„Die Sägewerksbranche hat zwischen 2008 und 2018 einen starken Verdrängungswettbewerb erlebt“, berichtet Wolf-Christian Küspert, Inhaber und Geschäftsführer der Gelo Holzwerke, Weißenstadt/DE. „Rund 30 % der Betriebe sind vom Markt verschwunden, und die, die überleben konnten, mussten ordentlich Federn lassen. In der Branche entstand dadurch auch ein enormer Investitionsstau, der nun nach und nach aufgelöst werden will.“ Küspert hat 2003 das Familienunternehmen von seinem Vater übernommen. Mit jährlich rund 600.000 fm Einschnitt zählt der Betrieb zu den größten Holz verarbeitenden Unternehmen Deutschlands – und ist Teil eines hochmodernen Holzindustriestandorts in Weißenstadt. „Durch unterschiedliche Veredelungsschritte vor Ort bekommen Kunden bei uns alles aus einer Hand“, erklärt Küspert.
Ausbau in zwei Phasen
2011 gründete das Unternehmen gemeinsam mit den Stadtwerken Wunsiedel (SWW) die WUN Bioenergie in Wunsiedel. Mit einem angeschlossenen Biomasse-Heizkraftwerk stellt das Tochterunternehmen Energie aus erneuerbaren und vor allem regionalen Quellen her. Bei Gelo gibt es damit auch keine Abfälle, denn die Bäume werden komplett verwertet: Hackschnitzel, die bei der Produktion anfallen, landen etwa in der Zellstoffindustrie. Die Sägespäne werden zu Pellets gepresst, die für Strom und nachhaltige Wärme in den regionalen Haushalten sorgen.
„Wir haben den Standort Weißenstadt immer wieder erweitert. Irgendwann war dann Schluss. Wir kamen räumlich an unsere Grenzen“, berichtet Küspert. Die logische Konsequenz, um weiter-zu- wachsen: Im wenige Kilometer entfernten Wunsiedel standen im neuen Energiepark bereits ein Heizkraft- und ein Pelletswerk. Hier errichtete der Holzverarbeiter das Sägewerk Gelo Timber – welches vom Holzkurier zum Sägewerk des Jahres 2022 gekürt wurde (s. Beitrag: Sägewerk des Jahres 2022: „Es war die richtige Entscheidung“).
„Wir haben hier das weltweit modernste Schwachholzsägewerk gebaut“, informiert der Geschäftsführer. Schwachholz sei ein besonders gutes Holz mit fest verwachsenen Ästen. Damit unterstützt Gelo auch den zunehmenden Waldumbau, denn durch den Klimawandel sterben ältere Bäume früher und nachwachsende müssen rascher gefällt werden. „Das Holz hat einen Zopfdurchmesser von etwa 25 cm und weniger“, erläutert Küspert. „Schwaches Holz bedeutet immer auch viel Restholz, denn je kleiner der Durchmesser, desto höher ist der Anteil an Restholz, wenn wir einen rechteckigen Querschnitt heraussägen.“ Das Werk in Wunsiedel verarbeitet vor allem Fichte – rund 350.000 fm/J.
Effizient Restholz aufbereiten
Um das Sägemehl und die Hackschnitzel für die Pelletsproduktion aufzubereiten, setzt Gelo Timber bei dieser Neuinstallation in Wunsiedel, wie schon seit Jahren am Standort in Weißenstadt, wieder auf Vecoplan. Der Spezialist für die Aufbereitung von Reststoffen entwickelt Anlagen, um Holz, Biomasse, Kunststoffe, Papier sowie Haus- und Gewerbeabfälle zu zerkleinern, zu fördern, zu separieren und zu lagern. „Zu unseren Aufgaben gehören Dienstleistungen, wie Beratung, Planung mit anschließender Lösungsfindung, ein ganzheitliches Projektmanagement sowie Montage, Inbetriebnahme und ein umfassender Service“, erklärt Michael Mützel, Gebietsverkaufsleiter Geschäftsbereich Wood/-Biomass bei Vecoplan. Küspert kennt ihn durch gemeinsame Projekte schon lange. Noch länger kennt der Geschäftsführer Vecoplan: „Schon mein Vater und mein Großvater haben auf die Zuverlässigkeit der Maschinen und die Kompetenz des Unternehmens gesetzt. Ich bin mit diesem Namen aufgewachsen. Da kann ich nur sagen: Schuster, bleib bei deinen Leisten.“ Vecoplan war von Anfang an in das Projekt eingebunden. „Im Januar 2020 ging der Auftrag bei uns ein“, erzählt Mützel. „Wir begleiteten die Planung und konnten im Zuge des Neuaufbaus unsere Anlagen auf der grünen Wiese errichten.“ Liefertermin war im Sommer 2020, Montage und Inbetriebnahme erfolgten im November.
