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Standort Grafenwöhr: Die Zieglergroup sicherte sich 25 ha, 11 ha werden verbaut, 100 Mitarbeiter wird man im ersten Schritt beschäftigen © Ziegler Group

Zieglergroup

Ausbau zum 100 %-Giganten

Ein Artikel von Gerd Ebner | 27.10.2021 - 13:37

Die Zieglergroup wurde von der Holzkurier-Redaktion zur „Holzindustrie des Jahres 2021“ gewählt. Der Grund war, dass man am größten Sägewerksstandort Europas eine Sortimentsvielfalt schafft, die eigentlich einem flexiblen Kleinbetrieb vorbehalten ist: 13 m Listenbauholz im selben Auftrag wie 12 mm Verpackungsholz. Schon im Vorjahr war man überdies mit Logistik, Holzbau und Accessoires sehr breit aufgestellt.

Dynamischstes Unternehmen Europas

In den vergangenen sechs Monaten schaltete die Zieglergroup aber noch drei Gänge höher. Im Oktober präsentierte man ein Investitionsprogramm, das 400 Mio. € schwer ist – bei einem Gruppenumsatz von heuer 850 Mio. €. „Der Investitionsplan wird stufenweise umgesetzt und ist im Rahmen unserer gruppeneigenen Finanzierungsstrategie abgesichert“, erläuterte Geschäftsführer Andreas Sandner, der gemeinsam mit Stefan Ziegler die Zieglergroup leitet. Mit dem angekündigten Investitionsprogramm sowie der Anzahl und Vielfalt der Neustarts ist das Unternehmen aus Sicht der Redaktion das dynamischste in Europa.

Einmal mehr extreme Geschwindigkeit

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Ab August 2023 sollen hier Holzfaserdämmplatten produziert werden: Standort Grafenwöhr © Ziegler Group

Oberste Priorität hat derzeit der Aufbau einer Holzfaserdämmplatten-Produktion im 35 km entfernten Grafenwöhr. 150 Mio. € werden investiert, um eine Jahreskapazität von 2 Mio. m³/J zu betreiben. Der Vermarktungsname lautet Naturheld. Die Vorplanungen begannen im September 2020, ein Jahr später fuhren die ersten Bagger auf – und das, obwohl man im Mai 2021 nochmals alles umplanen musste, weil man zu einer anderen Standortwahl genötigt wurde. 11 ha werden verbaut, insgesamt hat sich Naturheld aber 25 ha gesichert. „Ein paar Überraschungen könnten noch folgen“, kündigte Sandner dazu an. Es soll einen stufenweisen Ausbau bis 2025 geben.

Unterstützend beim Dämmplattenprojekt war Scantec, Feldkirchen/DE, dabei. Dessen Eigentümer, Stephan Lohmeyer, nannte in der Pressekonferenz drei Voraussetzungen für die schnelle Realisierung:

  • die kurzen Entscheidungswege innerhalb der Zieglergroup,
  • den richtigen Zeitpunkt der Maschinenbestellungen
  • und, dass man „in das oberste Regal bei den Ausrüstern greifen konnte“.

Start schon im August 2022

Die erste Platte soll bereits im August 2022 produziert werden. Man beabsichtigt, drei Linien in Grafenwöhr aufzubauen:

  1. Linie: druckfeste Holzfaserdämmplatten. Ausrüster: Dieffenbacher
  2. die „Flex-Anlage“ (8 Fuß): Ausrüster Grenzebach/Anthon. Diese Linie soll im September 2022 zu produzieren beginnen.
  3. die Einblasdämmung

Andritz erhielt den Zuschlag zur Lieferung von zwei Linien mit Druckzerfasersystemen mit einer Produktionskapazität von jeweils 10 t/h (s. Beitrag Neustart am Dämmplattenmarkt). Die komplexe Kommissionierung, der Zuschnitt und die interne Logistik lösen Anlagen von Anthon. Urbas, Wolfsberg, lieferte eine Doppelkesselanlage, um „die nötigte Verfügbarkeit“ sicherzustellen. Verbrannt wird Rinde aus Plößberg.

Faserstrom dorthin, wo benötigt

Diese Linien 1 und 3 sollen im August 2022 starten. Im September folgt dann die 2. Linie. Naturheld-Geschäftsführer Robert Friedl sieht sein Unternehmen mit dieser Anlagenkonstellation auf höchste Effizienz ausgelegt. Produziert werden Platten bis 300 mm Stärke.

Gewinnen von Fossilen

Der Absatzmarkt für das neue Produkt wird als stark wachsend skizziert. Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen hätten nur einen Marktanteil von 9 % in Deutschland – die Hälfte davon seien Holzfaserdämmplatten. Marktdominierend sind EPS und Polystyrol. Hier erwartet man deutliche Absatzmöglichkeiten für Holzfaserdämmplatten. Das nötige Hackgut – bis zu 1 Mio. Srm/J – kommt komplett aus dem Gigastandort Plößberg. Damit verarbeitet Ziegler rund 45 % der eigenen Anfallware zu Dämmplatten.

Keinerlei Rohstoffschwankungen

Der USP der Naturheld-Platten liegt laut Sandner darin, „dass wir eine State-of-the-Art-Produktion mit den namhaftesten Herstellern haben. Außerdem ist der Rohstoff extrem homogen, weil wir nur unser Hackgut einsetzen. Mit zwei Silos können wir optimal Fichte und Kiefer mischen. Wir verfügen vom Einschnitt über die Verarbeitung, Plattenproduktion bis zum Hausbau über eine 100 %ige Kreislaufwirtschaft – inklusive Logistik. Das unterscheidet uns von allen anderen.“

Richtung 100 % Kreislauf

Ad 100 % Kreislauf: Noch heuer geht in Pressath/DE das größte Pelletswerk Mitteleuropas in Betrieb. In der 225.000 t/J-Anlage von Salmatec wird die Zieglergroup bereits 50 % der anfallenden Späne verarbeiten. „Es gibt aber auch hier ein Erweiterungskonzept …“, wie Sandner in der Pressekonferenz ankündigte.

Slowakei: on hold

Bezüglich eines allfälligen Sägewerksneubaus in der Slowakei hielt sich Sandner zu den konkreten Plänen noch bedeckt. „Heuer passiert nichts mehr, frühestens 2022“, so seine Aussage. „Wir brauchen jedenfalls neue Sägewerkskapazitäten.“

220 Mio. € möchte das Unternehmen außerdem in den kommenden Jahren in ein Fertighauswerk samt Verwaltungsbereich und Musterhauspark investieren. Es sollen in Tirschenreuth/DE zwei Produktionslinien für Brettsperrholz und Brettschichtholz mit einer Kapazität von jeweils 100.000 m³/J sowie eine Hausbaulinie für bis zu 4000 Häuser pro Jahr entstehen.

Ziegler Group

Stammsitz: Plößberg/DE

Standorte: 20

Mitarbeiter: über 2000

Export: über 70 %

Umsatz: 850 Mio. € (2021 erwartet)

Laufende Investitionsprojekte: rund 400 Mio. €

Neue Produkte/Erweiterungen (2021–2023):

Holzfaserdämmplatten: bis zu 2 Mio. m³/J (Start August 2022)

Brettsperrholz: bis 140.000 m³/J

Brettschichtholz: bis 100.000 m³/J

Fertighäuser: bis 4000 Häuser pro Jahr

Schnittholz: Sägewerksneubau (frühestens 2022 in Slowakei)

Pellets: 225.000 t/J (Start 2021)