„Speziell in den ersten Monaten 2023 waren unsere Auftragsbücher aus den Vorjahren noch relativ gut gefüllt. Viele Bauvorhaben waren schon weit gereift und wurden dann auch fertiggestellt. Was jedoch an allen Ecken und Enden fehlt, sind neue Aufträge. In diesem Bereich ist es deutlich schlimmer gekommen, als wir es anfangs erwartet hatten. Für die ersten beiden Quartale 2024 reicht es derweilen noch – alles, was danach kommt, ist derzeit völlig offen und wäre reines Glaskugellesen“, beschreibt Josef Haas die derzeitige Marktlage im Holzkurier-Gespräch. Haas ist Geschäftsführer bei Kampa, einem der führenden deutschen Fertighausproduzenten. Im vergangenen Jahr ging das Unternehmen eine Partnerschaft mit Elk, dem österreichischen Marktführer im Fertighaussegment, ein und stärkte somit seine Marktstellung sowohl in Deutschland als auch Österreich.
Erste Delle in den Umsätzen
Der hölzerne Fertighausbau in Deutschland ist im Bundesverband Deutscher Fertigbau (BDH) organisiert. 50 Unternehmen sind Stand 2023 Mitglied im Verband. Die Branche ist durchwegs mittelständisch strukturiert und bedient vor allem den Inlandsmarkt. Rund 90 % der insgesamt 11.201 gebauten Häuser im vergangenen Jahr wurden laut BDH-Informationen in Deutschland errichtet. Zum Vergleich: 2022 waren es noch 12.589 Häuser.
Kumuliert erwirtschafteten die Mitgliedsunternehmen im vergangenen Jahr 3,62 Mrd. € Umsatz. Das sind nur rund 3 % weniger als noch 2022. Laut Haas sind vor allem Preissteigerungen der Grund hinter den vergleichsweise stabilen Umsätzen. „2024 dürfte es deutlich weniger werden. Wenn wenig gebaut wird, wäre das nur eine logische Konsequenz. Da retten auch Preiseffekte nichts mehr“, formuliert es der Industrieexperte.
Stellenabbau unausweichlich
Ebenfalls im Vorjahr bereits deutlich rückläufig: die Zahl der Beschäftigten innerhalb der Branche. 2023 waren es bereits mehr als 1000 Angestellte weniger als noch im Jahr davor. „Viele Aufträge wurden bereits künstlich in die Länge gezogen, um die Mitarbeiter weiter beschäftigen zu können. So wird man aber nicht ewig weiterarbeiten können. 2024 dürfte es zu weiterem Stellenabbau kommen“, zeigt sich Haas wenig optimistisch.
Fertigbauanteil steigt stetig
Lag im Jahr 2000 der Fertigbauanteil bei den Ein- und Zweifamilienhäusern noch bei 13,5 %, so konnte der Anteil 22 Jahre später auf 23,5% gesteigert werden. Damit ist heute bereits rund eines aus vier Häusern ein Fertigteilhaus – Tendenz weiter steigend. Regional verteilt sich die Quote jedoch weiter stark unterschiedlich. Der Südwesten blieb auch 2022 das Epizentrum des deutschen Fertigbaus. Während im „Holzbauland“ Baden-Württemberg der Fertigbauanteil bereits bei 39% lag, werden in Bremen oder Hamburg nur rund 4-5 % der Häuser als Fertighaus realisiert.
Abwärtstrend bei Baugenehmigungen
Die derzeitige Situation bei den Baugenehmigungen gibt ebenfalls wenig Hoffnung für einen Aufwärtstrend der Branche im Jahr 2024. Wie aus den von Destatis erhobenen Zahlen hervorgeht, liegen die Genehmigungen speziell bei den für den Fertigbau relevanten Ein- und Zweifamilienhäusern weit unter Zahlen aus den Vorperioden. Während bei den Einfamilienhäusern zwischen Januar und Oktober 2023 die Zahl der neu erteilten Baugenehmigungen um mehr als ein Drittel zurückging (auf rund 41.500), halbierte sich der Wert bei den Zweifamilienhäusern sogar (auf rund 17.000). Positiv dabei: Der Fertigbauanteil dürfte laut BDF aber auch 2023 wieder leicht steigen.
Es muss alternativlos werden, in Holz zu bauen. Mit der Initiative ‚Holz rettet Klima‘ wollen wir die Menschen dahin gehend aufklären.
© Kampa
Politik gefordert
„Die Nachfrage wäre nach wie vor da. Was den Leuten fehlt, ist ein sicheres Umfeld, um auch tatsächlich ins Tun zu kommen. Eine große politische Unsicherheit, die Zinspolitik oder auch fehlende Fördermodelle sind alles große Hemmnisse, die den Fertigbau ausbremsen. Dabei muss es, um den Auswirkungen des Klimawandels irgendetwas entgegensetzen zu können, in Zukunft alternativlos werden, in Holz zu bauen (bezogen auf den Ein- und Mehrfamilienhausbau). Daran führt schlicht kein Weg vorbei“, richtet Haas einen Appell an die politischen Entscheidungsträger. Von diesen spüre er aber deutlich zu wenig Rückenwind: „Um den Holzbauanteil zu heben, braucht es auch politische Initiativen und Förderungen. Aus reiner intrinsischer Motivation wird das dringend notwendige Wachstum viel zu langsam passieren. Das betrifft den Mobilitätssektor genauso wie den Hausbau. Eine Einstellung einzelner begünstigender Modelle, wie der KfW-Förderung, ist hier das klar falsche Signal.“
Mittlerweile hat die Branche auch selbst erkannt, dass man aktiv handeln muss, um den gesamten hölzernen Bausektor zu fördern und weiter voranzubringen. Zentrales Vehikel soll die jüngst ins Leben gerufene Initiative „Holz rettet Klima“ werden.
„Ohne den Holzbau werden wir die CO2-Thematik auch in Zukunft nicht in den Griff bekommen. Wir müssen den Kohlenstoff langfristig in den Produkten binden. Vom Kinderspielzeug bis hin in unsere Häuser. Um dies zu schaffen, braucht es jeden Einzelnen. Wir müssen als Branche und Fachöffentlichkeit hier mit gutem Beispiel vorangehen und so viel wie möglich Aufklärung betreiben. Andere Branchen haben ihre Hausaufgaben in den vergangenen Jahren bereits gemacht. Wenn wir hier nicht nachziehen, werden wir trotz aller klar ersichtlichen Vorteile des Rohstoffs Holz keine großen Gewinne erzielen können“, ruft Haas die gesamte Branche auf, sich aktiv an der Initiative zu beteiligen.