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Rund 3000 Edelstahlschindeln umhüllen das Paneum – und damit die frei tragende Brettsperrholz-Konstruktion © Backaldrin

Museumsbau bei Linz

Eine Ode an das Brot

Ein Artikel von Kathrin Lanz | 11.10.2017 - 14:59
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Auftraggeber und Schöpfer des Brettsperrholzbaus: Backaldrin-Geschäfts- führer Peter Augendopler mit Architekt Wolf D. Prix (v. li.) © Lanz

„Warum versuchen wir es nicht einmal mit dem modischen Material Holz?“, fragte sich der Wiener Architekt Wolf D. Prix, der seine Ideen zeit seines Lebens vorzugsweise in Stahlbeton goss. Und ganz losgesagt hat er sich davon auch hier nicht: Die frei tragende Brettsperrholz-Konstruktion fußt auf einem Betonsockel, mittig windet sich eine 45 t-Stahltreppe im vierstöckigen Bau empor. Warum die Freiform letztendlich in Holz realisiert wurde? „Holz schafft eine besondere Atmosphäre im Innenraum. Wir wollten keine glatten Oberflächen. Zudem versuchten wir zu zeigen, welche komplexen Formen in Holz realisierbar sind“, sagt Prix.

88 BSP-Schichten umhüllen Geschichte

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Im zweistöckigen Ausstellungsbereich entfaltet die geschwungene Holzkonstruktion ihre volle Wirkung © Im zweistöckigen Ausstellungsbereich entfaltet die geschwungene Holzkonstruktion ihre volle Wirkung  

Auftraggeber ist Peter Augendopler. Sein Unternehmen Backaldrin („The Kornspitz Company“) agiert als Backmittelhersteller mit 870 Mitarbeitern weltweit. Backaldrin hat einst den Kornspitz erfunden. Heute stellt man mehr als 700 Backmittel sowie -grundstoffe für Brot, Kleingebäck und Backwaren her. Stammsitz und größter Produktionsstandort ist Asten bei Linz. Und hier steht auch das 20 m hohe „Paneum“ (vom lateinischen „panis“ für Brot). Es ist der erstaunlichen Sammelleidenschaft des Eigentümers Augendopler gewidmet. Rund 1200 Exponate umspannen einen Zeitraum von fast 9000 Jahren, darunter Bilder, Bücher, Münzen, Möbel, Gefäße oder auch Porzellanfiguren. Im Hintergrund umgibt diese die raue Oberfläche der insgesamt 88 BSP-Schichten. Die Expertise und das Engineering-Know-how des Holzbau-Unternehmens Wiehag aus Altheim kamen bei der ausgefeilten Ausführungsplanung zum Einsatz.

Zukunft des Bauens liegt in Robotik

Konstruktiv besteht es aus zwei Baukörpern – einem quaderförmigen Sockelgebäude mit Foyer und Veranstaltungsräumen mit Sichtbeton-Fassade sowie dem darüber schwebenden, hölzernen Ausstellungsbereich mit Stahlschindelkleid. Und in Anlehnung zur frei geformten Konstruktion meint Prix am Rande des Pressegesprächs ganz allgemein: „3D-Plotten, 3D-Fräsen und mit Robotern bauen – so sieht die Zukunft des Bauens aus“, und bekennt: „Und das geht natürlich auch im Holzbau.“ 

Gegen Eintritt steht die Brotausstellung Besuchern offen. Die Investitionskosten gab Eigentümer Augendopler auf Rückfrage nicht bekannt.