Kirnbauer Holzindustrie

Ausbau der Leimholz-Produktion

Ein Artikel von Martina Nöstler | 18.12.2018 - 12:49

Seit 2005 ist die Leimholzproduktion der Kirnbauer Holzindustrie in Ternitz angesiedelt. Rund 45.000 m3 BSH und Duobalken produziert man dort jährlich für den heimischen Markt und den Export. Beim Bau vor 13 Jahren wollte Geschäftsführer Franz Kirnbauer eigentlich auch KVH produzieren. Alsbald stellte sich mit dieser Linie aber BSH als rentabler heraus. „KVH und große Duobalken müssen auf einer separaten Linie erzeugt werden“, meint Kirnbauer. Für ihn ergab sich die Gelegenheit, das Areal in Ternitz – mitten in einem Industriegebiet – auf 85.000 m² zu erweitern und entschloss sich, in eine zweite Fertigungslinie zu investieren, welche speziell auf Duobalken und auch KVH ausgelegt ist. Dafür ließ er zwei neue Hallen von Kohlbacher, Langenwang, errichtet. In einer sind nun die Produktionsanlagen untergebracht, die zweite dient als Verladehalle. Im September startete in Ternitz die Inbetriebnahme. Ab Januar will Kirnbauer bereits den Zweischichtbetrieb einführen.

Kirnbauer wählte folgende Hauptlieferanten für das neue Werk: Die gesamte Mechanisierung sowie die Lignopress-Presse für die Erzeugung von Duo- und Triobalken sowie gegebenenfalls BSH stammen von H.I.T., Ettringen/DE. Ledinek, Maribor/Sl, lieferte die Kappsäge, die Keilzinkenanlage sowie zwei Hobelmaschinen. Der Leitrechner kommt von Bidac, Kaltern/IT, die Absaugung von Scheuch, Aurolzmünster, der Leimauftrag von Oest, Freudenstadt/DE. „Wir hatten mit H.I.T. schon beim Umbau im bestehenden Werk vor zwei Jahren zusammengearbeitet. Das hat tadellos funktioniert. Der Anlagenbau und der materialschonende Transport gefallen mir“, erklärt Kirnbauer und meint: „Ledinek liefert einen robusten Maschinenbau und bot uns ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Außerdem ist die Nähe zu Maribor ein Vorteil für uns, sollten wir einmal rasch Ersatzteile benötigen.“

Generell soll sich das Werk mit nur vier Mitarbeitern betreiben lassen. Ziel ist es, dass die Produktion zwischen der Keilzinkenanlage und Leimholzpresse bedienerlos abläuft.

Durchdachter Ablauf

Der Part von H.I.T. startet mit der Aufgabe der Schnittholzpakete: Der Staplerfahrer stellt die benötigten Dimensionen bereit. Ein Bildschirm zeigt ihm an, welches Paket (Holzart, Querschnitt) er als Nächstes bringen muss. Ein Vakuumheber entstapelt lagenweise den Schnittholzstapel und bringt die Stücke eingetaktet zum Mitarbeiter, der die Fehlstellen (Äste, Risse) kennzeichnet. Im Quertransport gibt es noch eine Holzfeuchtemessung von Gann sowie eine Schüsselungsvermessung. Nicht passende Bretter lassen sich aussortieren.

Die H.I.T.-Mechanisierung befördert die zu kappende Ware über einen Quertransport weiter zu X-Cut-Kappsäge von Ledinek. Restpakete lassen sich aus dem Ablauf ausschleusen und an einer separaten Stelle bereitstellen, damit diese der Staplerfahrer bei Gelegenheit abholen kann. Im Quertransport vor der Kappsäge gibt es zudem einen extra Puffer. „Dort kann etwa sehr schöne Ware für die Bearbeitung zu einem späteren Zeitpunkt zwischengeparkt werden“, erklärt H.I.T.-Geschäftsführer Franz Anton bei der Besichtigung.

BSH und starke Duobalken lassen sich nicht effizient auf einer Linie produzieren. Darum haben wir das neue Werk gebaut.


Geschäftsführer Franz Kirnbauer

Kappen, keilzinken, beleimen, pressen

Die Ledinek-X-Cut ist besonders robust ausgeführt und kommt auch mit dem starken Querschnitt für KVH problemlos zurecht. Die Vorschubleistung liegt bei 190 m/min. Reststücke fallen automatisch in einen Abfallschacht und kommen zu einer Restholzentsorgung. Die gekappten Hölzer gelangen eingetaktet über einen Quertransport in Richtung der Keilzinkenanlage. Ledinek lieferte an Kirnbauer eine Eurozink Compact mit einer Leistung von sechs Takten pro Minute.

