfacht. Mit den zukünftig erzeugten Strommengen von gut 750.000 kWh lassen sich 250 Haushalte ganzjährig versorgen. Damit könnte etwa ein Viertel der Wohnhäuser von Büchlberg (4000 Einwohner) Strom erhalten. Die zukünftig erzeugte Wärme von 1,3 Mio. kWh/J wird in das Hotel eingespeist, wo neben Baulichkeiten eine umfangreiche Bäderwelt und die hauseigene Wäscherei versorgt werden. Die gelieferte Wärme entspricht etwa einer Heizöleinsparung von in Zukunft über 100.000 l/J und bis heute einer Heizöleinsparung von 300.000 l. Die Überschusswärme, insbesondere im Sommer, dient zur Trocknung des Brennstoffs.

Die Holzgasanlage von Herbert Stemp im Wellnessresort ist ein typisches Beispiel für die sogenannte Dreifach-KWK:

  • Stromerzeugung aus erneuerbarer Biomasse (so gut wie CO2-frei)
  • Gleichzeitige Strom- und Wärmeerzeugung (Kraft-Wärme-Kopplung)
  • Stromerzeugung aus dem Festbrennstoff Holz, welche nur mit Holzgastechnik rentabel ist

Nach den positiven Erfahrungen wurde das Hotel 2016 um die heutige, frei stehende Energiezentrale erweitert. 2020 hat Stemp seine Spanner Re2-Holzgasanlage von 30 auf 100 kW erweitert und wurde dadurch zu einem der großen Betreiber von Holzgasanlagen in Deutschland.

Besonderheit Holzgas

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Die erzeugten Strom- und Wärmemengen haben sich seit 2013 vervielfacht © Spanner Re2

Holz wird normalerweise nur verheizt und wurde früher lediglich zur Stromerzeugung in größeren Kraftwerken genutzt. Im kleineren Leistungsbereich bieten heute Holzgasanlagen die Möglichkeit, Kraft (Strom) und Kraft-Wärme-Kopplungs-Wärme (KWK-Wärme) zu erzeugen, indem das Holz thermochemisch vergast wird.

Die Holzgasanlagen sind ein typisches Beispiel für die vom Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) hervorgerufene Technologieförderung: Rund 75 Unternehmen haben versucht, Holzgasanlagen zu automatisieren und auf dem Markt zu bringen. Letztlich sind drei Hersteller aus Bayern übriggeblieben, welche weltweit erfolgreich sind. Spanner Re2 ist dabei im Leistungsbereich von 10 bis 70 kW elektrischer Nennleistung prominent vertreten. Kombianlagen mit einem Vielfachen davon sind möglich.

Automatisierung und Serienherstellung

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Thomas Bleul ist der Geschäftsführer von Spanner Re2 © Spanner Re2

Die Entwicklung von Spanner Re2 steht für Innovation. 2005 gab es das EEG bereits fünf Jahre und zahlreiche Kunden standen bereit, um eine vollautomatische Holzgasanlage zu erwerben. Der Geschäftsführer von Spanner Re2, Thomas Bleul, steht für die damalige Entscheidung, das Patent des Erfinders Bernd Joos, Bodnegg/DE, zu erwerben und die Fertigung von Holzgasanlagen in die Hand zu nehmen.

Das mit hohen Temperaturen arbeitende Vergasungsverfahren crackt die Holzteere, sodass das Holzgas auch im abgekühlten Zustand trocken bleibt und keine kondensierenden Rückstände auftreten: „Beim Teer unterscheiden sich die erfolgreichen Holzgasanlagen-Hersteller von den weniger erfolgreichen“, betont Bleul abschließend.