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DEUTSCHLAND/ÖSTERREICH/SCHWEIZ

Vollgas!

Ein Artikel von Gerd Ebner | 24.10.2019 - 14:36

Die Bedarfssteigerungen bei den klassischen Leimholzprodukten KVH und BSH liegen in der DACH-Region im mittleren einstelligen Prozentbereich pro Jahr. Auf bis zu 30% wird das Bedarfswachstum bei BSP in Mitteleuropa und den von hier aus bedienten europäischen Ländern geschätzt. Ein Ende des Wachstums ist noch nicht absehbar.

Viele größere Holzbauprojekte sind in der Pipeline und werden 2020 umgesetzt. Nimmt man die Fertighaus-Auftragsstände  (über zwölf Monate) als Referenz für die Bauentwicklung, kann man auch bei BSP von einem weiter steigenden Bedarf 2020 ausgehen.

„Es schadet dem Produkt, dass Projekte aufgrund von Materialmangel geschoben werden müssen. Es ist daher wichtig, dass gute, neue Produzenten dazukommen.“ Das ist der Tenor in einer Branche, die bald eine Fülle neuer Produzenten begrüßen wird.

Stammkunden sofort, andere warten

Bei den Stammkunden passt die Logistik: kaum Wartezeiten, eingespielte Datenübergabe, perfekte Zustellung. Anders schaut es immer noch im normalen Kundengeschäft aus. Hier sind die Lieferzeiten mit zehn Wochen oder mehr sehr lang. Es gehen definitiv Aufträge verloren, weil man nicht rechtzeitig liefern kann. 

Im Winter ist bei den meisten Herstellern dann Zeit zum Abbau der Auftragsüberhänge, zur Instandhaltung der „heiß gelaufenen“ Anlagen und zum Aufbau eines minimalen Lagerstandes.

Vertriebsvielfalt

Mit jedem neuen Produzenten kommt faktisch ein neuer Vertriebsansatz hinzu. Am meisten Wertschöpfung haben Binderholz und KLH mit einem jeweils sehr großen Engineering-Team. Nun kommen auch reine Rohwarenlieferanten hinzu – und bilden das andere Extrem.

Das erweitere Angebot wird man brauchen angesichts immer größerer Bauvorhaben. Waren bis vor fünf Jahren 1000 m3-Aufträge groß, so titulieren die Hersteller mittlerweile Projekte erst ab 3000 m3 BSP-Einsatz als „groß“. Von gigantischen Projekten, die etwa aus Asien angefragt werden (14.000 m3 Leimholz für ein Gebäude), will man noch gar nicht sprechen.

Preise stabil, aber Marge hat zugelegt

Die BSP-Preise sind weiterhin ziemlich stabil. Das verwundert insofern, als die Holzbranche nicht dafür bekannt ist, Erhöhungschancen auszulassen. Einerseits ist es schlicht unmöglich, die Preise mehrmals nachzuverhandeln – in der langen Zeitspanne zwischen Angebot, Kalkulationen und dem definitiven Auftrag. Andererseits: Eine versteckte Preiserhöhung gab es insofern, als die Rohwarenvergünstigung nicht an die BSP-Verwender weitergegeben wird. Die BSP-Preise dürften also weiter stabil bleiben – auch, weil man in Relation zu anderen Baustoffen vergleichsweise teuer ist.

BSP als sinnvolle Schadholzverwertung

Brettschichtholz ist gerade für eine schadholzdominierte Zeit, wie diese ein Gottesgeschenk: Verblaute Ware kann immer in die Mittellage. Nach den Sommerferien verschlechterte sich die Rundholzqualität. Derzeit passt das Rundholzangebot gerade noch für den Bedarf an guter Sichtware.

Enormer Schnittholzbedarf

Im Winter könnte die hochwertige Frischware wieder im Preis anziehen, denn es werden enorme Mengen gebraucht. Rechnet man für jeden Kubikmeter BSP 1,25 m3 Schnittholzinput, so benötigten die Hersteller heuer über eine 1 Mio. m3 Schnittholz.

Weitere integrierte Standorte

Wohl dem, der ein eigenes Sägewerk hat. Schon bisher finden sich etwa die mitteleuropäischen Stora Enso-Werke an integrierten Standorten. Ebenso ist es bei Best Wood Schneider, Decker, Schilliger. Andere mehr oder weniger Integrierte werden folgen: Pfeifer Holz in Schlitz, Theurl, KLH 2, Binderholz möglicherweise in Baruth oder Finnland, Stora Enso 4 in Zdirec. Mayr-Melnhof Holz 2 wird ebenfalls an einem Sägewerksstandort kommen: Leoben oder Paskov/CZ. Hintergrund jeweils: Einerseits erspart man sich die Vorfracht (5 bis 10 €/m3) – andererseits wird es aber immer wichtiger, selbst den Rohstoff zu haben.

Neue Produktionen brauchen Mitarbeiter. Mitarbeiter mit BSP-Erfahrung – ganz gleich, ob in der Produktion oder im Vertrieb – gibt es aber nicht am freien Markt. Headhunter loszuschicken ist weiterhin die einzige Möglichkeit der Akquise. Diese kamen auch heuer mit teilweise wohlklingenden Trophäen zurück.

Italien, Frankreich vergleichsweise klein

Andere große Holzmärkte, wie Italien und Frankreich, sind aus unterschiedlichsten Gründen erst im Kommen. Italien war einmal ein 850.000 bis 900.000 m3/J-BSH-Markt. Derzeit sind es eher 550.000 m3/J Jahresbedarf. Bei Brettsperrholz ist Italien mit unter 100.000 m3/J noch vergleichsweise klein. Das BSP-Marktwachstum dürfte dort 10%/J nicht überschreiten. Auf einem ähnlichen Niveau (60.000 bis 80.000 m3/J) liegt der Bedarf derzeit in Frankreich.

Der US-Markt wäre mit Preisen um gut 30% über dem europäischen Markt extrem lukrativ. Soweit man die Importstatistik der USA analysieren kann, erfolgen die Lieferungen aus Europa noch in homöopathischen Dosen. In Summe seien es noch keine 20.000 m3/J, lauten die Schätzungen.

Brettsperrholz-Produktion 2018

Verklebte Produkte, Mengen in m3
1 = das Unternehmen hat keine Angabe gemacht

Anleitung: Die Kreisgröße symbolisiert den Ausstoß der einzelnen Standorte (gemäß Holzkurier-Erhebungen). Beim Klick auf einen Kreis erscheint unter der interaktiven Karte die Anschrift des gewählten Unternehmens. Um mehrere Unternehmen zu vergleichen, hält man die Shift-Taste gedrückt und klickt auf die gewünschten Standorte.

1 m3 = das Unternehmen hat keine Angabe gemacht