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Obwohl die Pelletsproduktionsmenge in Europa rückläufig war, steigerten 2023 die meisten der Top5-Länder ihren Ausstoß im Vergleich zum Vorjahr. Quelle: EPC Erhebung 2024; Bioenergy International © holzkurier.com

Pelletsmarkt Europa

Bedarf sinkt schneller als Produktion

Ein Artikel von Philipp Matzku | 13.08.2024 - 15:26

Ukrainekrieg, Sanktionen gegen Russland, hohe Energie- und Produktionskosten, dazu noch recht kurze Heizperioden und ein Einbruch bei den Verkaufszahlen von Biomasseheizgeräten – daher ist es wenig verwunderlich, dass in Europa sowohl die Pelletsproduktion als auch der Bedarf 2023 im Vergleich zum Vorjahr zurückgingen. Der Ausstoß sank von 25,5 Mio. t 2022 auf 24,4 Mio. t (–4%) und der Bedarf von 31,8 Mio. t auf 29,9 Mio. t (–6%), geht aus dem Pellet Report 2024 des Europäischen Biomasseverbandes (Bioenergy Europe) hervor.

Premiumpellets dominieren den Markt

Deutschland bleibt mit 3,7 Mio. t (+4% im Vergleich zu 2022) weiterhin der größte Pelletsproduzent Europas. Dahinter folgen Frankreich und Polen mit jeweils rund 2,2 Mio. t (+10%). Unterschiede gibt es in der Anzahl der Pelletswerke. In Deutschland waren es 2023 66 Produktionsstätten, 73 waren es etwa in Frankreich. Polen betrieb bei gleicher Produktionsleistung wie Frankreich mit 140 Anlagen doppelt so viele als die Grande Nation.

Schweden (1,7 Mio. t), Spanien (800.000 t) und Portugal (600.000 t) kämpften mit der Rohstoffversorgung. Die Kapazität auf der Iberischen Halbinsel war doppelt so hoch wie der Pelletsausstoß 2023. Ähnlich wie Schweden war der Inlandsmarkt bei den baltischen Staaten rückläufig und die Pelletspreise sind 2023 schneller gesunken als die Rohstoffpreise. Die Folge: Trotz geringerer Stromkosten ist die Produktionsmenge nicht wie erwartet gestiegen, im Falle Schwedens sogar leicht gesunken.

Aus Russland, jahrelang mit rund 3 Mio. t/J ein wichtiger Versorger Europas, sind vorerst keine Pelletslieferungen nach Europa zu erwarten. Der Großteil der Produktionsmenge Russlands von 1,5 Mio. t geht in Richtung Südkorea. Belgien hat seine Produktionsleistung um fast ein Drittel auf 600.000 t zurückgefahren. Die Balkanstaaten, allen voran Rumänien, Kroatien und Bosnien, steigerten die Produktionsleistung von 1 Mio. t 2012 auf fast 3 Mio. t im vergangenen Jahr.

Verstromung rückläufig

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Mit einem Bedarf von 2,7 Mio. t hat Deutschland Italien im privaten Wärmebereich vom 1. Platz verdrängt. Quelle: EPC Erhebung 2024, FAO, ENplus, EIA, Bioenergy International © holzkurier.com

Der Pelletsverbrauch der 27 EU-Staaten reduzierte sich um 3,7% von 22,7 Mio. t im Jahr 2022 auf 21,9 Mio. t. Das restliche Europa verzeichnete sogar einen Rückgang um 11, % auf 8 Mio. t. Der Bedarf im Wärmesektor summierte sich auf 59% (17,7 Mio. t), 41 % (12,3 Mio. t) der Presslinge wurden im Stromsektor verwendet. Der Bedarf im privaten Wärmesektor summierte sich 2023 in Europa auf 14,1 Mio. t (47%), im gewerblichen auf 3,6 Mio. t (12%). In Heizkraftwerken wurden 3,8 Mio. t (13%) und für die Verstromung 8,4 Mio. t (28%) Pellets eingesetzt. Damit geht die Schere zwischen Wärme- und Stromsektor beim Pelletsbedarf weiter auseinander. 2022 wurden 44% der Pellets zur Verstromung und 56 % im Wärmesektor eingesetzt. 2021 notierte der Industriepelletsverbrauch in Europa noch bei 17 Mio. t (–28 %). Der Gesamtbedarf lag auf dem Rekordniveau von 34,6 Mio. t.

Der Industriepelletsbedarf Großbritanniens (6,3 Mio. t), der Niederlande sowie Dänemarks mit jeweils 1,8 Mio. t ging 2023 weiter zurück. Im Falle Großbritanniens führten sogenannte Differenzverträge (Contracts of Difference, CfD) zur Drosselung der Produktionsleistung bei Energieanbietern wie Drax, während in den Beneluxländern Stilllegungen von ganzen Biomasseheiz- und -kraftwerken für den Bedarfsrückgang verantwortlich waren. Drei Viertel (4,7 Mio. t) des Pelletsbedarfs deckte Großbritannien mit Liefermengen aus den USA. Eine Zunahme am Pelletsverbrauch für die Verstromung (KWK-Anlagen) verzeichneten Frankreich (+63% auf 636.000 t) sowie Schweden (+6% auf 1,2 Mio. t).

