„Der Holzbau ist dabei, die Rolle einzunehmen, die ihm zusteht. Es ist aber kein einfacher Weg dorthin“, erklärt Udo Schramek. Seiner Meinung nach ist der Holzbau die einzige Lösung für unsere Probleme. „Holz ist das Material, mit dem wir es langfristig schaffen, CO2-neutral zu werden. Zudem ist der natürliche Rohstoff in großen Mengen verfügbar“, verdeutlicht Schramek. Er bedauert, dass es dem Holz so schwer gemacht wird. Als Beispiel nennt er das Verhalten von Holz im Brandfall: „Das ist natürlich viel besser, als es von den Lobbyisten anderer Industriezweige dargestellt wird. Es wird immer wieder versucht, das Holz auszuhebeln, leider gelingt das auch noch oft. Es ist leicht, mit Ängsten, die man schnürt, etwas zu erreichen.“ Er ist aber davon überzeugt, dass „es sich früher oder später zeigen muss, dass Holz das wichtigste Material für unsere Zukunft ist“. Ihn freut es, dass in Österreich, aber auch in Deutschland der Holzbauanteil zunimmt.
„Bei den Dämmstoffen habe ich die Hoffnung, dass unsere Sparte, vor allem, was die Normung betrifft, irgendwann einmal fairer behandelt wird. Ich hoffe auch, dass Holzfaserdämmstoffe mehr Marktanteile gewinnen können“, sagt Schramek. Ein Trend in diese Richtung zeichne sich bereits ab. „Der Markt ist da, es werden Produkte gebraucht, die in ihren Anwendungen gut sind. Es ist aber nicht so leicht, wie es aussieht, sondern viel aufwendiger, als es sich manche denken“, erklärt Schramek.
Es ist nicht einfach
„Ein neuer Marktbegleiter tut sich schwer. Seine jüngst installierte Anlage steht bereits wieder zum Verkauf“, weiß Schramek. Holzfaserdämmstoff-Platten sind keine Standardprodukte, sie haben einen großen Erklärungsbedarf. In der Steico-Akademie vermitteln Fachreferenten in praktischen Vorführungen fundiertes Fachwissen für Planung, Anwendung und Verarbeitung von Steico-Produkten. Es werden jedes Jahr etwa 5000 Verarbeiter und Händler geschult. „Der Anwender muss Vertrauen in das Produkt haben“, verdeutlicht der Steico-Gründer. Für ihn ist ein Fehler auf der Baustelle das Schlimmste, was einem Hersteller passieren kann. „Wichtig sind eine hohe Produktqualität und eine umfangreiche technische Unterstützung von Planern und Handwerkern. Wenn man alleine mit einer aggressiven Preisstrategie am Markt auftritt, dann ist das sehr fraglich“, meint Schramek. Steico hat laut ihm im Vergleich zu anderen Herstellern einige Vorteile, vor allem wegen der hohen Produktionskapazitäten, aber auch, wenn es beispielsweise um die Logistik oder die jahrelange Produktionserfahrung geht. „Als Dämmstoffhersteller braucht man eine gewisse Größe, um den Aufwand im Vertrieb einkalkulieren zu können. Es muss sich rechnen“, erklärt Schramek und führt aus: „Die niedrigen Preise der Vergangenheit waren den Neuspielern am Markt geschuldet. Unter den Selbstkosten zu verkaufen, das geht auf Dauer nicht. Jetzt stabilisieren sich die Preise für Dämmplatten wieder.“
Der Weltmarktführer
Steico betreibt mehrere Produktionsstandorte: In Polen verfügt man in Czarnków über ein Gelände mit 100 ha. Das Werk Czarnków ist das weltweit größte integrierte Werk zur Herstellung von Holzfaserdämmstoffen. Am 80 ha Gelände des Standorts Czarna Woda/PL fertigt Steico neben Holzfaserdämmstoffen und Hartfaserplatten, insbesondere Steico LVL Furnierschichtholz. In Gromadka/PL errichtet Steico ein neues Dämmstoffwerk auf einem rund 17 ha großen Grundstück. Am französischen Standort Casteljaloux verfügt Steico über ein Gelände von 34 ha, von dem 9 ha für die Produktion genutzt werden.
Wenn man einmal Unternehmer geworden ist, dann möchte man etwas bewegen. Das ist mir mit Steico ganz gut gelungen.
Es gibt in Europa insgesamt 13 Anlagen für die Herstellung von Holzfaserdämmplatten im Nassverfahren, acht davon stehen bei Steico. Bei den flexiblen Holzfaserdämmmatten ist es ähnlich: Insgesamt laufen in Europa zehn Produktionsanlagen, sechs davon bei Steico. Heute ist Steico Weltmarktführer bei Holzfaserdämmstoffen mit einer maximalen Produktionskapazität von rund 4,3 Mio. m3/J.
Auf dem Weg zu dieser beeindruckenden Unternehmensgröße gab es laut Schramek einige für ihn wichtige Stationen: „Das Verrückteste war der Start 1986. Ich begann mit einer Teilzeitsekretärin als kleiner Holzimporteur. Der Einstieg in die Produktion war dann eine völlige Veränderung: Damals hatte ich sieben Mitarbeiter und übernahm ein Werk mit 750 Beschäftigten. 2007 gingen wir mit Steico an die Börse.“
Große Veränderungen in diesem Jahr
„Jetzt ist wieder so ein Zeitpunkt, der mir in Erinnerung bleiben wird, weitestgehend ist es der Übergang in die Rente“, sagt Schramek, der Anfang Oktober seinen 70. Geburtstag feiern wird. Die Steico-Aktienmehrheit wurde im Juli 2023 an die Kingspan Holding verkauft. „Dort ist Steico gut aufgehoben“, ist sich Schramek sicher und erklärt: „Kingspan wird auch von einem Unternehmer geführt. Von der Mentalität her wird sich nichts ändern, das ist für mich wichtig. Kingspan ist daran interessiert, Steico weiterwachsen zu lassen.“ Schramek und seine Gattin bleiben weiterhin Mitglieder des Steico-Verwaltungsrats.
„Gänzlich auf Arbeit zu verzichten, das kann ich mir jetzt noch nicht vorstellen“, meint er und verweist darauf, dass er eine Wohnbaugesellschaft gründet. „Jetzt habe ich noch die Kraft, etwas Neues anzufangen. Das mache ich ganz klar für meine Kinder. Ich möchte etwas schaffen, das die Nachfolger interessiert. Meinen fünf Töchtern möchte ich etwas übergeben, das sie beherrschen können. Wir wollen bauen, natürlich dann auch mit Steico-Produkten. Wir wollen die Gebäude aber auch weiterbetreiben und vermieten. Das passt in die nächste Generation. Mit der Wohnbaugesellschaft werden wir natürlich einen ökologischen Touch behalten. Die Familie steht für mich aber jetzt im Mittelpunkt, sie ist das Wichtigste.“