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Wie schmeckt denn Grappa aus Robinienfässern?

Ein Artikel von Birgit Fingerlos (für holzkurier.com bearbeitet) | 29.09.2021 - 11:53

Die Idee dazu entstand im Sommer 2018. „Wir sollten ein Projekt entwickeln, um Waldbesitzer zusätzlich zu motivieren, ihre Wälder zu pflegen“, sagte damals Mark Bertogliati, Forstingenieur an der WSL.

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Projektleiter und WSL-Forscher Mark Bertogliati hat die Robinien für das Experiment markiert © Mark Bertogliati

Agroscope-Standortleiter und Agraringenieur Mauro Jermini verkündete gleich seine Idee: „Grappa im Holzfass liegt doch im Trend. Warum immer nur Eiche? Vielleicht verleiht die Robinie dem Grappa eine ganz besondere Note. Damit könnte man zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: die Robinienwälder zu pflegen und ein originelles Tessiner Produkt für die Gastronomie zu finden.“ Vom Potenzial des Vorhabens war Sonia Petignat, Leiterin Extension Destillate bei Agroscope, rasch überzeugt. Die Vereinigung Federlegno und der Forschungsfonds Wald und Holz des Bundesamts für Umwelt unterstützten das Projekt. Im November 2019 kam der Trester der gesamten Traubenernte der Landwirtschaftsschule Mezzana, 5000 kg, in die Kessel der mobilen Brennerei von Christian Mathys und Sergio Peverelli, ehemalige Mitarbeiter der Eidgenössischen Alkoholverwaltung. Nach 290 Stunden Dauerbetrieb entstanden daraus, nach einer Alkoholreduktion auf 58 % vol., etwa 370 l Grappa. Das war aber sozusagen erst der Vor-Grappa. Danach musste das Destillat im Fass lagern und reifen.

Schon lange im Voraus hatte Projektleiter Bertogliati die besten Robinienstämme in der Region Mendrisio ausgewählt und bei der Sägerei Taiabò gelagert. Mit dem luftgetrockneten Holz stellte die Küferei Suppiger drei 50 l-Fässer her. Der Grappa wurde in die Fässer abgefüllt und sechs Monate bei Agroscope gelagert.

Bei der online durchgeführten Agroscope-Brennereitagung am 4. Februar gab es zum ersten Mal einen Grappa zu verkosten, der in Tessiner Robinienholzfässern ausgebaut wurde. Die Teilnehmer erhielten einige Tage vor dem Anlass per Post drei Laborröhrchen mit je einer Grappaprobe. Nachdem alle verkostet hatten, gab es eine Online-Abstimmung, in der die Teilnehmer ihre eigenen Geschmackseindrücke übermitteln können.

Im Herbst möchte man Gastronomen, Weinhändler und Interessierten bei einem Termin im Tessin den neuen Grappa probieren lassen. „Vielleicht bekommt das neue Produkt eine genügend große Verbreitung, sodass gepflegte Robinienwälder Nachschub für Grappafässer liefern werden. Wir werden es in einigen Jahren wissen“, meint Gottardo Pestalozzi, Kommunikationsverantwortlicher an der WSL.