Der Pelletsbedarf Deutschlands lag vergangenes Jahr bei 3,4 Mio. t, davon entfielen 2,7 Mio. t auf den privaten Wärmebereich (<50 kW) und 650.000 t auf den gewerblichen (>50 kW). In beiden Fällen war-Deutschland der größte Verbraucher innerhalb der EU. Mit 80.000 t spielten Presslinge bei Kraft-Wärme-Kopplungs(KWK)-Anlagen eine untergeordnete Rolle. Bei einem Verbrauch von 2,6 Mio. t (–15%) lag der private Wärmesektor Italiens auf dem Niveau von 2016.

Einbruch bei Kesselabsatz

Ein Viertel der Haushalte in Europa nutzte erneuerbare Energien zum Heizen. Den höchsten Einsatz an Biomasse im privaten Wärmesektor hatten Kroatien (53 %), Estland (48%) sowie Rumänien (45%). Davon war aber nur ein kleiner Teil auf die Verwendung von Pellets zurückzuführen. Pelletsöfen wurden hauptsächlich in Italien (1,7 Mio.), gefolgt von Frankreich (1,6 Mio.), eingesetzt. In Frankreich hatte sich der Neuverkauf an Öfen in acht Jahren verdreifacht, war aber 2023 von 210.000 auf 78.000 Stück (–63%) gesunken. In Deutschland waren die Verkaufszahlen 2022 von 24.000 auf 46.000 gestiegen, nur um auf 21.000 Stück zurückzufallen. Auch bei Pelletskesseln gingen die Neuverkäufe in Deutschland 2023 um die Hälfte auf 34.100 zurück, in Frankreich, nach dem Auslaufen von Förderprogrammen, sogar um 71% auf 11.500 Stück, in Österreich um 67% auf 7000 Stück. Einzig in Polen waren die Verkäufe dank konstanter Förderpolitik mit 40.000 Stück sehr stabil.

Tabelle unten: Der Verbrauch von Pelletsöfen und -kesseln ist 2023 in Europa massiv eingebrochen. Deutschland, Spanien und Griechenland waren die Hauptmärkte für gewerblich genutzte Pelletskessel

Verkauf von Pelletskesseln und -öfen in Europa | 2022/2023
Werte in Stückanzahl, gereiht nach Heizkessel <50 kW
Land Öfen Heizkessel für Wohngebäude (<50 kW) Gewerbliche Heizkessel (>50 kW)
2022 2023 2022 2023 2022 2023
Polen 1.000 1.000 40.000 40.000 500 400
Deutschland 46.000 21.000 76.000 34.100 1.400 900
Frankreich 210.000 78.000 40.200 11.500 800 800
Österreich 2.200 1.800 21.600 7.000 103 30
Spanien* 46.626 35.000 9.194 6.000 1.590 1.400
Tschechien 1.600 1.600 3.800 3.350 0 0
Serbien 7.228 3.635 5.628 2.602 571 268
Lettland 2.800 600 5.000 2.500 600 500
Italien 142.508 62.263 9.814 1.784 174 93
Griechenland 2.000 k.A. 3.950 k.A. 1.000 k.A.
Slowakei 100 k.A. 850 k.A. 40 k.A.

Exporte innerhalb Europas

Trotz eines Rückgangs von 48% innerhalb von zwei Jahren war Lettland mit einem Exportanteil von 1,3 Mio. t immer noch der größte Pelletslieferant in Europa. Dahinter folgte Estland mit einem Exportvolumen von 1,1 Mio. t. Das ist ein Minus von 26% im Vergleich zu 2021. Hauptabnehmer Lettlands war Großbritannien, gefolgt von Dänemark. Im Falle Estlands waren es Dänemark und die Niederlande. Anschließend fast gleichauf Deutschland und Österreich mit jeweils 770.000 t. Hauptabnehmer Österreichs war mit 663.000 t weiterhin Italien, aber auch Deutschland lieferte seine Presslinge nach Italien (220.000t). Die weiteren Auslandsmärkte für deutsche Pellets waren Österreich (144.000 t) sowie Frankreich (137.000 t). Aufgrund des geringeren Bedarfs im eigenen Land stiegen die Pelletsausfuhren Belgiens 2023 auf 740.000 t, was 110% der Produktionsmenge des Landes (672.000. t) entspricht. Zielländer waren hier Frankreich (389.000 t), die Niederlande (202.000 t) sowie Großbritannien (94.000 t). Die Einfuhren der Niederlande und Dänemarks lagen mit 2,3 Mio. t sehr nah beieinander. Rund 1,5 Mio. t Industriepellets erhielten die Niederlande aus den USA, im Falle Dänemarks waren es nur 528.000 t.

Hauptlieferant Italiens hinter Österreich (530.000 t) war Brasilien (288.000 t), danach kam erst Deutschland (247.000 t). Die Unterschiede zwischen Einfuhr- und Ausfuhrzahlen im Falle Italiens ergeben sich aufgrund der abweichenden Datenerfassung und -aufbereitung. Die Insolvenz des weltweit größten Pelletsherstellers Enviva spiegelte sich bis Ende vergangenen Jahres noch nicht in den Einfuhrmengen Großbritanniens, Dänemarks oder der Niederlande wider. Welche Auswirkungen die Implementierung der EU-Verordnung für entwaldungsfreie Produkte (EUDR) auf die Importmengen haben wird, ist derzeit noch unklar.