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Jahrespressekonferenz der Egger-Gruppe: Dr. Thomas Leissing, Ulrich Bühler, Walter Schiegl (v. li.) © Birgit Fingerlos

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Stabiler Jahresumsatz

Ein Artikel von Birgit Fingerlos | 04.08.2020 - 13:15

„Wir hatten im vergangenen Geschäftsjahr elf sehr gute Monate“, erklärte Dr. Thomas Leissing, Leitung Finanzen, Verwaltung, Logistik sowie Sprecher der Gruppenleitung, Egger-Gruppe, anlässlich der Egger-Jahrespressekonferenz am 30. Juli in St. Johann in Tirol. Der 30. April ist der Abschlussstichtag des Egger-Geschäftsjahres. Somit ist der wirtschaftliche Effekt der Coronapandemie im Geschäftsjahr 2019/20 nur in einem Monat enthalten. Neben der guten Marktlage hat auch eine stabile Rohstoffsituation zu dem guten Ergebnis beigetragen.

Die Egger-Gruppe erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2019/20 einen Umsatz in Höhe von 2,83 Mrd. € (Vorjahr: 2,84 Mrd. €, –0,4 %) und ein EBITDA von 424,4 Mio. € (Vorjahr: 425 Mio. €, –0,1 %). Die EBITDA-Marge liegt, wie im Vorjahr, bei 15 %. Die Eigenkapitalquote notiert mit 37,9 % über dem Vorjahreswert (36,8 %). Rund 10.000 Mitarbeiter (zum Stichtag 30. April) haben zu einem Höchststand an Produktionskapazität von 8,9 Mio. m3 Holzwerkstoffen und Schnittholz beigetragen. Investitionen in der Höhe von 531,4 Mio. € (Vorjahr: 489,1 Mio. €, +8,6 %) wurden getätigt. Insgesamt tätigte man in den vergangenen drei Jahren eine Investitions-Rekordsumme von 1,5 Mrd. € „Drei Jahre lang war unsere Strategie, mehr zu investieren, als wir eigentlich einnehmen. Jetzt gibt es einen Wendepunkt“, sagte Leissing.

Start in Polen, planmäßig in Amerika

Als großen Meilenstein im abgelaufenen Geschäftsjahr nannte Walter Schiegl, Leitung Produktion und Technik, die Inbetriebnahme des 19. Standorts in Biskupiec/PL. Am 28. Juni 2019 wurde dort die erste Platte hergestellt.

Das erste Egger-Werk in Nordamerika in Lexington/US wird planmäßig vorangetrieben. „Auch wenn die Bedingungen durch die weltweite Coronapandemie und entsprechende Reisebeschränkungen erschwert sind, rechnen wir mit der Inbetriebnahme der ersten Anlagen noch in diesem Kalenderjahr“, sagte Schiegl.

Regionale Unterschiede

Ab März gab es aufgrund der unterschiedlichen Ausbreitung des Virus und der national dagegengesetzten Maßnahmen regional unterschiedliche Effekte, welche bei Egger die Geschäftsentwicklung gedämpft haben. Leissing berichtete von teilweise temporären Werksstillständen und der Inanspruchnahme von Kurzarbeitsmodellen. „Wir haben sehr rasch auf die Krise reagiert. In erster Linie haben wir Maßnahmen zum Schutz unserer Mitarbeiter und Partner getroffen. Daneben war es unsere oberste Priorität, unseren Kunden auch in Krisenzeiten ein verlässlicher Partner zu sein“, betonte Ulrich Bühler, Leitung Vertrieb und Marketing. Die globale Präsenz und die jeweils regionale Rohstoffbeschaffung haben sich dabei als große Vorteile erwiesen. Daneben wurden verstärkt digitale Services und Kommunikationswege eingesetzt. „Wir sind im Reisen eingeschränkt“, bestätigte Bühler und ­berichtete beispielsweise von der Kollektionseinführung in China, die man mittels eines Live-Streaming Events über Douyin (Tik Tok) bewerkstelligen konnte. Generell setzte ­Egger in jüngster Zeit verstärkt auf digitale Kommunikationswege. So wurden bislang 19 Webinar-Programme mit über 1600 Teilnehmern durchgeführt.

Bedingt durch Corona, entwickelten sich die Umsätze nach Divisionen unterschiedlich: Die Division Decorative Products Mitte hatte 2019/20 Umsatzerlöse in der Höhe von 866,6 Mio. € (+2,8 % im Vergleich zum Vorjahr). Die Division Decorative Products West verzeichnete einen Umsatz von 663,2 Mio. € (–7,1 %). Decorative Products Ost erreichte 886,5 Mio. € (+5,8 %). In der Division Flooring Products betrug der Umsatz 441 Mio. € (–1,3 %). In der Division Sonstige gab es Umsatzerlöse von 173,7 Mio. €.

Betrachtet man die einzelnen Vertriebskanäle, so werden 52 % des Gesamtumsatzes mit Handel, Handwerk und Architekten erzielt (Vorjahr: 51 % Umsatzanteil). 9% der Umsätze werden im DIY generiert (Vorjahr: 7 %). Kunden aus der Möbelindustrie sind für 39 % des Umsatzes verantwortlich (Vorjahr: 42 %). „Wir konnten im Handel und im DIY die Umsatzanteile ausbauen. Das wird sich so nicht fortsetzen. Unsere Investition in Polen wird dafür sorgen, dass das Industriegeschäft wieder zulegt. Auch in den USA ist die Möbelindustrie neben den Fachhändlern eine bedeutende Zielgruppe“, erklärte Bühler.

Zukunft mit Herausforderungen

„Insgesamt ist unser Ausblick positiv. Seit Mai verzeichnen wir steigende Auftragseingänge. Gruppenweit nähern wir uns wieder der Vollauslastung. Die künftige Entwicklung der Rohstoffkosten ist sowohl bei Holz, Leim als auch bei Papier für uns von Vorteil“, meinte Schiegl. „Die Krise ist sicher noch nicht vorbei. Wir sind stark davon abhängig, was die Pandemie macht, was die Politik daraus macht und wie unsere Branche damit umgeht“, sagte Leissing und forderte: „Wir müssen für die Zukunft ein bisschen Zuversicht mitnehmen“. Egger steht vor Herausforderungen, hat aber auch Chancen. „Unsere Strategie der Rückwärtsintegration und der nachhaltigen Investitionen, unser Fokus auf Regionalität, unsere partnerschaftlichen Lieferanten- und Kundenbeziehungen und die große Loyalität in unserer Belegschaft bewähren sich auch in Krisenzeiten“, betont Leissing. Trotz der Unsicherheiten erwartet er für 2020/21 gruppenweit eine stabile Umsatz- und Ergebnisentwicklung. Einen wesentlichen Beitrag dazu sollen die im Fe­bru­ar eingeführte Egger-Kollektion De­korativ, zusätzlich geschaffene Veredelungskapazitäten, das weitere Hochfahren des Werkes in Biskupiec sowie der Werksstart in Lexington leisten. Wenngleich sich manche der Produktions- und Absatzmärkte noch in der Krise befinden, zeichnen sich in den meisten Kernmärkten bereits positive Entwicklungen ab. Größere Unsicherheiten bestehen in Großbritannien, wo man mit einer langsameren Erholung rechnet. Herausfordernd sind auch die hohe Inflation und der Währungsverfall des Argentinischen Peso für das argentinische Werk in Concordia.