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Die Elementierung kennt hier keine Größen-, nur eine Hallenbeschränkung. Und braucht man das System gerade nicht, kann es zusam- mengeschoben und an der Seite geparkt werden © Bauer Holzbau

HOLZBAU-AUSSTATTER 2023 

Vom Holzbauer für die Welt

Ein Artikel von Kathrin Lanz | 01.12.2022 - 10:02

Walter Bauers Engagement reicht über das jedem Unternehmer immanente Netzwerken weit hinaus. Er stellt sich beispielsweise vor 35 amtierende Bürgermeister und referiert mit Überzeugung über die Vorzüge des Holzbaus im Kommunalbau. Nicht nur wirtschaftliche Interessen treiben ihn dazu an. Er ist bei Holzbau Deutschland im Vorstand und mittlerweile in der vierten Amtszeit als Präsident des Holzbau Deutschland-Instituts tätig. „Ich möchte die Hemmnisse im Holzbau, die es vielfach noch gibt, abbauen.“ Hauptziel jener Anstrengungen ist im Moment, den Holztafelbau in die Gebäudeklasse 5 zu bringen. „Wenn der Holzbau vorankommt, profitiert auch Bauer Holzbau davon. Ich versuche insgesamt etwas zu bewegen.“

Wenn der Holzbau vorankommt, profitiert auch Bauer Holzbau davon.


Walter Bauer, Geschäftsführer Bauer Holzbau

Praktiker mit der Wissenschaft im Blick

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Seit 2020 hat Bauer Holzbau eine Doppel- spitze: Walter Bauer (li.) und Martin Szymanski © Peer Hahn

Und diese Gesamtheit reicht über die Grenzen Deutschlands hinaus. Vor drei Jahren hat Bauer den renommierten Klimaforscher Prof. Dr. Hans-Joachim Schellnhuber kennengelernt und ihm die dringenden Holzbauagenden erklärt. „Das Regelungswissen ist so zäh, dass wir nur mit politischer Einflussnahme weiterkommen. Und deshalb braucht es jemanden, dem die Politiker zuhören“, ist Bauer von der Taktik, seine Anliegen bei einem Mitglied des Weltklimarates zu deponieren, überzeugt. „Zudem müssen wir stärker darauf eingehen, den jungen Holzbauunternehmern Plattformen zu bieten, was Fertigungstechniken, Digitalisierung, neues Vertragswesen oder holzbaugerechtere Ausschreibungen betrifft.“ Man merkt, Bauer weiß ganz genau, wo es derzeit hakt. Weiteres Anliegen: das Planerwissen fit für den Holzbau zu machen.

Architekt an Unternehmensspitze

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An der Planung des neuen Bürogebäudes  war das gesamte Team beteiligt. Dieses wurde im vergangenen Juli fertiggestellt © Bauer Holzbau

Auf dieser Intention, den Planer mit dem Holzbauunternehmer so früh als möglich zu verknüpfen, gründet auch die derzeitige Führungsriege. Seit 2020 sitzt Architekt Martin Szymanski mit an der Unternehmensspitze. Er kam zu einem Zeitpunkt, wo klar war, dass sich Bauer Holzbau stärker in Richtung Objektbau bewegen wird. Szymanski, zuvor bei den renommierten Brückner & Brückner Architekten beschäftigt, wechselte unter anderem aus der Überzeugung heraus, dass Holzbau die Zukunft ist. Mit der Planung des neuen Bürogebäudes von Bauer Holzbau wurde die junge Partnerschaft gleich zu Beginn auf die Probe gestellt. „Es gibt keine bessere Möglichkeit, sich kennenzulernen, als gemeinsam zu bauen“, kommentiert Szymanski. Die intensive Kennenlernphase mündete in einem Holzbürobau par excellence. Derzeit sind 25 Plätze besetzt, insgesamt wären 50 verfügbar. „Wir können gesund wachsen.“ Und das nicht nur im Büroinneren: 5 ha Fläche sind ringsum verfügbar. „Im Kopf habe ich eine Halle 3 mit 40 mal 70 m und eine Halle 4 mit 50 mal 90 m“, visualisiert Bauer. „Diese Entwicklungsmöglichkeiten direkt an einer Autobahnausfahrt hat nicht jedes Holzbauunternehmen.“ Dieser Weg wird gemeinsam mit Szymanski beschritten. Er fungiert neben der planerischen Tätigkeit als Kommunikator und Schnittstelle zu den Kunden. „Je früher der Planungsprozess mit uns beginnt, desto wirtschaftlicher sind die Lösungen. Und das ist das Ziel. Warum nicht schon mit dem Vorentwurf zum Zimmerer gehen?“, konstatiert der Architekt. „Wie bauen wir eine Brücke zu den Planenden und vor allem: Wie können wir ihnen die Hand reichen?“

