Für große technische Weiterentwicklungen braucht es nicht nur findige Maschinenbauingenieure, sondern auch mutige Unternehmer, die das Potenzial neuer Entwicklungen erkennen und diese auch einsetzen. Ein gutes Beispiel dafür sind best wood Schneider und Ledinek, die in den vergangenen 25 Jahren bereits einige Prototypen zusammen entwickelten und zum Einsatz brachten.
Das jüngste gemeinsame Projekt nennt sich X-Form 3600 und findet sich am neuen Schneider-Standort in Meßkirch. Dort errichtete das Unternehmen einen der modernsten Holzindustrie-Standorte Europas, samt Sägewerk und BSP-Linie. Wie bereits eingehend im Holzkurier berichtet, zeichnet Ledinek dabei für einen wesentlichen Teil des Brettsperrholz-Werks – von der Aufgabe der Rohlamellen bis zu den teilweise tragend verklebten Einschichtplatten – verantwortlich (s. Holzkurier Heft.
Da es eine mehrspindelige Maschine zum Bearbeiten von großen Brettsperrholz-Platten noch nicht gab, hat Ledinek sie für uns gebaut.
Mehrspindelige Bearbeitungsmaschine
Darüber hinaus lieferten die Maschinen- und Anlagenspezialisten mit der X-Form 3600 erstmals auch eine mehrspindelige Bearbeitungsmaschine speziell für das Formatieren von großformatigem Brettsperrholz. „Am Stammsitz in Kappel machen wir dasselbe bei der Kleinformatplatte mit 1,3 m Breite. Da wir für Meßkirch eine ähnliche Maschine für große Platten haben wollten, es diese aber noch nicht gab, hat Ledinek sie für uns gebaut“, beschreibt Geschäftsführer und Eigentümer Ferdinand Schneider den Start eines weiteren gemeinsamen Projektes. „Während in Kappel mehrere Profile hintereinander positioniert sind, haben wir bei der X-Form 3600 einen ganz anderen Ansatz gewählt und mehr Profile auf eine Spindel gesetzt“, erläutert Ingo Möck, Geschäftsführer der deutschen Ledinek-Niederlassung.
Die X-Form schafft die Bearbeitung von 1,8 bis 3,6 m breiten und bis zu 360 mm dicken Elementen, wobei die Anlage konstruktiv auf eine Fräsdicke von bis zu 600 mm vorbereitet ist. Die Maschine übernimmt die Schmalseitenbearbeitung (wahlweise auch in Querrichtung) und kann dafür mit bis zu sieben verschiedenen Profilen ausgestattet werden. Auf jeder Spindel sind mehrere Profilwerkzeuge (zwei bis drei) montiert. Die gesamte Vertikaleinheit ist axial um 460 mm verfahrbar, die maximale Profiltiefe liegt bei 70 mm. „Habe ich beispielsweise einen Wechselfalz mit 180 mal 51 mm, muss die Anlage richtig was wegfräsen, weshalb wir die Hauptantriebe mit jeweils 75 kW Leistung ausgestattet haben“, informiert Möck und nennt das Trapez-, Nut- und Feder-Profil, das Wechselfalz-Profil, das Einlegebrett, das Scharfkanthobeln und die falsche Feder als mögliche Bearbeitungen bei Schneider.
Die gesamte Konstruktion basiert auf einem schweren Stahlrahmen mit 60 t Eigengewicht, der hohe Stabilität und Laufruhe sicherstellt. Neben den bereits erwähnten 75 kW- Werkzeugspindeln hat Ledinek die X-Form mit ebenso robusten wie leistungsstarken Einzugswalzen ausgestattet. Ein großer axialer Verstellweg der vertikalen Werkzeuge sorgt zudem für einen schnellen Profilwechsel. Ausgangsseitig hat Ledinek die Anlage mit zwei oben gesteuerten Fasenaggregaten versehen, die Schneider insbesondere für seine Deckenelemente nutzt. „Keine CNC-Anlage schafft über die gesamte Länge der Elemente eine derart präzise Fase“, zeigt sich Schneider zufrieden.
Stimmiges Gesamtkonzept
Die X-Form übernimmt die Platten online von der BSP-Presse, wobei die Vorschubgeschwindigkeit je nach Profil zwischen 3 und 15 m/min liegt. Als Voraussetzung für den Einsatz dieser Anlage nennt Möck eine vorangehende, exakte Ein- und Mehrschichtplattenproduktion mit minimalen Toleranzen, was wiederum genau auf das neue Werk in Meßkirch zutrifft. „Nur wenn das Gesamtkonzept passt und ich möglichst präzise Rohlinge produziere, kann ich auch die X-Form sinnvoll einsetzen – und genau das ist uns gelungen“, berichtet Schneider und fügt hinzu, dass sein Prototyp der X-Form von Anfang an gut funktionierte und man, abgesehen von einer Führungsschiene, nichts umbauen musste.
Der Einsatz der X-Form steigert den Wert der Brettsperrholz-Platte als Halbfabrikat oder reduziert die Bearbeitungszeit an der CNC-Anlage maßgeblich. Darüber hinaus liefert die Anlage eine präzise Referenzkante für nachgelagerte Prozesse. Optional kann zudem eine Stirnseitenbearbeitung ergänzt werden, womit eine nachgelagerte CNC-Anlage nur noch zwei von sechs Seiten zu bearbeiten hätte.