Das Besondere an dieser Anlage: Die Bearbeitungsschritte Keilzinken, Beleimen und Verpressen erfolgen in einem Durchgang. Das heißt, es werden immer zwei Hölzer – also einmal das Ende und einmal der Anfang – in exakter Position geklemmt. Danach fährt der Fräskopf mit doppelter Fräseinheit von unten nach oben. In derselben Aufwärtsbewegung erfolgt der berührungslose Klebstoffauftrag. Danach wird das vordere Brett geklemmt und das hintere schiebt sich auf das vordere – ein Endlosstrang entsteht. Je nach Auftragsvorgabe kappt noch ein Ablängsäge die keilgezinkte Lamelle auf die benötigte Länge.

Ein wesentlicher Vorteil dieser Bauweise ist der geringe Platzbedarf. „Zudem lässt sich die Maschine sehr rasch auf eine neue Dimension einstellen“, wie Bernhard Fandl, zuständig für den Verkauf bei Ledinek, bestätigt. Alle Bearbeitungsschritte erfolgen ohne jegliches Umspannen. Die Eurozink Compact verfügt über ein fixes Führungslineal. Damit ist eine Brettseite immer exakt auf null ausgerichtet und keine Positionierung für die Breite erforderlich.

Vier Etagen als Ruhezonen

Die keilgezinkten Lamellen gelangen für die Aushärtungsphase des Klebstoffes in eine der vier Etagen von H.I.T. Bei der Besichtigung im neuen Leimholzwerk verweist Anton auf den schonenden Holztransport: Über einen Elevator gelangen die Lamellen in die vier Etagen. Dabei werden diese nicht einfach auf den Paternoster geschoben, sondern sanft darauf gehoben – ähnlich der Stapelzungen bei einer Paketierung. Dasselbe Prinzip gibt es auch bei der Auslagerung der ausgehärteten Lamellen in den weiteren Bearbeitungsprozess.

Getrennte Wege

Ab hier trennen sich die Wege von KVH und den Lamellen für die Duobalken: KVH gelangt nach unten zum Fertighobel von Ledinek, einer Europlan-Maschine. Lamellen für Duobalken bleiben im oberen Stockwerk. Diese durchfahren zuerst eine Ledinek-Hobelmaschine, ebenfalls eine Europlan, um eine saubere Oberfläche zu erhalten. Danach geht es über einen langen Quertransport von H.I.T. – worin auch eine Wendestation integriert ist – zur Flächenbeleimung von Oest.

Nach der Binderbildung kommen die beleimten, noch losen Lamellen in die Lignopress von H.I.T. Diese presst aufgrund der Seitendrücke und Pressschuhe von oben das Holz nahezu versatzfrei zusammen. „Die Presskraft liegt deutlich höher als bei vergleichbaren Systemen. Darum ist ein geringerer Klebstoffeinsatz möglich“, erläutert Anton. Die ausgehärteten Duobalken durchfahren – wie auch schon das KVH – die Ledinek-Europlan auf der unteren Ebene. Die maximalen Querschnitte, die im neuen Leimholzwerk erzeugt werden können, betragen 280 mal 600 mm. Mit dieser Dimension muss auch der Europlan-Hobel zurechtkommen.

Mehrere Stücke gleichzeitig kappen

Sowohl KVH als auch Duobalken passieren zwei klassische Flickstationen von H.I.T., wobei jeweils ein Mitarbeiter zwei Holzseiten bearbeitet. Die Kommissionier-Kappsäge samt Spannzange von H.I.T., die mit 600 mm Breite auch mehrere Stücke gleichzeitig bearbeitet, kappt das Leimholz auf die gewünschte Länge. Eine Stapelmaschine bildet die Pakete oder die Mitarbeiter setzen diese mithilfe eines Vakuumhebers zusammen. Fertige Pakete können abschließend noch foliert werden.
Kirnbauer sieht sich mit dem neuen Leimholzwerk für die Zukunft gut aufgestellt. Vor allem Duo-Sichtbalken und Duo-Industriequalität – auch in starken Dimensionen – sind aufgrund ihrer Formstabilität sehr nachgefragt und lösen KVH immer häufiger ab.

Kirnbauer Holzindustrie

Standort: Ternitz
Geschäftsführer: Franz Kirnbauer
Areal: 85.000 m2
Mitarbeiter: 38
Produktion: 45.000 m³/J BSH (altes Werk), 30.000 m³/J KVH und Duobalken (neues Werk)
Holzarten: 80 % Fichte, 20 % Kiefer

Ausrüster Duo-/KVH-Werk
Mechanisierung, Etagenlager, Kommissionierung, Presse: H.I.T., Ettringen/DE
Leitrechner: Bidac, Kaltern/IT
Kappsäge, Keilzinken- und Hobelanlage: Ledinek, Maribor/Sl
Leimauftrag: Oest, Freudenstadt/DE
Klebstoff: Henkel Engineered Wood,
Sempach-Station/CH