Ausgesprochen gut gelaunt waren die Fensterhersteller im Rahmen der Rosenheimer Fenstertage wegen der positiven Marktentwicklung (s. Link). Auffallend war die große Teilnahme der Zulieferindustrie und hierzu insbesondere der Beschlagshersteller. Allein 17 Repräsentanten schickte Roto Frank zur deutschen Fenster-Leitveranstaltung. Die hohe Präsenz ist nachvollziehbar, läuft doch der deutsche und österreichische Absatzmarkt hervorragend, wohingegen die Exporte nach Osteuropa sich vom Absturz erst langsam erholen. Vor allem Russland stellte sich bei vielen Herstellern im nachhinein als Enttäuschung heraus.
Von den 30 Vorträgen werden zwei Themenbereiche herausgenommen, die oftmals von den Teilnehmern diskutiert wurden: Schadensbilder und Vakuumisolierglas.
Von den 30 Vorträgen werden zwei Themenbereiche herausgenommen, die oftmals von den Teilnehmern diskutiert wurden: Schadensbilder und Vakuumisolierglas.
28% der Mängel waren Holzschädigungen
Eine statistische Auswertung von über 300 Gutachten des ift Rosenheim der vergangenen Jahre bezüglich Beanstandungen an Fenstern wurde von DI (FH) Werner Stiell präsentiert. Dabei wurden alle Rahmenmaterialien betrachtet. Beanstandet wurden schwerpunktmäßig die Anschlüsse von Fenstern und Fassaden zum Baukörper (23%). Dazu zählen unter anderem Montagefehler, Mängel in der Anschlussfugen-Ausbildung und der Dichtheit der Anschlussfuge. Oftmals wurde festgestellt, dass die Einbauvorgaben aus dem Leistungsverzeichnis mit den Ausführungen nicht übereinstimmten. Vielfach sei hierfür die Qualität der Arbeiten mangelhaft gewesen, da die erforderliche praktische Umsetzung den Vorgaben nicht entsprach.In der Auswertung beanstandeter Merkmale beim Holzfenster hatte die Holzschädigung mit 28% den größten Anteil. Klassischerweise entstehen Schäden durch andauernde Feuchtigkeitseinwirkung bei geöffneten Rahmenverbindungen oder Fugen, die einen nicht ausreichenden oder fehlerhaften Oberflächenschutz aufweisen. Die Beanstandungen seien laut Stiell primär in den vergangenen Jahren verstärkt der Tauwasserbildung an Rahmenteilen im Verglasungsbereich und im Falzbereich zuzuschreiben. Vorhandene, seit Jahren eingesetzte Konstruktionen, würden den hohen wärmeschutztechnischen Anforderungen nicht mehr gerecht werden. Mit der luftdichten Bauweise können vorhandene Konstruktionen vor allem die Tauwasserfreiheit nicht mehr gewährleisten. In der Folge entstehen durch stärkere Feuchtigkeitsbelastung geschädigte Holzteile.
Die Holzfenster werden nach den konstruktiven Grundlagen der DIN 68121 (1) gefertigt, die seit 40 Jahren als Standardkonstruktion im Einsatz ist. Als Reaktion auf die gestiegene Belastung durch Luftfeuchtigkeit von der Rauminnenseite ist die Fensterkonstruktion zu optimieren. Hauptansatzpunkte sind dabei die Anzahl und Anordnung der Dichtebenen sowie die wärmetechnische Verbesserung der Wetterschutzschiene und der Isolierglasabstandhalter zu sehen, erklärte DI(FH) Martin Heßler vom ift Rosenheim.
Bessere Dämmung bei weniger Gewicht
Die kommende Energieeinsparverordnung bedeutet, dass im Neubau die Anforderungen an die Fenstersysteme im Neubau nur noch mit Dreifach-Isoliergläsern zu erfüllen sind, erklärte DI Siegfried Glaser, Unternehmensberater. Durch drei Gläser, zwei Schichten, mindestens 14mm-Scheibenzwischenraum und Argonfüllung werden Ug-Werte von 0,7W/m2K erreicht. 0,5W/m2K könnte man mit einer Kryptonfüllung erzielen, doch das Edelgas ist sehr teuer und daher zurzeit unwirtschaftlich. Die Standard-Dreifachverglasung mit Isolierglas hat einige wesentliche Nachteile: Gewichtserhöhung von 50%, Scheibenpakete werden größer, Probleme bei Langzeitstabilität könnten auftreten, stärkere Profile und Beschläge vonnöten, neue Produktionsanlagen für Glas- und Fensterindustrie notwendig.Vakuumisolierglas (VIG) bietet die interessante Alternative, dass exzellente Dämmwerte bei schlankem Aufbau und geringem Gewicht kombiniert und unabhängig von den Rahmenmaterialien eingesetzt werden können. Der Clou beim VIG befindet sich im Scheibenzwischenraum: Nichts. Doch diese Idee ist nicht so einfach in die Praxis umzusetzen: Die Stützkörper müssen den erhöhten atmosphärischen Druck auf die Glasscheiben aufnehmen. Entscheidend ist vor allem der Randverbund der beiden Glasscheiben, der das Vakuum im Scheibenzwischenraum dauerhaft erhält , erklärte Glaser. Als aussichtsreichstes Randverbundkonzept gilt die Metallummantelung. Ferner muss das Glas auch wirtschaftlich erzeugt und die Langzeitstabilität sichergestellt werden , schilderte Glaser.
Das Ziel des ProVIG-Projektes ist die industrielle Herstellung von VIG bis etwa 2012 zu ermöglichen. Die am Markt befindlichen VIG entsprechen nicht den europäischen Anforderungen in puncto Dämmung. Im kommenden Jahr wird eine Pilotanlage in Deutschland in Betrieb gehen. Die Prozesse und Verfahren werden in der ersten Phase für Testscheiben in der Größe von 1000 mal 1000mm entwickelt. Begleitend sollen Material-, Komponenten- und Systemtests durchgeführt werden. Ab 2011 plant man Größen bis 2500 mal 1500mm.
Bei Verwendung von low--Schichten mit Emissionsgraden <0,03 und thermisch optimierten Stützen erreicht man Ug-Werte <0,5W/m2K, was bei geringerem Gewicht einen deutlichen Vorteil darstellt. Dadurch erhält man mit VIG auch auf der Nordseite Nettowärmegewinne. Das Interesse an unserer Forschung ist groß. Erste Anfragen seitens der Holzfensterbauer sind vorhanden , erklärte Glaser.