HS Timber Productions

KWK-Anlage mit Rindenverbrennung

Ein Artikel von Philipp Matzku | 13.07.2021 - 08:12

2004 errichtete Urbas an dem noch zur Klausner-Gruppe gehörenden Standort eine zweimal 10 MW-Doppelkesselanlage inklusive eines Kesselhauses und Elektrofilters. 2015 übernahm die HS Timber Group (ehemals Holzindustrie Schweighofer) das Sägewerk unter dem Namen HS Timber Productions. „Wir haben in Rumänien Anlagen von Urbas in Betrieb und mit den Kärntner Kesselspezialisten sehr gute Erfahrungen gemacht“, erläutert Werksleiter Thomas Kienz. Um den Standort zu ertüchtigen, wurden Ende 2018 24 Mio. € in eine zusätzliche Kraft-Wärme-Kopplungs-(KWK) Anlage mit Stromerzeugung investiert, anstatt die alte Anlage instand zu setzen.

 

Moderne Energietechnik

Der Bau der Anlage begann im Sommer 2019, wobei der Betonbau von HS Timber  Productions ausgeführt wurde. Darauf aufbauend, errichtete Urbas die schlüsselfertige KWK-Anlage. Die Kesselleistung des im Juni 2020 in Betrieb genommenen Dampfkessels liegt bei 21,3 MW, die Feuerungswärmeleistung bei 24,8 MW und die Turbinenleistung bei 5,5 MWel. „Um die Lebensdauer der Turbine zu sichern, wird das Wasser aufbereitet und durch eine Onlinemessung permanent überwacht“, erläutert Kienz. Die Absicherungstemperatur des Dampfkessels beträgt bei einem maximalen Betriebsdruck von 81 bar 535°C. Der Biomasseheizkessel läuft seit der Inbetriebnahme im Sommer 2020 unter Volllast. Letzte behördliche und unternehmensseitige Auflagen wurden im Dezember 2020 erfüllt. „Die KWK-Anlage entspricht den modernsten Emissionsschutzstandards“, informiert Kienz.

Rinde als Brennstoff

In der Kesselanlage in Kodersdorf wird ausschließlich Rinde verbrannt, wobei der Wassergehalt bis zu 60% betragen kann. Der Verbrauch liegt bei 600 bis 800 Srm Rinde täglich. „Derzeit verwenden wir aufgrund des hohen Schadholzanfalls zu 95% Fichte. Eine Mischung von jeweils zur Hälfte Fichten- und Kiefernrinde ist grundsätzlich möglich. Die Kiefernrinde brennt sehr gut. Es ist aber finanziell interessanter, diese zu verkaufen“, erzählt Kienz. Im Dreiländereck gelegen, kommt jeweils ein Drittel des Rohstoffes aus Tschechien, Polen und Deutschland.

Wärme für die Trockenkammern

Zwei Personen kümmern sich im Vierschichtbetrieb um das Brennstoffhandling, das Beschickungsmanagement sowie die Wartungsprozesse. Der Wasserrohrkessel mit den vertikal angeordneten Rauchgaszügen ist bei Urbas seit Jahrzehnten Standard. Alle Kesselkomponenten werden im Urbas-Produktionswerk in größtmöglichen Modulen vorgefertigt, wodurch die Montagezeit wesentlich verkürzt wird. Die schlüsselfertig gelieferte Anlage mit der Treppen-
rostförderung sowie der großzügig dimensionierten Brennkammer ist mit einer vertikal angeordneten Nachbrennkammer ausgerüstet. Im neuen Kraftwerk werden 15,5 MWth ausgekoppelt; damit werden die 28 Mahild-Trockenkammern mit einer Trocknungskapazität von 600.000 m3/J beheizt. Die bestehende Urbas-Doppelkesselanlage kann weiterhin bei Bedarf zur Spitzenabdeckung zugeschaltet werden – beispielsweise, wenn die Trockenkammern mehr Wärmeleistung benötigen. Die erzeugte Strommenge wird in das örtliche Netz eingespeist und entspricht dem Verbrauch von rund 20.000 Haushalten.

Perfektionierte Entaschung

Die Entaschung erfolgt durch einen robusten Nass-Trogkettenförderer sowie eine Containerbefüllstation, was die Staubbelastung extrem reduziert. „Alle Funktionen des Kraftwerks werden zentral geregelt und überwacht. Der mannlose Betrieb der Anlage ist nach BOSB-Standard genehmigt“, erläutert Kraftwerksleiter Siegfried Lehfeld.

Urbas Maschinenfabrik

Standorte: Völkermarkt , Ruden
Gründung: 1929
Geschäftsführer: Josef Urbas, Andreas Urbas, Peter Urbas
Mitarbeiter: 420
Produkte: Warmwasser-, Niederund Hochdruck-Dampfkessel, Spänetrockner, Kraft-Wärme-
Kopplungsanlagen

HS Timber Productions

Standort: Kodersdorf/DE
Übernommen: 2015
Geschäftsführer: Jürgen Bergner, Christian Hörburger, Frank Badeda
Mitarbeiter: 420
Einschnitt: 1,2 Mio. fm/J
Produkte: Schnittholz, getrocknet, gehobelt
Trocknung: 600.000 m3/J
Hobelkapazität: 400.000 m3 /J