shutterstock_658591162.jpg

Symbolbild © Andy Dean Photography / shutterstock.com

nachbericht dach+holz

Optimismus in herausfordernden Zeiten

Ein Artikel von Jakob Wassermann | 20.03.2024 - 10:34

Als durchwegs positiv bewerteten die Aussteller den Besucherandrang der Messe. Sowohl mit der Besucheranzahl als auch der Qualität der Gespräche zeigten sich die Aussteller zufrieden. 51.000 Besucher kamen zum Branchentreff für das Dachdecker- und Zimmererhandwerk. 

Ein brennendes Thema war erwartungsgemäß die hinkende Baukonjunktur. Der Großteil der Teilnehmer berichtete entgegen der düsteren Prognosen von nach wie vor gut gefüllten Auftragsbüchern. Beinahe alle Gesprächspartner sind zumindest bis zur Jahresmitte gut ausgelastet. „Wie sich die Nachfrage ab Sommer entwickeln wird, kann man nicht seriös prognostizieren“, waren die überwiegende Meinung. 

Ab Mitte des Jahres kann alles passieren.


Ein deutscher BSP-Produzent

Objektbau statt Einfamilienhäusern

„Der Einfamilienhausbau befindet sich derzeit am Tiefpunkt, fehlende Aufträge aus diesem Bereich werden aber durch kommunale Bauprojekte, wie Schulen, Kindergärten oder Sportstätten, weitgehend ausgeglichen“, so der Tenor der Teilnehmer. 

Besonders im kostengünstigen Segment ist die Nachfrage stark eingebrochen. „Im Billigsegment ist der Absatz sehr schwierig, der Objektbau läuft noch gut. Dadurch können wir den fehlenden Einfamilienhausbau teilweise kompensieren“, erklärte ein deutscher Fertigteilhaushersteller. 

Serielle Herstellung als Chance

Der Bereich Sanierung wurde von vielen Teilnehmern als zukunftsträchtiger Bereich gesehen, in dem der Holzbau stark punkten kann. „Das serielle Sanieren wird jetzt relevant. Es gibt die Unternehmen, die das umsetzen können, und Großprojekte, die nun starten. Gerade die 1960er-Jahre-Bauten passen weder vom Wohngefühl noch aus einer energetischen Perspektive“, betonte ein deutscher Holzwerkstoff-Hersteller.

Die Situation im Dämmstoffbereich ist jedoch angespannt: „In den vergangenen Jahren hat sich das Angebot um zwei Drittel erhöht, nun ist die Nachfrage im Einfamilienhausbau um zwei Drittel eingebrochen. Derzeit befinden wir uns in einem Verdrängungswettbewerb“, berichtete ein deutscher Hersteller. 

„Im Objektbau gibt es einen Investitionsstau, der sich über die vergangenen Jahre aufgebaut hat. Für den Modulbau ist das positiv, da er durch die kurzen Bauzeiten für Investoren sehr interessant ist“, erläuterte ein deutscher Holzindustrieller. 

Wenn sich alle zurückhalten, geht es allen besser.


Ein österreichischer Säger

Am richtigen Weg

Trotz der unsicheren Aussichten befindet man sich in der richtigen Branche, waren sich die Messeteilnehmer einig. Gerade im öffentlichen Bereich werden kaum noch Projekte realisiert, in denen Holzbau kein Thema ist. 

Durch die stark gestiegene Brettsperrholz-Kapazität ist der Absatz herausfordernd. „In ein paar Jahren wird die Situation eine andere sein. Dass der Holzbauanteil zunehmen wird, ist klar. Die Zeit des konventionellen Montierens auf der Baustelle ist vorbei. Hier spielt Brettsperrholz seine Stärke aus“, blickt ein österreichischer Hersteller optimistisch in die Zukunft. 

Export im Fokus

„Am heimischen Markt sind wir kaum aktiv. 90 % des produzierten Brettsperrholzes gehen in den Export“, hörte man bei einem deutschen Hersteller. Gerade in den USA befinde sich der Einfamilienhausbau noch auf einem guten Niveau, weshalb einige Unternehmen ihre Fühler gen Westen ausstrecken. Bei einem österreichischen Brettsperrholz-Produzenten hörte man wiederum, dass auch der US-amerikanische Markt herausfordernd sei. 

Indirekt profitieren auch jene Unternehmen, die nicht selbst im Ausland tätig sind, von einer höheren Exportquote. „Es tut gut, dass die Großen mehr exportieren, da dadurch Angebot vom heimischen Markt genommen wird“, erklärte ein deutscher Säger. 

Dem Markt entsprechend produzieren

Zu schaffen macht den deutschen und österreichischen Holzindustrien das hohe Rundholzniveau. „Die Preissteigerungen beim Rundholz können nur teilweise weitergegeben werden“, war der Tenor bei den deutschen Schnittholzherstellern. 

„Das Gebot der Stunde ist, das Schnittholzangebot geringer zu halten. Wir produzieren der Marktlage entsprechend weniger“, berichtete ein deutscher Säger. 

Die Ertragslage ist derzeit schlecht. Preissteigerungen können nicht weitergegeben werden.


Ein deutscher Säger

Hoffen auf Konjunkturmaßnahmen

Die Hoffnung vieler Unternehmen liegt nun auf den beschlossenen Konjunkturpaketen. Diese müssen auch konsistent sein: „Die Unsicherheit lässt Privatpersonen zögern“, berichtete ein deutscher Holzindustrieller. „Gerade in Österreich ist die Finanzierung nachhaltig schwieriger geworden“, hieß es bei einem deutschen Fertigteilhaushersteller. „Nur Förderungen allein helfen nicht, auch die Banken müssen hier entsprechend entgegenkommen“, forderte ein österreichischer Unternehmer.