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Seit zwei Jahren bedient R3 Massivholzbau Zimmerer und andere Bauunternehmen mit MHM-Elementen © Günther Jauk

MHM

Wände zum Selbermachen

Ein Artikel von Günther Jauk | 19.11.2020 - 07:46
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Groß ist nicht nur das Bauteil, sondern auch die Freude bei Tobias Faulhammer und Thomas Fürmetz (v. li.) von R3 Massivholzbau über das erste MHM-Projekt in Sichtqualität © Günther Jauk

Es ist immer wieder bemerkenswert, wie und aus welchen Branchen Unternehmen zum Massiv-Holz-Mauer-System finden. Nicht nur klassische Holzbaubetriebe, Abbundzen-
tren und Sägewerke, sondern auch Bauunternehmen und Start-ups produzieren mittlerweile MHM-Elemente. Eines davon ist das erst 2017 gegründete Unternehmen R3 Massivholzbau aus dem Allgäu. Neben dem Biomassehof Allgäu zählen mehrere Zimmerer sowie ein Architekt zu den Gesellschaftern. Aber von Anfang an.

Bereits vor einigen Jahren begannen der Brennstoffhändler Biomassehof Allgäu, Kempten/DE, über einen zusätzlichen Geschäftszweig nachzudenken. Man wollte vom saisonal stark schwankenden Holzbrennstoff-Geschäft ein Stück weit wegkommen, gleichzeitig aber ein zur Unternehmensphilosophie passendes Standbein etablieren. Fündig würde man schließlich beim Hundegger-Tochterunternehmen MHM, das standardisierte Anlagen für die Produktion von klebstofffreien Massivholzelementen anbietet (siehe Kasten unten). Bereits vor über zehn Jahren erweiterte der Biomassehof das bestehende Betriebsgebäude um einen Zubau in MHM und einer der Vorstände, der Säger Peter Fickler, wohnt in einem der ersten MHM-Häuser überhaupt. Beides hat offensichtlich einen positiven Eindruck hinterlassen. Schließlich war es dann MHM-Geschäftsführer Rainer König, der das Unternehmen mit den anderen Gesellschaftern zusammen und den Stein endgültig ins Rollen brachte.  

Erfolgreicher Start

Im Juli startete R3 Massivholzbau in Asch bei Landsberg/DE die MHM-Linie und produziert mittlerweile im Zweischichtbetrieb rund 2500 m3 beziehungsweise 40 Häuser pro Jahr – Tendenz steigend. Dabei tritt das Unternehmen ausschließlich als Bauteillieferant auf, bringt aber immer wieder Kunden und Zimmerer zusammen. „Niemand kauft zufällig ein leimfreies Massivholzhaus.  Jene, die sich dafür entscheiden, wollten oft sehr genau wissen, wo und wie ihr Haus entsteht“, berichtet Geschäftsführer Thomas Fürmetz, der immer wieder potenzielle Endkunden, die via Google auf R3 Massivholzbau aufmerksam wurden, durch den Betrieb führt. Um künftig noch mehr Endkunden, aber vor allem Zimmerern einen Einblick in die MHM-Produktion geben zu können, möchte Fürmetz künftig auch regelmäßig R3-Frühschoppen mit Produktionsbesichtigungen anbieten.

Noch viel Potenzial

Zwei Jahre nach dem Markteintritt zieht Fürmetz für sein Unternehmen eine erste positive Bilanz: „Die Nachfrage nach MHM-Häusern legte deutlich zu und zudem erschließen sich immer mehr Märkte.“ Waren es am Anfang fast ausschließlich Einfamilienhäuser, werden heute immer mehr Wohnbauten, Verwaltungsgebäude und Kindergärten bis hin zu Gebäudeklasse 4 in MHM realisiert. Hinzu kommt laut Fürmetz das wachsende Interesse seitens der Massivbaubranche: „Diese erkennen oftmals die Vorteile des Produktes und können damit ihre ohnehin beschäftigten Zimmerer besser auslasten.“  

Auch in Sichtqualität möglich

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Für einen Kindergarten in Frechenrieden fertigte R3 Massivholzbau Wände wie diese in Sichtqualität © Günther Jauk

Als eines der jüngsten Projekte realisierte R3 die Elemente für einen Kindergarten in Frechenrieden nach einem Entwurf des Architekten Rudolf Plach. Entsprechend der Ausschreibung bot und fertigte man die MHM-Elemente zum ersten Mal in Sichtqualität an. Hierfür führte man dem MHM-Wandmaster für die Decklagen Nut-Feder-Lamellen in Sichtqualität zu und fixierte diese mit Nägeln, ohne dabei die Oberfläche zu durchdringen. „So erzielten wir zur Zufriedenheit des Kunden eine perfekte Oberfläche“, berichtet Fürmetz über das nicht alltägliche Projekt. Zwar glaube er nicht, dass sich Sichtoberflächen bei MHM langfristig durchsetzen werden, doch konnte man mit diesem Projekt das Produktportfolio abermals erweitern.

Das System Massiv-Holz-Mauer

MHM ermöglicht es Unternehmen, selbstständig Massivholzwände und damit ganze Häuser aus getrockneten, sägerauen Brettern herzustellen. Konkret besteht die Linie aus drei Arbeitsbereichen. Im ersten Schritt werden sägeraue Bretter im Nut- und Falzautomaten einseitig genutet und egalisiert. In den Wänden entstehen dadurch stehende Luftschichten, welche den Dämmwert gegenüber normalem Vollholz um rund 20 % erhöhen.

Der „Wandmaster“ produziert aus den genuteten Brettern Rohwandelemente bis zu 3,25 mal 6 m in Dicken von 10,8 bis 33 cm. Dabei werden die Bretter kreuzweise verpresst und mit Aluminiumrillenstiften Schicht für Schicht verbunden. Im Zuge dessen vermisst der Wandmaster die einzelnen Brettbreiten, wodurch das Nagelaggregat jede Brettkreuzung erkennt und im größtmöglichen Abstand diagonal zueinander zwei Aluminiumrillenstifte einschießt. Den Abbund erledigt ein PBA-Portalabbundzentrum von
Hundegger.