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Mehrere angekündigte Großprojekte lassen den europäischen BSP-Markt bis 2020 massiv wachsen – bereits 2018 dürfte die 1 Mio. m3-Marke geknackt werden © Günther Jauk

BSP-Markt 2017-2020

Siegeszug von BSP setzt sich fort

Ein Artikel von Günther Jauk | 08.11.2017 - 15:33

Mit einem Zuwachs von 14 % auf 700.000 m3 werden die BSP-Produzenten der DACH-Region 2017 einen weiteren Rekord aufstellen. Diese Zunahme ergibt sich aus Produktionssteigerungen beinahe aller großen Hersteller an bestehenden Standorten sowie der Inbetriebnahme des zweiten Binderholz-Werks in Burgbernheim.
Trotz dieser Produktionssteigerung um 150.000 m3 sind die heimischen Werke sehr gut ausgelastet – es ist von Lieferzeiten von bis zu mehreren Monaten die Rede. Ähnlich verhält es sich mit den Lieferzeiten der Ausstatter. Die Auftragsbücher vieler Maschinenbauer sind bis weit in das kommende Jahr gefüllt. Daher sind weitere Inbetriebnahmen erst 2019 zu erwarten.
Neben nicht bestätigten Bauprojekten von KLH in Wiesenau, der Johann Pabst Holzindustrie in Zeltweg und einem westösterreichischen Unternehmen sind zwei 100.000 m3-Projekte – namentlich das erste BSP-Werk von Pfeifer Holz in Schlitz und der dritte Standort von Stora Enso im schwedischen Gruvön – bereits offiziell. Branchenexperten sehen in dieser zunehmenden Konzentration vorerst noch kein Problem – es sei noch Platz am Markt für das eine oder andere Werk. Allerdings gehen auch Maschinenhersteller davon aus, dass einige fertigprojektierte Anlagen die Schublade nie verlassen werden.

Zukunftsmarkt Skandinavien

Nach Finnland und Lettland konnte Martinsons im vergangenen Jahr die erste BSP-Linie Schwedens in Betrieb nehmen. Als nächstes nordisches Land ist Norwegen an der Reihe. Die Holzindustrie Splitkon hat bereits zwei 16 m-Pressen geordert, die voraussichtlich 2019 ihren Betrieb aufnehmen werden. „In Skandinavien findet BSP im Wohnungsbau großen Anklang. Dort werden noch mehrere Produktionsstandorte entstehen“, beurteilt Univ.-Prof. Dr. Gerhard Schickhofer von der Technischen Universität Graz die Situation.

Was passiert auf der Insel?

Etwas weiter westlich, in Großbritannien, ist der Wohnungsmarkt zwar ausgesprochen aufnahmefähig – die erste industrielle BSP-Fertigung lässt dennoch auf sich warten. Die vom Versicherungskonzern Legal & General angekündigte Inbetriebnahme eines 120.000 m3/J-Standortes in Leeds dürfte sich wohl auf unbestimmte Zeit verzögern.

Blick über den Atlantik

Auf fruchtbaren Boden fiel Brettsperrholz auch in Nordamerika. Mit mittlerweile mehreren Produktionsstätten sowie reger Forschungs- und Entwicklungsarbeit zählt der Kontinent zu den besonders rasch wachsenden Märkten. Erst vor wenigen Wochen kündigte der Mehrfamilienhaus-Produzent Katerra seinen Brancheneinstieg für 2018 an. SmartLam – einer der US-amerikanischen Brettsperrholzpioniere – plant, mit einem neuen Standort seinen Jahresausstoß von 20.000 auf 80.000 m3 zu vervierfachen. Darüber hinaus gelten International Beams, XLam USA, Columbia CLT und American Laminators, als potenzielle Marktneulinge.

Japan hat Potenzial

Bereits 2014 veröffentlichte Japan einen Plan für den Aufbau einer eigenen BSP-Industrie. Demnach möchte das Land der aufgehenden Sonne bis 2024 500.000 m3 Brettsperrholz erzeugen. Mit 60.000 m3 im vergangenen Jahr wurde das erste formulierte Zwischenziel um 10.000 m3 übertroffen. Schickhofer kann sich eine Verzehnfachung des japanischen Marktes gut vorstellen, glaubt aber, dass das noch etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen werde.

Höhe ist nicht alles

Trotz der derzeit hervorragenden Absatzlage weisen Experten darauf hin, dass es in puncto Entwicklungsarbeit noch einiges zu tun gebe. „Erst wenn wir in der Lage sind, ganze Gebäudelösungen samt ausgereifter Fassaden- und Gebäudetechnik anzubieten, können wir von einem neuen Holzbausystem sprechen“, formuliert es Schickhofer. Ein Ansatz, mit dem sich viele führenden Hersteller bereits auseinandersetzen. BSP-Pionier Karl Moser rät allen Neueinsteigern, sich ihre eigenen Gedanken zu machen und selbst scheinbar banale Dinge, wie etwa die Plattendimensionen, zu hinterfragen.
Grundsätzlich plädiert Schickhofer dafür, weniger in die Höhe, sondern mehr in die Breite und Länge zu gehen: „Nicht mehr Geschosse, sondern eine längere Nutzungsdauer sowie ein breiteres Anwendungsgebiet sollten die Ziele sein.“