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ÖSTERREICH

Plattenindustrie: zuversichtliche Stimmung

Ein Artikel von Birgit Fingerlos | 21.05.2019 - 10:24

Beurteilen Sie bitte die aktuelle Marktlage der österreichischen Plattenhersteller. Wie sind das vergangene Jahr 2018 und die ersten Monate 2019 gelaufen?

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Dr. Erlfried Taurer © Fachverband der Holzindustrie Österreichs

So wie das Jahr 2018, gesamtwirtschaftlich global und regional betrachtet, ein sehr erfolgreiches Jahr war, ist das auch auf die österreichische Plattenindustrie übertragbar. 2018 stand im Zeichen von Hochkonjunktur, sprich einer vollen Auslastung der Produktions­kapazitäten mit entsprechend hohen Produktionszahlen und sehr guten Umsatz- und Absatzzahlen speziell auch im Inland. Letzteres ist insbesondere der guten Entwicklung des heimischen Arbeitsmarktes mit sinkenden Arbeitslosenzahlen und steigenden Einkommen für Konsumausgaben geschuldet. 

Für 2019 zeichnet sich ein leicht geändertes Bild ab. Nachdem die Weltwirtschaft den Konjunkturhöhepunkt 2018 erreicht und bereits überschritten hat, wird generell für 2019 ein sinkendes Wachstum prognostiziert, was sich in Österreich allerdings noch immer auf einem relativ hohen Niveau abspielt. Positiv auf das Konsumverhalten wirken sich dabei die seit dem Metalllohnabschluss im Herbst 2018 anhaltend überdurchschnittlich hohen Lohn- und Gehaltsabschlüsse aus. 

Trotz der bekannten geopolitischen ­Herausforderungen, wie zum des Beispiel Brexits und der Handelsstörungen, erweist sich die Konjunktur in Österreich als relativ robust. Vorzeichen für die Zukunft deuten allerdings auf einen leichten Abschwung hin. Die Auftragslage in der Plattenindustrie ist für das erste und zweite Quartal 2019 noch ähnlich positiv wie 2018, der Ausblick darüber hinaus wird herausfordernder, wenngleich die Stimmung nach wie vor zuversichtlich ist.

Welche Entwicklungen erwarten Sie in den kommenden Jahren?

Die heimischen Plattenproduzenten rechnen auch in den kommenden Jahren mit einer stabilen Entwicklung des Geschäftsganges auf einem weiterhin hohen Niveau. Produktionssteigerungen im Inland sind bei aktueller Vollauslastung der vorhandenen Kapazitäten nicht zu erwarten, da auch keine nennenswerten Erweiterungsinvestitionen getätigt wurden beziehungsweise geplant sind. Produktionssteigerungen werden primär durch Zukäufe von Produktionsstandorten oder Neuerrichtungen im Ausland erzielt.

Beurteilen Sie bitte das Exportgeschäft und wie sich das internationale Wirtschaftsumfeld entwickelt.

Die Exportzahlen liegen seit Jahren im Wesentlichen stabil auf hohem Niveau bei einer Quote von circa 80 % mit nur geringen Schwankungen. In Europa beziehungsweise insgesamt der größte und damit wichtigste Handelspartner ist das Nachbarland Deutschland, gefolgt nach wie vor von Italien, dessen Entwicklung allerdings kritisch beobachtet wird, sowie Tschechien und Polen. Der europäische Raum ist mit Abstand der wichtigste Exportmarkt mit einem Exportanteil von knapp 90 %, gemessen am Gesamtvolumen. Im asiatischen Raum ist noch Japan als größter Abnehmer mit einem Exportvolumen in der Größenordnung eines kleineren EU-Partners zu nennen. Mit einer nennenswerten Verschiebung der Exportmärkte ist aus derzeitiger Sicht nicht zu rechnen. 

Was die geopolitischen ­Herausforderungen, wie Brexit, China, USA, aber auch die Türkei und Italien betrifft, so ist eine vorhersehbare Entwicklung nicht abschätzbar. Aber die heimische Plattenindustrie hat es immer sehr erfolgreich geschafft, sich auf ein geändertes Umfeld einzustellen und rasch ­adäquat zu reagieren.

Ist die langfristige kontinuierliche Rohstoffversorgung abgesichert beziehungsweise wo sehen Sie hier Probleme?

Grundsätzlich ist die Rohstoffversorgung in allen Segmenten aktuell sehr gut. Es gibt verbreitet Lagerhöchststände und regional auch ein Überangebot, was in der Zufuhr eine Mengenkontingentierung zwingend erforderlich macht. Die Herausforderung für die Zukunft liegt in der Kontinuität der Versorgung über das gesamte Jahr. Eine bestimmende Rolle dabei spielt der voranschreitende Klimawandel. Es geht nicht mehr um jahreszeitbedingte mehr oder weniger natürliche Schwankungen in der Rohstoffversorgung. Immer öfter verursachen Extremsituationen, wie Dürreperioden mit einhergehendem Borkenkäferbefall, Hochwasser, Windwurf oder Schneelast, ein ungeplantes beziehungsweise nicht plan­bares Angebot, das kurzfristig neben den bestehenden Verträgen nicht bewältigbar ist. Es ist diese Nichtplanbarkeit des Angebotes aufgrund von Ereignissen höherer Gewalt, welche die Branche extrem fordert. Schließlich  gilt es, gegenüber der Forstwirtschaft als verlässlicher Abnahmepartner aufzutreten. Das Zusammenspiel von Plattenindustrie und Forstwirtschaft für eine Kontinuität in Abnahme und Lieferung muss funktionieren und ein vertrauensvoller und verlässlicher Umgang miteinander gelebt werden. Damit dies auch in Zeiten zunehmender klimatisch bedingter Extremsituationen gewährleistet werden kann, werden über den Kreis der Plattenindustrie und der Forstwirtschaft hi­naus Anstrengungen seitens aller an der Wertschöpfungskette Beteiligten und der Politik erforderlich sein.  

Mit welchen aktuellen Projekten beschäftigt sich die Plattenindustrie derzeit?

Nachdem im vergangenen Jahr die Novelle der Recyclingholz-Verordnung mit deren Kundmachung am 12. Juli 2018 erfolgreich abgeschlossen werden konnte, wurde nunmehr auch ein „Arbeitsbehelf“ vom Österreichischen Wasser- und Abfallwirtschaftsverband (ÖWAV) erstellt. In diversen Sitzungen des ÖWAV-Arbeitsausschusses „Altholzsortierung“ wurde der ÖWAV-Arbeitsbehelf 60 „Leitfaden zur Altholzsortierung“ finalisiert, beschlossen und mittlerweile auch in einer Druckfassung herausgebracht. Neben diesem Leitfaden wurde auch ein Faltfolder (inklusive Plakat) aufgelegt. Derzeit wird in einem Projekt nachvollzogen, ob beziehungsweise wie die Verordnung, das Recyclinggebot und das Gebot der Quellensortierung wirken.

Ein weiteres Thema ist die Novelle der ­Abwasseremissionsverordnung Holzwerkstoffe in Folge der nationalen Umsetzung der BVT (beste verfügbare Techniken)-Schlussfolgerungen für die Herstellung von Platten auf Holzbasis (BVT-wood-based panels).