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Zeigen stolz die abgesackten Pellets: Jens Hoffmann (technisches Gebäudemanagement), Kristian Kriegesmann (Produktionsleiter Pellets), Rudnick & Enners-Geschäftsführer Sven Rudnick und Pieper Holz-Geschäftsführerin Isabell Pieper (v. li.) © Martina Nöstler

Pieper Holz

Familienunternehmen auf dem Weg in die Zukunft

Ein Artikel von Martina Nöstler | 10.05.2023 - 14:10

Bereits 2019 befasste man sich bei Pieper Holz in Olsberg/DE mit dem Gedanken, in eine Pelletsproduktion zu investieren. „Wir haben lange am für uns perfekten Konzept gefeilt, bis wir uns für den Neubau entschieden haben“, erläutert Isabell Pieper, die gemeinsam mit ihrem Vater, Hans-Georg Pieper, die Geschicke des Unternehmens führt. „Unser Fokus liegt auf der Herstellung qualitativ hochwertiger Pellets, wobei der Ausstoß auf den Restholzanfall im Sägewerk abgestimmt ist. Andererseits sind wir jetzt so flexibel, dass wir auch jederzeit auf die Markt- beziehungsweise Rohstoffsituation reagieren können“, führt die Geschäftsführerin bei der Besichtigung des neuen Pelletswerks aus.

Zuverlässiger Partner

Mit Rudnick & Enners, Alpenrod/DE, arbeitet das Unternehmen seit vielen Jahren vertrauensvoll zusammen. Der Westerwälder Maschinenbauer hat bereits beim Neubau des Sägewerks 2006/07 die gesamte Restholzentsorgung geliefert. „Aufgrund dieser langjährigen Erfahrung war das Vertrauen vorhanden, Rudnick & Enners mit dem Bau des Pelletswerks, der Industrieholzaufbereitung, sowie Rinden- und Kappholzzerkleinerung und Brennstoffbeschickung zu beauftragen“, begründet Pieper (s. Beitrag Optimale Brennstoffaufbereitung). „Rudnick & Enners hat uns bei der Umsetzung immer toll unterstützt und war bei Fragen stets zur Stelle“, ergänzt Kristian Kriegesmann, Produktionsleiter Pellets bei Pieper Holz.

Baustart für den Tiefbau war im Sommer 2021, am 4. Oktober 2022 produzierte man die ersten Presslinge.

Aufwendiger Umbau

Der Rudnick & Enners-Rohrgurtförderer, Baujahr 2007, bringt Hackgut und Späne vom Sägewerk in die drei bestehenden Restholzboxen. Hier lässt sich das Restholz nach Hackgut und Sägespänen oder im Gemisch nach Holzarten getrennt lagern. In das bestehende Restholzlager wurden drei Schubbodenboxen eingebaut. „Die leistungsgeregelten Schubböden haben eine Befüllhöhe von bis zu 13 m und sind zudem per Radlader befahrbar. Über die drei Schubböden wird der Materialmix für die Pelletierung zusammengestellt“, erläutert Rudnick & Enners-Geschäftsführer Sven Rudnick. Das Materialgemisch aus Sägespänen und Hackschnitzeln wird nach den Schubböden über zwei resonanzverstärkte Vibrorinnen mit Überlängenseparierung vergleichmäßigt und über ein Gurtbecherwerk zur Nassspanhammermühle geführt.

Energiebewusste Pelletierung

Die Leistung der Nassspanhammermühle des Typs RE-HM 500x1300 beziffert Rudnick mit rund 12 t/h. Durch einen speziellen Vermahlungsraum kommt diese ohne energieintensive Absaugung aus. Sie ist in der Lage, sowohl Hackschnitzel als auch ein Gemisch aus feuchtem Hackgut und Sägespänen zu vermahlen. Zudem hat Rudnick & Enners die Anlage auf einen zukünftigen Hartholzanteil aus der Industrieholzaufbereitung ausgelegt sowie einen Bypass für die Umfahrung der Anlage eingerichtet. Das zerkleinerte Restholz gelangt danach in den Bandtrockner von Stela & Laxhuber und wird dann im Trockenspansilo mit 12 m Durchmesser und 30 m Höhe gelagert.

Die Späne werden anschließend in einer Trockenspanhammermühle von Rudnick & Enners nochmals aufbereitet und kommen dann in den Konditionierer, wo Stärke und Wasser beigemischt werden. Der R+E-Konditionierer ist mit einer automatischen Feuchtemessung ausgestattet. Ein Trogkettenförderer bringt das Gemisch in den großzügigen Reifebunker, der wiederum die beiden Pelletspressen beschickt. Jede Presse hat eine Leistung von 6 t/h. „Wir setzen bei der Pelletierung auf ein horizontales Konzept. Inklusive Druckerhöhungsanlage, Stärkedosierung, Trockenspanvermahlung und Wartungszugängen haben wir die 12 t/h-Pelletierung auf einer Fläche von etwa 11 mal 14 m bei gleichzeitig geringer Gebäudehöhe untergebracht“, informiert Rudnick.

