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Tischlerhandwerk hat Zukunft

Ein Artikel von Birgit Fingerlos | 03.05.2022 - 07:39
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Franz Luger ist Leiter der Abteilung Holzbearbeitungsmaschinen bei Schachermayer in Linz © Schachermayer

Franz Luger ist Leiter der Abteilung Holzbearbeitungsmaschinen bei Schachermayer in Linz: 

Unsere Tischlerkunden sind sehr gut mit Aufträgen eingedeckt. Trotz der aktuell schwierigen Marktsituation spricht die ausgezeichnete Auslastung dafür, dass der bisherige Aufwärtstrend anhält. Diese Branchenstärke resultiert unter anderem daraus, dass durch die Eigenproduktionen der Tischler individuelle Fertigungsmöglichkeiten vorhanden sind. Das zeigt sich auch in einem großen Investitionsinteresse innerhalb der Branche. Bereits Kleinstbetriebe mit bis zu fünf Mitarbeitern denken die Anschaffung von CNC-Anlagen an oder haben diese schon realisiert. Speziell die hohe Nachfrage in der Kantentechnik macht ebenso deutlich, dass sich Tischler gegenüber den Großflächenanbietern qualitativ positionieren und damit den Ansprüchen der Endkunden entsprechen. Dies spiegelt sich auch bei uns in der Anzahl der Maschinenvorführungen und Anfragen wider, die überdurchschnittlich hoch ist. Der Trend geht klar zu Qualitätsmaschinen von namhaften Herstellern. 

Besonders wichtig und damit für viele ausschlaggebend für eine Investitionsentscheidung sind die Serviceleistungen nach dem Kauf. Mit unserer schlagkräftigen Technikermannschaft können wir hier punkten. Zusätzlich profitieren unsere Kunden davon, dass wir meist ausreichend Maschinen auf Lager vordisponiert haben, da ansonsten Lieferzeiten von bis zu einem Jahr und darüber hinaus zu erwarten sind. So können wir auch noch „Schnellschüsse“ ermöglichen und Lieferengpässe seitens der Hersteller zum Teil abfedern. 

Über aktuelle Entwicklungen und maschinelle Neuheiten informierten wir auch bei unserer Maschinenhausmesse, die Ende April bei uns in Linz stattfand. 

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Frank Epple ist Geschäftsführer beim Holzbearbeitungsmaschinen-Hersteller ­Holz-Her in Nürtingen/DE © Holz-Her

Frank Epple ist Geschäftsführer beim ­Holzbearbeitungsmaschinen-Hersteller ­Holz-Her in Nürtingen/DE: 

Die vergangenen zwei Jahre waren sicherlich nicht vorhersehbar und es wird weiterhin zu Überraschungen kommen. Flexi­ble Entscheidungen in unseren Unternehmen werden gefordert, vor allem aber auch im Tischlerhandwerk. Dieses hat trotz der Coronapandemie die vergangenen Jahre sehr gut gemeistert und auch für die Zukunft alles in der Hand. Aufgrund von Absagen konnten wir leider unsere Kunden und Händler nicht auf Messen begrüßen. Nichtsdestotrotz haben wir es geschafft, uns der Situation anzupassen. 

Wir haben verstärkt auf Onlinepräsentationen gesetzt und konnten mit diesem Tool unsere Abnehmer über den neuesten technologischen Stand der Maschinen informieren. Mit Produktvideos, Schulungen und Fortbildungen konnten wir ebenfalls sehr viel kompensieren und haben uns auf diesem Sektor stark weiterentwickelt. Dies hat uns das Handwerk gedankt und wir durften uns über ­gute Investitionen diesseits in den vergangenen zwei Jahren freuen.

Der moderne Tischler – und davon gibt es immer mehr – wird innovativer, verwendet neue Materialien und darauf richtet sich Holz-Her ständig neu aus. Wir sind in sehr engem Austausch mit unseren Produktmanagern und Vertriebsmannschaften, um aktuelle Impulse vom Markt zu bekommen und auf die richtigen Modifikationen von Maschinen zu setzen. Trotz aller Einschränkungen ist es uns in den vergangenen Jahren gelungen, zukunftsgerichtete Neuheiten auf den Markt zu bringen. Deswegen freut es uns wirklich, dass wir im Juli wieder an der Messe Holz-Handwerk in Nürnberg teilnehmen dürfen. Wir werden mit einem Feuerwerk an Produktneuheiten überraschen. 

