Mit über 50 realisierten Brettsperrholz-Anlagen ist Oest Maschinenbau aus Freudenstadt/DE das am weitesten verbreitete Unternehmen in der noch jungen Branche. Die Gründe für diesen Erfolg sieht Geschäftsführer Gerhard Darcis im technologischen Vorsprung, in der Flexibilität hinsichtlich des Klebstoffsystems sowie im vollstufigen Angebot seines Unternehmens.
Der technologische Vorsprung lässt sich zum Teil aus der jahrzehntelangen Erfahrung des Unternehmens erklären. Bereits 1964 entwickelte sich Oest Maschinenbau als eigenständiger Teil der Oest-Gruppe mit der Idee, „Vorrichtungen zum Herstellen von Leimgemischen“ zu konstruieren. Seither nahm man mehr als 2600 kundenspezifische Anlagen in Betrieb. Neben Anlagen für den konstruktiven Massivholzbereich sind Oest-Auftragssysteme in Möbel-, Türen-, Sperr- und Massivholzplattenwerken zu finden. Mitte der 2000er-Jahre begann man zudem, Klebstoffapplikationen für weitere Geschäftsbereiche, wie etwa für Sandwichkonstruktionen, anzubieten.
Unabhängig vom Klebstoffsystem
Oest bietet Beleimsysteme für alle gängigen Klebstoffe. Dabei nimmt das Unternehmen keinen Einfluss auf die Kundenentscheidung. „Egal, ob Melaminharz, Polyurethan oder EPI, wir haben mit allen Produkten reichlich Erfahrung und richten uns ohne Präferenzen nach unseren Auftraggebern“, informiert Darcis.
Ein Blick in die Montagehalle von Oest Maschinenbau mit zwei im Aufbau befindlichen BSP- Applikationsanlagen © Oest Maschinenbau
Im Massivholzbereich beschränken sich die Leistungen des Unternehmens auf den Klebstoffauftrag und bei einzelnen BSP-Projekten auf die Mechanisierung rund um den Auftragskopf. Alles Weitere überlässt Oest seinen Industriepartnern. „Wir sehen uns nicht als Wettbewerber, sondern als sinnvolle Ergänzung zu anderen Ausstattern. Durch diesen klar definierten Aufgabenbereich können wir mit anderen Anlagenbauern problemlos zusammenarbeiten“, erläutert der Geschäftsführer. Diese Neutralität ermöglicht es Oest, bei großen Projekten auch als Koordinator zwischen Maschinenbauern, Klebstoffherstellern, Kunden und Händlern aufzutreten.
Ständige Weiterentwicklung
Immer wieder beschreitet Oest – gemeinsam mit Kunden und anderen Ausstattern – auch völlig neue Wege. Ein gutes Beispiel dafür ist ein im Januar bei KLH in Betrieb gegangenes Auslegerportal zur Versorgung zweier Beleimtische. Hierfür positionierte Oest den Auftragskopf zwischen den beiden parallel liegenden Legetischen auf einem Auslegerportal. Auf Schienen gelagert, bewegt sich das System entlang der Tische – der Ausleger kragt in Y-Richtung über den zu beleimenden Lamellen, wodurch sich KLH eine Klebstoff-Auftragsstation spart.
Darüber hinaus realisierte Oest bei diesem Projekt erstmals ein Auftragssystem, das es ermöglicht, zwei 1K-PUR-Klebstoffe beliebig zu mischen, wodurch sich die offene Zeit für jeden Presszyklus innerhalb bestimmter Grenzen beliebig einstellen lässt. „Dank Oest gelingt der Leimauftrag zügig und ausgesprochen präzise. Uns gefallen zudem die Offenheit für neue Ansätze und der Wille, sich technologisch ständig zu verbessern“, beschreibt KLH-Geschäftsführer Johannes Habenbacher die Zusammenarbeit und Herangehensweise von Oest.
Für Klebstoffeinsparungen in Bereichen unbeleimter Ausschnitte entwickelte Oest ebenfalls eine Lösung. Dabei erkennt der mit Sensoren ausgestattete Beleimkopf während der Fahrt den Unterschied zwischen Lamellen und Ausschnitten und spart den Klebstoffauftrag entsprechend aus. Aufgrund der hohen Komplexität wurde dieses klebstoff- und holzsparende System allerdings erst von einem Industrieunternehmen umgesetzt.
Schneller und vollautomatisch
In den vergangenen fünf Jahren hat sich der Umsatz von Oest Maschinenbau verdoppelt. Dafür verantwortlich waren – neben vielen erfolgreichen Projekten und der guten Konjunktur – die massiv wachsende BSP-Indus-trie. Darcis geht davon aus, dass dieser Trend noch mindestens drei Jahre anhalten werde: „Wir arbeiten derzeit an mehreren BSP-Projekten. Darüber hinaus erhalten wir laufend Anfragen aus der ganzen Welt.“
Dabei ist das Unternehmen bei jedem Projekt bestrebt, den Anforderungen und Wünschen der Kunden nachzukommen. „Der Markt und die Kunden geben die Richtung unserer Entwicklungsarbeit vor. Derzeit liegt der Schwerpunkt auf noch flinkeren Systemen“, so Darcis. Zudem arbeiten die Freudenstädter an neuen, vollautomatischen Lösungen für Keilzinken- und Fugenverleimungen. Näheres dazu möchte man allerdings erst auf der Ligna 2019 in Hannover präsentieren.