Holzindustrie Kirnbauer

Pelletierung 4.0

Ein Artikel von Philipp Matzku | 29.06.2022 - 15:37

„Es gab bereits vor zehn Jahren erste Überlegungen, in eine eigene Pelletierung zur Steigerung der Wertschöpfung in Ternitz zu investieren. Damals fehlte aber der geeignete Platz“, erklärt Franz Kirnbauer, Geschäftsführer der Holzindustrie Kirnbauer. Das gesamte Betriebsgelände ist sehr stark verbaut.

2020 wurde dann mit der Planung begonnen, wobei lediglich 500 m2 Grundfläche zur Verfügung standen. „Unsere Bedingung bei der Auftragsvergabe war, alles aus einer Hand. Salmatec ist einer der Marktführer auf dem Sektor der Pelletieranlagen“, erläutert Kirnbauer die Entscheidung für den Maschinenbauer aus Norddeutschland. Im November 2021 erfolgte die Montage, der Probebetrieb war im März.

Rinde für das Kraftwerk, Hobelspäne zur Pelletierung

Am 8 km entfernten Sägewerksstandort in Prigglitz werden 120.000 fm primär für Rohlamellen eingeschnitten, welche dann in Ternitz zu Konstruktionsvollholz (Plan 2022: 50.000 m3/J), Duo- und Triobalken, Brettschichtholz (BSH) (Plan 2022: 85.000 m3/J) sowie Hobelware weiterverarbeitet werden. Die in Ternitz anfallenden Hobelspäne und Auskappungen werden pelletiert. Die Rinde vom Sägewerk verwendet man im Heizwerk zur Wärmegewinnung. Bereits in wenigen Wochen ersetzt ein 4 MW-Biomasseheizwerk von Kohlbach die alte Anlage, welche weiterhin als Puffer zu Spitzenlastzeiten dienen wird. Neben den Bürogebäuden und Produktionshallen werden vor allem die zehn Mühlböck-Trockenkammern mit Wärme versorgt. Das anfallende Hackgut und die Sägespäne aus Prigglitz werden verkauft. „Wir produzieren derzeit rohstoffbedingt 13.000 t/J Pellets. Nach Inbetriebnahme der neuen Rindenverbrennung am Standort werden die frei werdenden Hobelspäne, welche derzeit für die Verbrennung benötigt werden, auch pelletiert. Ab 2023 wollen wir dann 18.0000 t/J pelletieren“, informiert der Geschäftsführer weiter. Die Kapazität der Pelletsanlage liegt bei 20.000 t/J.

Selbstständiges Arbeiten

„Wir wollten eine hoch automatisierte, kompakte Anlage und nur einen Ansprechpartner für das gesamte Projekt. Salmatec ist bekannt für seine hochwertigen Pressen und seine professionelle und kundenorientierte Projektabwicklung. Digitalisierung war in dem Prozess ein zentrales Thema. Wir fahren die Anlage in der Früh hoch und nach den beiden Schichten wieder herunter“, betont Kirnbauer. Die Investitionskosten in das Projekt lagen bei 1,7 Mio. €.

„Es ist das erste Projekt in Österreich mit 100% Hobelspänen, in dem wir von der Planung und Montage bis hin zur Inbetriebnahme und zum Probebetrieb als Gesamtausstatter auftreten“, informiert Timo Müller, Marketingmanager bei Salmatec. „Es hat alles sehr gut funktioniert, gerade auch die Begleitung bei den Genehmigungsverfahren bis hin zum Probebetrieb“, ergänzt Kirnbauer.

„Alles aus einer Hand“

Salmatec hat das Fundament und das Pelletsgebäude errichtet sowie die Presse des Typs Maxima 700 samt kompletter Fördertechnik zur Verfügung gestellt. Dazu kommen noch der 1500 t-Pelletssilo, die Lkw-Verladung sowie die gesamte Anlagen- und Steuerungstechnik von dem Maschinen- und Anlagenbauer aus Gödenstorf/DE. Der Trockenspansilo wurde als Altbestand in die neue Anlage integriert. „Der Pelletssilo ist aus Stahlbau, da Brandschutzauflagen bei Pellets nicht so hoch wie bei Trockenspansilos und diese somit auch günstiger sind. Die gesamte Anlage ist ein Gewerk und CE-konform. Es gibt keine Schnittstellen“, ergänzt Matthias Schindler, Sales Manager für die DACH-Region bei Salmatec. „Die gesamte Anlage läuft praktisch im selbstständigen Betrieb“, ergänzt Kirnbauer. Die von Salmatec gelieferte Fördertechnik umfasst Schnecken- und Trogkettenförderer, Reifebehälter, Stärkekonditionierer sowie Kühlung. Seitens Salmatec wurden dazu eine Hammermühle von Rematec und ein Absaugungssystem von Scheuch installiert.

Industriestandort mitten in der Stadt

„Wir legen sehr großen Wert auf Sauberkeit und Sicherheit an diesem Industriestandort mitten in der Stadt“, gibt Kirnbauer zu verstehen. Seitens der Behörden wurde unter anderem sehr hoher Wert auf das Thema Lärm gelegt. So durfte die gesamte Pelletsanlage zum ruhigsten Zeitpunkt der Arbeitswoche (Freitagmorgen, vier Uhr Früh) zu keiner höheren Lärmbelastung führen. „Die Genehmigungsverfahren haben etwas länger als erwartet gedauert, da die Behörden sehr viele und genaue Informationen zu dem technischen Verfahren benötigten. Die Auflagen beim Brandschutz waren aber letztlich überschaubar. Wir haben bereits eine Sprinkleranlage in Betrieb und am Standort ist eine Berufsfeuerwehr, welche sowohl für unseren Betrieb als auch die Nachbarunternehmen hier im Ternitzer Industriebetrieb zuständig ist“, erklärt Kirnbauer.

Die Pellets werden über Genol, Wien, vermarktet. Die Lkw-Fahrer können mithilfe einer App den Füllstand des Pelletssilos erkennen und ihre Fahrten autonom einteilen. Die Lkw sind alle registriert und können 24/7 in das Werk kommen. Sie fahren vor der Verladestation sowie nach dem Einblasen der Pellets auf eine von Salmatec gebaute Waage und es werden ein Wiegeschein und die Abschlussrechnung erstellt. „Alles funktioniert vollautomatisch, wir haben bei dem Prozess keine Arbeit und vor allem keinen Papierverkehr. Die Anbindung an unser ERP-System funktioniert problemlos“, konstatiert Kirnbauer.

Holzindustrie Kirnbauer

Standort: Ternitz
Standortgründung: 2006
Geschäftsführer: Franz Kirnbauer
Mitarbeiter: 60 (insg. 95), Dreischichtbetrieb, Fünf-Tage-Woche
Produktion: 50.000 m3 KVH, 85.000 m3 BSH (geplant 2022)
Produkte: Hobelware, BSH, KVH, Duo-/Trio-Balken
Trocknung: 68.000 m3/J
Pelletsproduktion: 18.000 t/J (ab 2023)