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Mitteleuropa

BSP-Kapazität wird sich bis 2022 verdoppeln

Ein Artikel von Günther Jauk | 06.11.2020 - 07:34

Trotz der Coronapandemie legt die BSP-Produktion in der DACH-Region, in Italien und Tschechien abermals deutlich zu und wird heuer erstmals die 1 Mio. m3/J-Marke knacken. Gegenüber 2019 ist dies ein Plus von 15 %. Im Vorjahr lag die Zuwachsrate gegenüber 2018 bei 9 %. Hauptverantwortlich für den heuer erwarteten Anstieg von über 130.000 m3 sind die Neueinsteiger Theurl Austrian Premium Timber mit 40.000 m3 sowie die Pfeifer Group mit 30.000 m3. Theurl startete im Juni am neu errichteten Standort Steinfeld im Drautal die erste BSP-Linie des Unternehmens. Künftig möchte man dort bis zu 100.000 m3/J fertigen. Pfeifer nahm im hessischen Schlitz eine Anlage mit vorerst 50.000 m3 möglicher Jahresleistung in Betrieb – mit der gerade laufenden zweiten Ausbaustufe hat das Werk dann ebenfalls eine Kapazität von 100.000 m3/J.

An einem Brancheneinstieg in Etappen arbeitet hingegen Ante-Holz. Bereits 2019 startete das Unternehmen am Hauptsitz in Bromskirchen-Somplar/DE mit zwei Vakuumpressen eine Brettsperrholz-Produktion. Mittlerweile sind diese weitgehend automatisiert und sorgen für einen möglichen Jahresausstoß von 30.000 m3 – tatsächlich möchte man heuer 8500 m3 fertigen. 2021 soll dann in Berga nahe dem Ante-Standort Rottleberode ein 100.000 m3/J-Werk in Betrieb gehen.

Die Hasslacher Gruppe nahm 2020 am Standort Magdeburg eine Kombinationsanlage für BSH und BSP in Betrieb. Die Schichtleistung der Anlage für Brettsperrholz beziffert der Anlagenbauer je nach Dimensionen mit 30 bis 50 m3.

Ebenfalls noch 2020 startet KLH einen zweiten Standort in Wiesenau bei Bad St. Leonhard. Damit wird das Branchenurgestein künftig über rund 250.000 m3 Jahreskapazität verfügen.

Drei bestätigte Großprojekte

Vor knapp einem Jahr kündigte Mayr-Melnhof eine Großinvestition am Stammsitz in Leoben an. Von insgesamt 200 Mio. € sollen 130 Mio. € in ein Brettsperrholz-Werk fließen. Im Vollausbau möchte man in Leoben bis zu 140.000 m3/J produzieren. Gemeinsam mit dem bestehenden BSP-Werk in Gaishorn am See kommt das Unternehmen künftig auf 210.000 m3/J.

Bestätigt wurde 2020 auch der Bau des vierten BSP-Standortes von Stora Enso am tschechischen Standort Ždírec. Die Kosten beziffert der Konzern mit rund 79 Mio. €. Die jährliche Produktionskapazität soll 120.000 m3 betragen – der Produktionsbeginn ist im 3. Quartal 2022 geplant. Gemeinsam mit den bestehenden Standorten Gruvön/SE, Bad St. Leonhard/AT und Ybbs/AT kommt man künftig knapp 400.000 m3/J und damit auf deutlich mehr als der derzeitige „Kapazitäten-Kaiser“ Binderholz mit 320.000 m3/J.

Das dritte bestätigte Großprojekt entsteht in Meßkirch in Baden-Württemberg. Rund 60 km vom Stammsitz Eberhardzell entfernt errichtet Best Wood Schneider neben einem Sägewerk auch eine BSP-Linie mit 100.000 m3 Jahreskapazität. Am Stammsitz erzeugte das Unternehmen heuer 25.000 m3 BSP. Damit steigt die mögliche Gesamtproduktion auf zumindest 125.000 m3/J.

100 % Zuwachs

Rechnet man die zusätzlichen Kapazitäten 2020 sowie die fix angekündigten Projekte zusammen, belaufen sich die Mehrmengen auf über 800.000 m3 in der DACH-Region und in Tschechien. Hinzu kommen die wohl noch nicht voll ausgefahrenen Mengen der 2019 neu in Betrieb gegangenen oder massiv ausgebauten Standorte der Derix-Gruppe, von Schilliger oder Binderholz. Daraus ergibt sich in den kommenden Jahren ein möglicher Jahresausstoß von rund 2 Mio. m3 und damit doppelt so viel wie heute.

Massive Konzentration

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Immer mehr Brettsperrholz-Produktionen konzentrieren sich im Süden von Österreich © Holzkurier

Besonders massiv wird die Konzentration rund um die BSP-Gemeinde Bad St. Leonhard mit gleich zwei BSP-Werken (Stora Enso, KLH). Nimmt man die Ortschaft als Mittelpunkt eines Halbkreises mit 150 km Radius, finden sich darin künftig gleich acht Großproduktionen mit einer Gesamtkapazität von knapp 900.000 m3 Brettsperrholz. Rechnet man für jeden fertigen Kubikmeter BSP 1,25 m3 Schnittholz, ergibt sich daraus ein Schnittholzbedarf von knapp 1,2 Mio. m3, was die Rohwarenversorgung in diesem Gebiet künftig zunehmend herausfordernder gestalten wird.