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Die tragenden Außenstützen sowie ein Teil der Bodenbeläge und alle Pfosten- Riegel-Konstruktionen zu den Büros hin sind in klimawandelfähiger Robinie gefertigt © Bauer Holzbau

Null-Fehler-Produkt auf der Baustelle

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Bei Tectofix handelt es sich um einen spe- ziellen Montagetisch für Wand-, Decken- und Dachelemente. Hier sind gegenüber einem flä- chigen Tisch auch vertikale Überstände nach unten, wie zum Beispiel bei dieser Pfette, möglich © Bauer Holzbau

In der Holzbauhalle sorgt ein spezieller Montagetisch für Wand-, Decken- und Dachelemente für die dafür notwendige Wirtschaftlichkeit: Tectofix. Eines ist Bauer dabei ganz wichtig: „Der Impuls zur Erfindung kam von meinem Bruder Friedrich.“ Dieser ist vor zwölf Jahren tödlich verunglückt. Die Idee: Auf beweglichen Längsträgern, die leichtgängig auf Schiene im Boden laufen, lassen sich die Balkenlagen oder Sparren in flexiblen Spannschuhen fixieren. So leichtgängig, dass das System auch für einen Mann bedienbar ist. Das ist wichtig, denn ein durchschnittlicher deutscher Zimmereibetrieb hat 5,8 Mitarbeiter. In einer ähnlich klein strukturierten Unternehmenslandschaft wie in Österreich kann nicht jeder Betrieb voll automatisiert funktionieren. Noch bezahlbare, aber gleichzeitig wettbewerbsfähige Produktionssysteme zu schaffen, darauf legt Bauer seinen Fokus. „Damit die Zimmerer nicht zu Montagebetrieben werden, sondern die Chance bekommen, selbst zu produzieren.“ Was ist ein weiterer Vorteil? Ein Beispiel: Toleranzabweichungen durch Krümmungen und zusätzliche Verdrehung im Werkstoff Holz haben bei der Herstellung von Einzelbauteilen den Nachteil, dass sich diese addieren und somit das Gesamtmaß nicht mehr garantiert ist. Diese Fehlerquelle wird kompensiert. „Das heißt, auf der Baustelle wird ein Null-Fehler-Produkt montiert“, kommentiert Bauer. Zudem hilft Tectofix, die Arbeitssicherheit bezüglich Absturzvermeidung zu verbessern, und spart Zeit.

Der Komplexität und Individualität keine Grenzen gesetzt

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Sichere und bequeme Montage: Mit dem Karosseriewagen kommt man leicht an jede Stelle © Bauer Holzbau

Tectofix ist auch dafür ausgelegt, komplexe Dachlandschaften oder überhöhte Wandhöhen zu produzieren. Eine Wand mit 5,20 m lässt sich beispielsweise einfach realisieren, indem man auf der Multifunktionsbrücke die Träger auf den Schienen am Boden beliebig auseinanderschiebt. Es gibt keine Höhen-, nur eine Hallenbegrenzung. „Sag mir, wie groß deine Halle ist, und ich sage dir, wie groß du Tectofix bestellen kannst“, erklärt Bauer seinen Kunden regelmäßig. Und weiter: „Je individueller das Bauteil wird, desto sinnvoller ist es, es selbst herzustellen. Hier spreche ich für alle Holzbauunternehmen, vom Drei- bis zum 130-Mann-Betrieb. Eine vollautomatische Anlage kann sich nicht jeder leisten, aber trotzdem müssen auch die Kleinbetriebe in Relation zur Betriebsgröße wettbewerbsfähig bleiben. Bei Tectofix sind der Komplexität und Individualität keine Grenzen gesetzt“, komprimiert Bauer die Vorteile. Ein System, vom Holzbauer für den Holzbauer. Weitergedacht: für die ganze Welt.