Brettsperrholz hat eine wechselvolle Geschichte. Anfang der 1990er-Jahre wohl in Deutschland erfunden, begann der industrielle Aufstieg Ende des Jahrzehnts in Österreich. Es war ein schwieriger Start, bei dem die Pioniere faktisch die Projekte für die BSP-Verwendung mitverkaufen mussten.
Für Liebhaber oder Mehrgeschosser
Etwa 2010 war das Produkt dann endgültig im Holzbau angekommen, ab 2015 ging dann so richtig die Post ab – die Bedarfsentwicklung war enorm.
Brettsperrholz ist 2021 ein Produkt, mit dem einerseits der Holzliebhaber sein Einfamilienhaus baut. Andererseits ist es aber eigentlich eines, das für den mehrgeschossigen, großvolumigen Holzbau prädestiniert ist. Das ist auch der Grund, warum BSP heuer bei der Preisrallye lange stabil blieb. Wenn es produziert wird, steht in der Regel das Projekt bereits fest, für das es benötigt wird. Das heißt: Der Lieferzeitpunkt, die -menge und der -preis sind fix.
So kam es, dass 2020 einfache Schnittware, wie 2-by-4, teurer war wie das hoch entwickelte BSP. Heuer zogen dann sogar BSH und KVH preislich an BSP vorbei. Während bei diesen Produkten sich die Preise binnen wenigen Monaten verdoppelten, ging der Preisauftrieb bei BSP deutlich langsamer.
Marktvorteil: Preis immer kalkulierbar
Die geringere Preisvariabilität bei BSP ist wohl auch ein Teil des Erfolgs. Selbst bei Lieferzeiten von zehn Wochen tat sich in den Vorjahren wenig beim Preis. Festgemacht für ein Quartal, gab es da einmal 10 €/m3 rauf, um diesen Betrag im Winter wieder zu verlieren.
Die Preisstabilität war schon damals eigentlich etwas Ungewöhnliches für die Mentalität der überwiegend familiengeführten Produzenten. Nur in Relation zu anderen Produkten hält diese fast noch 2021 an. Am Spotmarkt ist es hingegen auch bei BSP zu einer Preisverdoppelung binnen vier, fünf Monaten gekommen.
BSP hat also vor etwa fünf Jahren den endgültigen Marktdurchbruch geschafft. Architekten sehen im Produkt einen modernen, ressourcenschonenden Baustoff, mit dem rasch und präzise gebaut werden kann. Die Einfachheit in der Berechnung und Montage wurde als bestechend erkannt.
Produkt passte ideal zum Rohstoff
In der Herstellung hätte man sich ebenfalls keinen besseren Baustoff wünschen können. Die Mittelagen eigneten sich vorzüglich für die Verwendung von Anfallware aller Art. Die Wertschöpfung für die Sägewerke wurde enorm erhöht – daher auch der Ausbauboom bei den Produktionen.
2020 boomten alle Holzprodukte. Wirklich alle Holzprodukte? Nein, BSP nicht. Während alle DIY-Sortimente stark nachgefragt waren, war es bei BSP eher das Gegenteil. Genehmigungsverfahren verzögert sich coronabedingt, die Unsicherheit sorgte für die Verschiebung einzelner Bauprojekte – und plötzlich wurde aus dem „Wunder“- fast schon ein „Sorgenkind“.
Der BSP-Produktionsausbau geht weiter – und das ist gut so.
Besser Schnittholz verkaufen statt BSP?
Nun schreiben wir Mitte 2021 und Rohware wird immer noch wöchentlich teurer und kommt nur limitiert auf den Markt. Man spürt förmlich, dass große Holzindustrien ihr Schnittholz lieber extern verkaufen würden, als es der eigenen BSP-Produktion zu übergeben.
BSP steht für vieles – aber für eines nicht: geringen Materialeinsatz. Entlarvt die überhitzte Situation also Brettsperrholz als noch unvollendetes Produkt? Ist die BSP-Party eventuell gar schon wieder vorbei?
Newcomer bestätigen positiven Ausblick
Mitnichten, möchte man meinen, wenn man etwa sieht, dass mit den Holzwerken van Roje in Deutschland oder der Holzindustrie Mosser in Österreich zwei renommierte Betriebe in die BSP-Produktion einsteigen wollen. Beide haben sich diesen Schritt schon länger überlegt.
Bei Mosser führt man etwa die mittlerweile immer ausgereiftere Produktionstechnik als einen Grund für die späte Bauentscheidung an.
Als wäre es 2011: jeder willkommen!
Jedes Jahr wächst die Anzahl der Produzenten – drei, vier, fünf kommen immer dazu. Was sagen die arrivierten BSP-Hersteller zu den Neukunden? „Jeder gute Produzent, der dazukommt, ist willkommen“, sagt im Interview ein Verkaufsleiter, der seit über 15 Jahren am Markt tätig ist. Das ist eigentlich eine Aussage, die an 2011 erinnert. Dass diese so elf Jahre später unverändert fällt, zeigt, wie viel Bedarfsdynamik erwartet wird. Die Zuversicht rührt von den Bauprojekten her, die ja bis weit ins Jahr 2022 bekannt sind. „Alleine wir könnten das Drei- bis Vierfache verkaufen“, sagt ein anderer.
Noch ist nur ein Bruchteil der Baunormen an die Möglichkeiten des modernen Holzbaus angepasst. Wenn das umgesetzt wird, wird das erneut einen Nachfrageboom auslösen.
Politik will Holzbau
Unabhängig davon, wie heuer etwa die deutsche Bundestagswahl ausgeht: Der politische Wille faktisch aller politischen Lager lautet auf mehr Holzbau.
Mit dem Green Deal und der ESG-Richtlinien der EU sind jetzt ebenfalls die Weichen für mehr Holzbau gestellt. Und das bedeutet am Ende des Tages auch mehr Brettsperrholz-Bedarf.