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Neu: der Doppelendprofiler "Profishape" von Grecon Dimter Nord © Johannes Plackner

Baukästen aus dem Bauhaus

Ein Artikel von Hannes Plackner (für Timber-Online bearbeitet) | 17.12.2013 - 14:17
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UNESCO-Weltkulturerbe: Am Gelände von Grecon Dimter Nord in Alfeld befindet sich das Fagus-Werk des weltberühmten Architekten Walter Gropius © Grecon

Viele Holzkurier-Leser freut der hohe Rundholzpreis, andere weniger. Zu ersteren zählt Uwe Kosok. Das liegt daran, dass er Geschäftsführer von Grecon Dimter Nord ist, dem Weltmarktführer von Keilzinkenanlagen. Die grundlegende Funktion dieser Maschinen besteht darin, kurze Holzstücke zu theoretisch endlos langen Lamellen zu verbinden. Das zahlt sich umso mehr aus, je wertvoller das Holz ist.
Mit Grecon-Anlagen ist es heute möglich, 8 cm kurze Stückchen zu verbinden – das ist nicht länger, als die graue Linie rechts. Und die Ingenieure im niedersächsischen Städtchen Alfeld arbeiten in ihren Entwicklungsbüros schon an den nächsten Ressourcen und Produktivitätssteigerungen. Damit verdient sich das Unternehmen die Auszeichnung zum Holzindustrieausstatter des Jahres 2014.

Maschinen, Elektronik und Schuhe

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Uwe Kosok ist Geschäftsführer von Grecon Dimter Nord © Johannes Plackner

Grecon Dimter Nord hat seine historischen Wurzeln in der Schuhindustrie, genauer gesagt: in der Schuhleistenproduktion. Schon Anfang des 20. Jahrhunderts gab es in Alfeld ein Buchensägewerk, welches die Fertigung der passgenauen Schuhformen bediente. Um eine Schuhform auf mehrere Größen zu übertragen, waren spezielle Kopierfräsmaschinen nötig, welche Fagus selbst herstellte.
Das waren die Wurzeln des Maschinenbaus. Über die Jahre wandelte sich das Sortiment mehrmals. In den 1970er-Jahren kamen die ersten Keilzinkenanlagen dazu. 1998 verkaufte die Eigentümerfamilie Greten 60 % von ihrem mittlerweile zu Grecon getauften Unternehmen an die Weinig-Gruppe. Im Zuge dessen wurde die Produktion von Kappsägen der Schwester Grecon Dimter Süd anvertraut. In Alfeld blieb das, was im Weinig-Konzern „Endenbearbeitung“ heißt.
Die Geschichte von Grecon führte dazu, dass das Unternehmen auf dem Gelände des Weltkulturerbes Fagus-Grecon beheimatet ist. Und das kam so: Als erfolgreicher Leistenproduzent engagierte Carl Benscheit 1911 den noch wenig bekannten Architekten Walter Gropius für den Neubau des Fabrikgebäudes. Der fünfgeschossige Bau, welcher in erster Linie das umfangreiche Leistenarchiv beherbergte, war ein Meilenstein der Architekturgeschichte. Schlichtheit und Klarheit verwoben sich damals zu jenem Stil, der als „Bauhaus“ in die Geschichte einging. Seit 2011 ist das Gebäude ein Weltkulturerbe und beherbergt unter anderem eine sehenswerte Sammlung der Schuhmode vergangener Jahrzehnte.

