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Johannes Hauser

Verwandlungskünstler

Ein Artikel von Dagmar Holley | 06.05.2019 - 12:53

Ein rundes Dreheck mit einem selbstgefertigten Mechanismus war fixer Bestandteil unserer Küchenlösungen, bevor fertige Beschläge dafür angeboten wurden“, erinnert sich der frischgebackene Meister und Ingenieur.

Mit seinem Meisterstück entwickelte er das Konzept noch einen Schritt weiter: in einem unregelmäßigen Achteck befindet sich ein drehbarer Innenkorpus mit quadratischer Grundfläche. Die minimalistisch funktionale Optik des freistehenden Möbels passt gut in Wohnzimmer oder repräsentative Büros. Die dunkle, edle Nuss und die enthaltenen Genussmittel – das Möbel bietet Platz für eine Bar und Halterungen für Zigarren – bringt den Hauch früherer Herrenzimmer zurück in die nüchterne Gegenwart.

Spielend leicht in Bewegung bringen

„Der Drehmechanismus besteht im Wesentlichen aus einem Metallbolzen oben und unten sowie je zwei Kunststoffgleitblättchen mit etwas Schmiermittel. Zur Bedienung reicht ein Finger und das Innenleben setzt sich spielend leicht in Bewegung. Jeder möchte diese unkonventionelle Öffnungsmethode probieren!“, freut sich der Oberösterreicher. Auf eine Arretierung wurde bewusst verzichtet, um die fast reibungslose Drehbewegung nicht zu unterbrechen.

Vier Fronten im Wechsel

Durch die Drehfunktion ergeben sich vier Oberflächen: erstens die fixe geschlossene Front, zweitens Innenlade und Fächer in Amerikanischer Nuss, drittens eine glatte Nussfront mit Ahorn-Kreissegmenten als Schnaps-, Glas- und Zigarrenhalter, und viertens eine Seite mit Lade und Türe in Ahorn als Kontrastfarbe.

„Die größte Schwierigkeit war der achteckige Außenmantel auf Gehrung, besonders der Deckel. Der eingefalzte und vorne ausgeklinkte Boden war ebenfalls eine Herausforderung“, erzählt Hauser den Weg zu seinem Meisterstück. Andere Aufgaben, etwa die Ausrichtung der Innenkorpusse beim Zusammenbauen, waren hingegen einfacher als erwartet. Nicht nur der Drehmechanismus, auch Sockelfüße und Ladenführungen wurden eigens angefertigt. „Mit Ausnahme der Tür ist das Möbel ohne industriell gefertigte Beschläge gebaut“, erklärt der Tischlermeister stolz.

Erfahrungen außerhalb sammeln

Das Meisterstück steht im Eingangsbereich der väterlichen Tischlerei im oberösterreichischen Alberndorf gut beleuchtet vor dem Kundenbesprechungsraum. Allerdings arbeitet Johannes Hauser gar nicht dort.

Obwohl er sich schon als Kind für die Arbeit mit Holz begeisterte, entschloß er sich, seine Ausbildung nicht zu Hause zu absolvieren und besuchte die HTBLA Hallstatt. Nach der Matura war er als Planer und technischer Zeichner tätig, nun ist er  in der Arbeitsvorbereitung in einer größeren Tischlerei tätig, erstellt CNC-Daten, Stück-  und Bestellungslisten bis zur Optimierung. „Es ist mir wichtig, Erfahrungen außerhalb des familiären Unternehmens zu sammeln, etwa um das Thema Betriebsführung aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten“, sagt Hauser, der erst später in den Familienbetrieb einsteigen möchte.

Doch auch jetzt schon wird am Abend gemeinsam über technische Details gefachsimpelt. Manchmal drehen Vater und Sohn dann am „Möbel mit Genuss“ um den Tag vergnügt mit einem kleinen kleinen Schnaps ausklingen zu lassen.