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Podiumsdiskussion mit Paul Johannes Fietz, Stefan Ziegler, Dr. Philipp Strohmeier, Herwig Kohla und Hubert Speth (v. li.) © Juri Reetz

Symposium der Koalition für Holzbau

Bauen mit dem Wald

Ein Artikel von Koalition für Holzbau | 12.04.2023 - 07:58

Teilnehmer des Symposiums waren Vertreter aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft, unter anderem Jan Hassan von Pollmeier Massivholz, Dr. Herwig Kohla von Hasslacher Norica Timber und Stephan Ziegler, geschäftsführender Inhaber der Ziegler Group Global. Die beiden Keynotes hielten Prof. Dr. Hubert Speth von der DHBW Mosbach und Univ.-Prof. Dr. Johannes Konnerth von der Universität für Bodenkultur in Wien.

Speth ging in seiner Präsentation der Frage nach, ob in Zeiten des Klimawandels, die Rohstoffversorgung bei einer angestrebten Holzbauquote von 40 %, nachhaltig gewährleistet ist.

Der Waldanteil in Deutschland liegt bei rund 11 Mio. ha, etwa einem Drittel der Staatsfläche. Die Hälfte dieser Wälder befindet sich in Privathand, wovon ein Großteil Klein- und Kleinstprivatwaldflächen sind. Allein diese Besitzstruktur stellt eine große Herausforderung bei der Mobilisierung des Holzes dar.

Energetische Laubholznutzung problematisch

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„Laubholz wird in Deutschland derzeit überwiegend energetisch genutzt“, erläuterte Dr. Hubert Speth © Juri Reetz

Was die Baumartenverteilung anbelangt, musste sich Speth auf Daten der Bundeswaldinventur von 2012 stützen, da die Ergebnisse der Waldinventur 2022 erst Ende 2024 publiziert werden.

Bei der kalamitätsbedingten Schadholzentwicklung der vergangenen Jahre, bestehe die Gefahr, dass diese Werte bereits dann nicht mehr aktuell sein würden, so Speth. Demnach hatte die Fichte einen Anteil von rund 25 %, gefolgt von der Kiefer mit rund 23 %, der Buche mit 16 % und der Eiche mit etwas mehr als 10 %. Bei der Holzverwendung hingegen sieht das Bild anders aus.

Demnach werden aktuell rund 80 % Nadelholz, vor allem im Baubereich, genutzt, während etwa 70 % des in Deutschland eingeschlagenen Laubholzes (19 Mio. fm) energetisch genutzt werden. Sowohl aus Klimaschutzgründen als auch vordergründig wegen der Ressourceneffizienz findet Speth dies problematisch.

Aufgrund des in den kommenden Jahrzehnten zu erwartenden klimabedingten Waldumbaus rechnet man zukünftig in den deutschen Wäldern mit einem Laubholzanteil von bis zu 75 %. Und obwohl es bereits vielversprechende Ansätze, wie die Baubuche oder die Verwendung der Birke als Brettschicht- beziehungsweise Brettsperrholz gibt, ist nach Ansicht des Referenten, die europäische Holzwirtschaft noch nicht ausreichend auf den Einsatz von Laubholz im Baubereich vorbereitet.

Forcierung von Laubholz vermindert Produktivität im Forst

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Dr. Johannes Konnerth ging in seinem Vor- trag auf die effiziente Nutzung der Ressourcen ein © Juri Reetz

Konnerth ging in seinen Ausführungen auf die zu erwartenden wesentlichen Unterschiede zum Status quo beim vermehrten Einsatz von Laubholz ein. Zum einen ist aufgrund der Forcierung von Laubholz insgesamt eine geringere Produktivität im Forst zu erwarten.

Zusätzlich ist der Anteil an industriell verarbeitbarem Blochholz aufgrund der Wuchsform der Laubbäume mit nur 30 bis 70 % deutlich geringer als jener von Nadelhölzern. Mittelfristig ist daher mit einer deutlichen Reduktion in der Verfügbarkeit von Stammholz zu rechnen. Für den dann zu erwartenden hohen Anteil an Astholz gibt es bislang keine stofflichen Verwertungsszenarien.

„Die absehbare Verknappung, gepaart mit dem Wunsch, den Holzbauanteil deutlich zu erhöhen, kann daher nur über eine effizientere Nutzung der eingesetzten Ressourcen erfolgen“, sagte Konnerth.

Die Stellschrauben sind hier vielfältig und liegen auf unterschiedlichen Ebenen: Bei den Hauptverarbeitungstechnologien sieht Konnerth die Notwendigkeit, die etablierten Primärverarbeitungsprozesse Sägen, Schälen und Stranderzeugung bereits in einem frühen Stadium zu kombinieren, um anfallende Kuppelprodukten möglichst hochwertig im Baubereich verwenden zu können. Auf der Produktebene sind aktuelle BSH- und BSP-Produkte für eine effiziente Produktion optimiert.

Rohstoffe werden damit auch an Stellen verwendet, bei denen die lokale Lastsituation einen deutlich geringeren Materialeinsatz zulassen würde. Die Wahl der Bauweise Holzmassiv- versus Leichtbauweise beziehungsweise Fachwerksträger lasse ebenfalls eine Reduktion des Materialbedarfs bis zu 50 % zu. Aufgrund langjährig geringer Rohstoffkosten gegenüber dem erforderlichen höheren Planungs- und Produktionsaufwand wurden solche Optimierungen bislang allerdings nur vereinzelt umgesetzt.

Konnerth geht daher davon aus, dass bei zukünftigen Entscheidungen auch zu hinterfragen sein werde, wie viel Rohmaterial pro gestalteten Raumvolumens eingesetzt werden muss.