Eigentlich ist Andreas Reßle mit Leib und Seele Zimmermeister. Schon während der Meisterschule 2009 entwickelte und baute er die ARS Starkholzplatte. Dabei handelt es sich um Massivholzelemente, die sich für Wand, Dach und Decke einsetzen lassen. Im Gegensatz zu anderen Systemen werden bei der ARS Starkholzplatte allerdings in der Mittellage stehende Lamellen eingesetzt, die nicht miteinander verklebt sind. Für den „nötigen Halt“ sorgen die Deckschichten mit einer Stärke von 9 bis 46 mm.
Im Laufe der Jahre optimierte Reßle seine Starkholzplatten. Mittlerweile gibt es diese beispielsweise mit genuteten Lamellen in der Mittelschicht. Diese sorgen für eine verbesserte Dämmleistung. Dazu aber später mehr.
Zurück zum Ursprung
2017 ergab sich für Reßle die Gelegenheit, das zu diesem Zeitpunkt stillgelegte Sägewerk am ARS-Produktionsstandort in Roßhaupten zu kaufen. „Anfangs wurde ich für diesen Schritt belächelt. Dann kam die Coronapandemie und die Schnittholzpreise schossen in die Höhe. Ich denke, wir haben das Sägewerk zum richtigen Zeitpunkt gekauft“, sagt Reßle und schmunzelt. „Ein hohes Maß an Unabhängigkeit war mir aber schon immer wichtig. Es war also der richtige Schritt.“ Als absoluter Sägewerksneuling konnten im ersten Jahr nur wenige Tausend Festmeter geschnitten werden. Nun kommt man mehr und mehr in Fahrt, sodass mit je einem Gatter im Vor- und Nachschnitt die Einschnittskapazität bei mittlerweile 40.000 fm/J liegt.
Mit dem Sägewerk hat man nun die Produktion, Ausbeute, Qualität und Herkunft selbst in der Hand. Aus der Region – für die Region: Dieser Spruch bewahrheitet sich bei ARS nun noch mehr. „Wir kaufen das Rundholz oftmals nur wenige Kilometer entfernt ein. Der durchschnittliche Einkaufsradius liegt bei 20 km“, informiert Rainer König, zuständig für die Technik sowie Forschung & Entwicklung bei ARS Starkholzplatten, beim Rundgang durch das Werk. Zudem kann man quasi sämtliche Durchmesser verarbeiten: Neben dem Gatter steht zusätzlich noch eine Blockbandsäge für den Einschnitt zur Verfügung. Selbstredend ist, dass man auch die Trocknung in Roßhaupten erledigt. Denn hier ergibt sich eine weitere Besonderheit der später entstehenden Massivholzelemente: „Wir benötigen eine Holzfeuchte von 6 bis 8 %, um unsere Sichtholzoberflächen riss- und schwundfrei anbieten zu können“, informiert König und Reßle ergänzt: „Ein besonderes Augenmerk legen wir bei der Trocknung darauf, dass die Temperatur bis in den Holzkern gelangt, um eine Resistenz gegenüber Schädlingen zu bekommen.“ 2020 baute man das abgebrannte Mittellagenwerk als Abbundhalle inklusive moderner CNC- und Hebetechnik wieder auf. Im vergangenen Jahr folgte die Investition in ein 4 MW-Heizwerk.
„In Roßhaupten können wir die gesamte Produktion samt der Verwertung der Reststoffe abbilden. Mit unserer dazugehörigen Gesellschaft HRW Vollholzwand im wenige Kilometer entfernten Peiting bieten wir zudem die Planung und Beratung für unsere Partner und Kunden an – mehr und mehr auch für mehrgeschossige Bauten und den Wohnungsbau“, erläutert Reßle und ergänzt: „Wir arbeiten auf Augenhöhe mit den Zimmerern, Planern und Kunden zusammen und bieten ihnen über ARS Starkholzplatten das ganze Portfolio der Standard-Starkholzplatten an.“ Bei HRW beschäftigt man inklusive der Zimmerei weitere 50 Mitarbeiter.
Produkte für jeden Einsatzbereich
ARS fertigt die Starkholzplatten bis zu einer Größe von 3,45 mal 15,5 m. Je nach Einsatzbereich gibt es unterschiedliche Stärken und Ausführungen. Ein wesentliches Unterscheidungskriterium im Vergleich zu anderen Massivholzelementen ist der eingangs erwähnte Aufbau: Die Mittellage setzt sich aus stehenden Lamellen zusammen, die nicht miteinander verklebt sind. Diese werden von den äußeren Decklagen verbunden. „Mit dieser Variante benötigen wir deutlich weniger Klebstoff“, berichtet König. Hier kommt auch die Holzfeuchte ins Spiel, denn bei den ARS Starkholzplatten kommt Melaminklebstoff zum Einsatz. „Bei PU-Klebstoff benötigt man eine höhere Holzfeuchte. Wir können die Elemente mit durchschnittlich 7 % im Heißverfahren verpressen. Und durch die geringere Holzfeuchte erreichen wir auch bessere Dämmwerte“, führt König aus. Für Dämmwerte weit unter 0,1 W/(mK) fräst man bei einigen Produkten die vorhin beschriebenen Nuten in die Mittellage ein.
Die Mittellagen bestehen in der Regel immer aus Fichte. Die Decklagen sind – neben Fichte – auch in Tanne oder Douglasie möglich. Die Starkholzplatten sind zumeist dreischichtig aufgebaut und in unterschiedlichen Oberflächenqualitäten erhältlich. Sind sichtbare Deckensichten gefordert, wird als Untersicht zusätzlich eine 8,5 mm starke, schmalseitenverklebte Lamelle ergänzt. Hier verweist König bei der Besichtigung auf die besonders breiten und sauber keilgezinkten Lamellen mit Minizinken.
Schonender Umgang mit Ressourcen
Besondere Anliegen sind Reßle und König der schonende Umgang mit Ressourcen und deren zielgerichteter Einsatz. Aus diesem Grund forscht man konkret an neuen Produkten. „Wir bedenken den gerade stattfindenden Waldumbau und reagieren darauf. Darum entwickeln und produzieren wir derzeit Starkholzplatten, bei denen verschiedene Laubhölzer in der Deckschicht zum Einsatz kommen“, verweist König beim Rundgang auf einige Probestücke.
Eine Herausforderung sei hier beispielsweise auch die Keilzinkung von heimischer Buche, Esche & Co. Die Produkte müssen aber noch entsprechende Zertifizierungen und Zulassungen erhalten, bis sie auf der Baustelle zum Einsatz kommen können.
ARS Starkholzplatten
Gegründet: 2009
Standort: Roßhaupten/DE
Geschäftsführer: Andreas Reßle
Areal: 13 ha, davon 26.000 m² Hallenfläche
Mitarbeiter: 60
Produkte: Massivholzelemente für Wand, Dach und Decke mit einer Größe von bis zu 3,45 mal 15,5 m
Kapazität: rund 25.000 m³/J Fertigwände
Projekte: 1300 realisierte Bauten mit ARS Starkholzplatten in Deutschland, Österreich, der Schweiz sowie Kanada