Alles, was eine Keilzinkenanlage braucht

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Bereit zur Auslieferung: Detail aus der Hochleistungs-Keilzinkenanlage HS?200, welche 200 Verbindungen pro Minute schafft © Johannes Plackner

Heute ist Grecon Dimter Nord ein integraler Teil des Weinig-Konzerns. In der Gruppe ist man in erster Linie für die Keilzinkung zuständig. Diese beginnt bei Kurzhölzern für Möbelplatten und endet erst bei KVH-Querschnitten von 18 mal 30 cm. Ähnlich divers sind Leistungsanforderungen. Kleinere Betriebe wollen Maschinen, die sich händisch beschicken lassen und sauber arbeiten. Bei Massenherstellern zählt dagegen zuallererst die Schichtleistung. Immer öfter aber wird ein Kompromiss verlangt: Hohe Leistung bei häufig wechselnden Dimensionen ist bei KVH- und BSH-Listenproduktion unerlässlich.
Grecon Dimter Nord hat im Laufe der Jahre ein umfassendes Sortiment bei Keilzinken entwickelt. Allein für die BSH-Fertigung steht ein Dutzend Maschinentypen bereit (s. Holzkurier Heft 39, S. 22). Intern unterscheidet Grecon zwischen „Kurzholzanlagen“ (bis 1,5 m Holzeingangslänge) und „Langholzanlagen“ (ab 1,5 m). In beiden Bereichen hat Grecon Paket- und Einzelbrettanlagen im Sortiment.
Diese breite Produktpalette überzeugt. Heuer werde der Auftragseingang um 25 % bis 30 % wachsen, freut sich Kosok. Das liegt an einer „Rekord-Ligna“. Knapp ein Drittel des Auftragseinganges schließt Grecon Dimter Nord in Hannover ab. Die Weltleitmesse findet nur 50 km von Alfeld entfernt statt. Daher wurden die Interessenten während der Ligna zum Werksgelände geführt und konnten sich da von der Arbeitsweise überzeugen. „Als führender deutscher Maschinenbauer erwartet unsere Kunden hohe Qualität – und das halten wir selbstverständlich“, sagt der Geschäftsführer.

Im Baukasten gedacht

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In der Montagehalle: Ein Grecon-Techniker arbeitet konzentriert zwischen Keilzinkenanlagen © Johannes Plackner

Anfang November gab es einen weiteren Grund, das Werk zu besuchen. Grecon Dimter Nord stellte seinen ersten Doppelendprofiler vor (s. Kasten unten). Inmitten der Montagehalle war diese Anlage aufgebaut. Während in zahlreichen Sprachen mit den Grecon-Verkäufern gesprochen wurde, entstanden wenige Meter daneben neue Keilzinkenanlagen und Mechanisierungen. Die Hallen sind hell, der Boden ist sauber – ganz so, wie man sich qualitativ hochwertigen Maschinenbau vorstellt. Mehrere Hundert Anlagen verkaufen die Alfelder pro Jahr. Damit das effizient und kostengünstig geschehen kann, haben die Eigentümer im Vorjahr Kosok zum Geschäftsführer berufen. Der studierte Maschinenbauingenieur mit jahrzehntelanger Erfahrung in der Holzbranche kann seine Strategie auf ein Wort herunterbrechen: „Baukasten“.

Schnell und hochwertig

Tausende Anlagen mit dem Grecon-Logo wurden schon montiert. Mit dieser Erfahrung wissen die Ingenieure in Alfeld genau, wie man gute Keilzinkenanlagen baut. Darauf aufbauend, wurden beziehungsweise werden nun Standardmodule entwickelt. Dieses Baukastensystem bringt zwei Vorteile: Für Grecon Dimter Nord vereinfachen sich die Konstruktion, der Vertrieb und die Wartung. Kunden der Keilzinkenanlage aus der Weinig-Gruppe können sich auf die gewohnt hohe Qualität verlassen. Auf diese Weise werden ganze Produktionsstraßen um eine Grecon-Keilzinke aufgebaut. Ein Beispiel aus der Praxis (Bericht Pfeifer, s. Link 1): Vorne zinkt eine Durchlaufpresse von Grecon Dimter Nord, dann hobelt ein Lamellenhobel von Weinig und am Ende längt eine Mitlaufende Kappsäge von Grecon Dimter Süd die Endloslamelle ab.