Die Presslinge kommen danach in den R+E-Horizontalkühler. Dieser kühlt die Pellets schonend unmittelbar unterhalb der Pelletspresse. „Unser Horizontalkühler bietet im Vergleich zu einem herkömmlichen Gegenstromkühler einige prozesstechnische Besonderheiten und ist in der Lage, die Pelletsqualität und Energieeffizienz durch eine intelligente Regelungstechnik zu beeinflussen. Pellets schonend zu kühlen und nicht gleichzeitig zu ,übertrocknen‘, ist uns hierbei wichtig. Unsere Horizontalkühler bieten wir in einem Leistungsbereich von 3 bis 8 t/h an“, berichtet Rudnick. Über eine Ausschleusung lassen sich Anfahrpellets automatisch über den Kühler in einen großzügigen Behälter separieren, welcher den Wartungszugang der Pelletspresse gerade für den An- oder Abfahrbetrieb nicht beeinträchtigt. Zudem befindet sich eine Funkenerkennung und -löschung unmittelbar zwischen Presse und Kühlereinlauf. Nach der anschließenden Siebung gelangen die Presslinge über Rohrgurtförderer in die beiden Betonsilos. „Wir betreiben das Pelletswerk von Sonntagnacht bis Samstagfrüh. Ein einfacher An- und Abfahrprozess ist für uns wichtig, genauso wie eine hohe Pelletsqualität“, führt Kriegesmann aus.

Pieper Holz hat die Möglichkeit, die Pellets in Lkw zu verladen oder in Säcke zu füllen. Die Lkw-Verladung hat eine Leistung von rund 100 t/h und mehr. Der Austrag unterhalb der Pelletssilos erfolgt mit einem Rohrgurtförderer. „Durch ein spezielles Hochleistungsvibrationssieb von Rudnick & Enners, welches unmittelbar oberhalb des verfahrbaren Verladebandes sitzt, ist der Feinstoffanteil sehr gering. Das bestätigen uns auch die Fahrer immer. Wir sind zudem in der Lage, einen Sattelzug in weniger als 20 Minuten inklusive An- und Abfahrens zu beladen“, bekräftigt Kriegesmann. „Für eine möglichst hohe Trennschärfe haben wir unsere Vibrationssiebe weiterentwickelt. Mit der neuen Konfiguration und in Verbindung mit der integrierten Stoffstromregelung können wir variabler auf das Eingangsmaterial reagieren und die Siebqualität aktiv beeinflussen“, betont Rudnick. Der ausgesiebte Feinstoff wird wieder der Pelletierung zugeführt.

Für die Absackung bringt ein Rohrgurtförderer die Presslinge zur Absackanlage. Diese wurde ebenfalls von Rudnick & Enners geliefert. Vor der Absackmaschine ist ein zweites Vibrationssieb mit Windsichtung installiert. Damit reduzieren sich nochmals Staub und Pelletsbruch in den Säcken. Die Absackung hat eine Kapazität von bis zu 1400 Säcken pro Stunde. 12 und 15 kg-Säcke sowie Sonderformate sind möglich.

Neben den genannten Anlagen sowie der Projektierung zeichnet Rudnick & Enners für die gesamte Elektroinstallation, Stahlbau, Schalt- und Steueranlagen sowie Anlagenvisualisierung samt R+E Quick-Data, einem Industrie 4.0 tool, verantwortlich. Tägliche Produktionsreporte und Auswertungen runden den Lieferumfang von Rudnick & Enners ab.

Weiterer Ausbau

Ende Mai startete Rudnick & Enners bei Pieper Holz mit einem weiteren Projekt: Im Sommer nimmt man in Olsberg noch eine Industrieholzanlage in Betrieb. Hierbei handelt es sich um eine Entrindungs- und Hackerlinie für Industriequalitäten von Nadel- und Laubhölzer mit Durchmessern von 10 bis 60 cm. Der Rudnick & Enners-Entrinder wird hierbei automatisiert über einen Querförderer beschickt und dosiert die entrindeten Stämme anschließend über ein leistungsgeregeltes Plattenband in Richtung der R+E-Hackmaschine. Die Rinde ist für das Heizwerk vorgesehen. „Mit dieser Anlage haben wir dann maximale Flexibilität“, führt Isabell Pieper aus und ergänzt: „Wir sind mit der Abwicklung sehr zufrieden. Man merkt, dass man mit einem Familienunternehmen zusammenarbeitet.“

Pieper Holz

Gegründet: 1948

Standort: Olsberg/DE

Geschäftsführer: Hans-Georg und Isabell Pieper

Mitarbeiter: 160

Einschnitt: 400.000 fm (Plan 2023)

Holzarten: Fichte, Lärche, Douglasie, Kiefer

Produkte: Schnittholz, Gartenholz, Terrassendielen, Hobelware, massives Konstruktionsvollholz bis 6 m Länge (nicht keilgezinkt), Spielplatzgeräte, Lohnabbund

Pelletsproduktion: 100.000 t/J