Kleinholz gemacht
Von der Sägelinie fallen Sägemehl und Hackschnitzel durch den Boden der Sägehalle auf ein langes Förderband. Um Überlängen abzuscheiden, transportiert die Fördertechnik das Material zu einem Sternsieb. Das passende Restholz fällt auf ein weiteres Förderband. Die abgesiebten Überlängen sowie anfallenden Kappstücke aus der Brettsortierung werden dagegen über Bänder und Vibrorinnen zum Trommelhacker transportiert. Diese führen das zu verarbeitende Material der Maschine horizontal zu. Um ein homogenes und hochwertiges Ergebnis zu erzielen, passten die Vecoplan-Techniker den Hacker an die Aufgaben des Sägewerks an.
„Unsere Baureihe ist äußerst kompakt“, beschreibt Mützel. „Durch das Zerkleinerungsprinzip wird das Restholz auf eine Hacklänge von etwa 10 mm zerkleinert, sodass es direkt dem Trocknungsprozess im gegenüberliegenden Pelletswerk zugeführt werden kann.“ Die vom Hacker erzeugten Hackschnitzel werden anschließend auf das lange Förderband unter der Sägelinie zurückgeschleust. Ein Kettenförderer schafft das von Überlängen befreite Restholz zusammen mit dem vom Sternsieb als gut bewerteten Material aus der Halle und übergibt es an einen etwa 40 m langen VRF-Rohrgutförderer von Vecoplan in Richtung Pelletswerk.
Damit nichts verloren geht
„Verglichen mit ähnlichen Förderbandsystemen, verbraucht diese Baureihe rund halb so viel Strom“, berichtet Mützel. Der VRF transportiert das Material quer über den Hof zu den Lagerboxen und einer Siebstation. Damit nichts verloren geht, schließt die rohrförmige Anlage das Material komplett ein. Der Fördergurt bei dieser Baureihe führt durch ein Rohr und läuft nicht auf Rollen, wie bei herkömmlichen Förderanlagen. Weil der Gurt von einem Luftkissen getragen wird, treten im Betrieb nur geringe Reibungsverluste auf. Er läuft dadurch auch leise, was zu einer angenehmeren Atmosphäre auf dem Betriebsgelände führt.
Jede Antriebsstation ist mit zwei Abstreifern ausgestattet. Der Anwender kann den Vorkopf- und den Hartmetallabstreifer von außen einstellen. Nachspannen lassen sich die Komponenten schnell und unkompliziert mit einer Ratsche. Der Vorkopfabstreifer ist flexibel, aber stabil genug, um Verunreinigungen auf dem Gurt zu beseitigen. Der Hartmetallabstreifer ist gründlicher und verhindert, dass etwa harzige Partikel auf dem Transportband festkleben können. Diese Abstreifer verringern den Wartungsaufwand, erhöhen die Verfügbarkeit der Anlagen und reduzieren die Materialverschleppung. Die Anlage fördert das Material mit einer maximalen Geschwindigkeit von 2,5 m/Sek. Von der Siebstation führt ein weiterer, etwa 80 m langer Vecobelt das Restholz schließlich zum Pelletswerk.
Ein optimaler Standort
„Die Transportwege sind hier kurz und energiesparend. So können wir durch die räumliche Nähe einige Tausend Lkw-Fahrten im Jahr einsparen“, betont Küspert. Die Pellets werden nicht nur regional verkauft, sie versorgen auch verschiedene Pelletsvergaser, die von den Stadtwerken Wunsiedel, von Gelo und weiteren Partnern betrieben werden. Der erzeugte Strom wird in das SWW-Netz eingespeist. Die Wärme versorgt Nahwärmenetze in angrenzenden Ortsteilen. Das Kraftwerk gibt seine Abwärme zudem an das Pelletswerk ab, um die Späne zu trocknen.
„Ein so großes Projekt kann nur mit den richtigen Partnern gelingen“, ist sich der Gelo-Geschäftsführer sicher. „Um die Komplexität zu reduzieren, muss ich mich auf sie verlassen können. Bei einem Partner wie Vecoplan weiß ich, dass es läuft. Und sollte es mal nicht laufen, wissen die Fachleute genau, wo sie hinlangen müssen.“ Der Zeitrahmen des Projekts war eng gesteckt. Dazu kam das Coronavirus. Durch die Einreisebeschränkungen verzögerten sich die Arbeiten der Monteure aus Finnland oder Portugal. Ende Februar 2021 konnte der Holzverarbeiter schließlich seinen Regelbetrieb aufnehmen. Nur drei Monate später lag das Unternehmen schon bei stabilen 80% der Vollleistung.