Überall erhältlich

Dieses „Alles aus einer Hand“-Prinzip hat mehrere Vorteile. Vielleicht die Wichtigsten: Erstens, das System funktioniert garantiert. Zweitens, die Steuerung aus dem Hause Weinig bringt ein durchgängiges Bedienkonzept. Zudem bringt die Weinig-Verwandtschaft bei Vertrieb und Service Synergien. Der deutsche Konzern ist etwa in den USA, Singapur, Australien und China vertreten.

Neu: jetzt mit zwei Enden

Dass Grecon Dimter Nord viel Entwicklungsarbeit leistet, muss gar nicht extra betont werden. Der Doppelendprofiler Profishape ist das beste Beispiel dafür. „Es ist ganz logisch, dass diese Anlage im Weinig-Verbund von uns kommt. Wir sind die Spezialisten für die Endenbearbeitung – und da sind einfach zwei Enden zu bearbeiten“, erklärt Kosok. Woran aktuell entwickelt wird, möchte Kosok nicht verraten. Doch von zwei Dingen kann man ausgehen:
Die minimale Holzeingangslänge wird irgendwann auch mal die 8 cm unterschreiten.
Von einem Unternehmen, das sich vom Schuhleistenproduzenten zum Weltmarktführer bei Keilzinkenanlagen gewandelt hat, und Entwickler eines Doppelendprofilers sind auch in Zukunft noch interessante Innovationen zu erwarten.
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Neu: der Doppelendprofiler "Profishape" von Grecon Dimter Nord © Johannes Plackner

Neuer Doppelendprofiler

Ein neues Geschäftsfeld erschließt sich Grecon Dimter Nord mit dem Doppelendprofiler. Der mit „Profishape“ betitelte Anlagentyp wurde am 6. November vorgestellt. Dieses System kann überall dort zum Einsatz kommen, wo die Bearbeitung von Massivholz oder eines Holzwerkstoffs auf beiden Enden notwendig ist. Das umfasst ein überraschend weites Produktfeld. Eine Auswahl:
Parkett und Laminat
Wand- oder Deckenpaneele
Schlitz- und Zapfenverbindungen bei Fenstern
Eckverbindungen im Blockbau
Verlegeplatten
Zaunbretter oder -pfosten
Profilieren von Dämmplatten (Holzfaser, zementgebunden)
Schäften von Sperrholzplatten
In der ersten Livevorführung zeigte Grecon Dimter Nord-Geschäftsführer Uwe Kosok die Herstellung eines Nut- und Federprofils auf einem MDF-Brett (was auch reibungslos funktionierte).
Die zu bearbeitenden Elemente werden einfach in einem Beschickmagazin aufgegeben. Der Profishape kann Elemente von 22 cm bis 250 cm Länge verarbeiten. Damit sich Letztere nicht durchbiegen, unterstützt sie eine mittige Rollenleiste von unten. Die Produktstärke beträgt zwischen 6 mm und 150 mm. Frequenzgeregelt arbeitet die Anlage mit 8 bis 40 m/min. Optional sind bis zu 80 m/min möglich.
Die Antriebe der beiden Kettenvorschübe sind elektronisch gekoppelt. Das garantiert eine hochpräzise Bearbeitung. Die Anzahl der Aggregate ist theoretisch unbegrenzt. Eingestellt werden die Spindeln über einen digitalen Soll-/Ist-Vergleich präzise und bedienerfreundlich. Das hat bei den Muster-MDF-Elementen wunderbar geklappt. Was aber fehlte (im positiven Sinn), waren Späne in der Maschine. Grecon entwickelte nämlich angepasste Absaughauben. Was trotzdem herunterfällt, wird von einer fix installierten Absaugung entfernt.
Der Profishape lässt sich natürlich mit zwei Exemplaren als Winkelanlage aufbauen oder mit einem Hobel kombinieren.
Mit der Resonanz ist man bei Grecon sehr zufrieden. Teilgenommen haben 100 Kunden, Vertreter und Händler aus Deutschland, Finnland, Russland, Polen, Türkei und Südostasien.