Die Digitalisierung hat unseren Sektor voll erreicht und auch Holz-Her kann mit entsprechenden Softwarelösungen, wie zum Beispiel der Weinig Holz-Her-App für Serviceauswertungen der Maschinen, voll unterstützen. Als Maschinenhersteller sitzen wir aufgrund des Krieges in der Ukraine mit den Handwerkern in einem Boot. Auch wir haben Probleme mit Preissteigerungen und Materialknappheit. Wir müssen uns optimieren und jeden Tag flexibel reagieren, so wie das vom Handwerk als „Best Practice“ immer wieder zu sehen ist. 

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Andrea Berghofer ist Geschäftsführerin beim Lackhersteller Adler in Schwaz © Adler

Andrea Berghofer ist Geschäftsführerin beim Lackhersteller Adler in Schwaz:

Die aktuelle Marktsituation bringt Licht und Schatten für unsere Branche. Die beiden vergangenen Jahre haben für einen Aufschwung des Holz verarbeitenden Gewerbes gesorgt. Tischler und Möbelhersteller ­haben von vorgezogenen Investitionen ebenso profitiert wie vom Trend zum „Homing“, zum schön gestalteten Eigenheim. Wir müssen aber davon ausgehen, dass dieser Effekt in Zukunft nachlassen wird. Auf der anderen Seite steht eine ungemein schwierige Lage am Rohstoffmarkt. Essenzielle Rohstoffe für unsere Branche sind nur schwer erhältlich, Probleme in der weltweiten Logistik belasten die Lieferkette zusätzlich. Durch eine ­vorausschauende Beschaffung und langjährige Partnerschaften mit unseren Rohstoff­lieferanten waren und sind wir für unsere Kunden erfreulicherweise vollständig lieferfähig.

Grundsätzlich sehe ich die Ausgangslage für das hochwertige Holz verarbeitende Gewerbe sehr positiv. Der nachhaltige Werkstoff Holz liegt im Trend, dazu kann das Tischlergewerbe auch von der Nachfrage nach individueller Gestaltung profitieren. Es gilt aber, diese Chance auch zu nutzen: durch Innovation und Kreativität, ein klares Bekenntnis zur Nachhaltigkeit und Kundenorientierung – eine Strategie, die auch wir bei Adler konsequent verfolgen.

Mit unseren Lacken, Beizen und Ölen sehen wir uns als starker Partner für das Tischlergewerbe: Sie verleihen jedem Möbelstück einen individuellen und edlen Charakter und ermöglichen eine individuelle Gestaltung vom Natur-Look bis zum Echtmetall-Effekt. Dazu fördert eine hochwertige Beschichtung auch die Nachhaltigkeit, denn sie erhöht die Lebensdauer jedes Werkstücks und schont damit Ressourcen.

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Hansjörg Felder ist Geschäftsführer des Holzbearbeitungsmaschinen-Herstellers Felder in Hall in Tirol © Felder Group

Hansjörg Felder ist Geschäftsführer des Holzbearbeitungsmaschinen-Herstellers Felder in Hall in Tirol:

Die aktuelle Marktlage ist sehr schwierig. Waren aus allen Bereichen in der Lieferkette sind kaum oder nur mit sehr langen Lieferzeiten verfügbar. Ein zunehmend größer werdendes Problem sind die Preise der Lieferanten in der Lieferkette. 

Kunden fordern bei Kaufabschlüssen aus ihrer Sicht zu Recht feste Preise bis zur Lieferung. Das ist zunehmend schwieriger zu erfüllen. Lieferanten aus allen Bereichen, vom Stahl bis zu Steuerungen und von der Software bis zum Kugellager, erhöhen immer kurzfristiger die Preise mit „sofortiger Wirkung“. Bei dieser Sachlage erhält ein Kunde mit einer festen Lieferpreisvereinbarung für Maschinen oder Teile automatisch einen sehr hohen Preisnachlass. 

Die realen Erzeugungspreise, die erst bei der Lieferung festgestellt werden können, sind in diesen Tagen meistens im zweistelligen Prozentbereich höher als bei der Auftragserteilung. Daher werden feste Lieferpreisvereinbarungen mit langen Lieferzeiten immer seltener zu finden sein. 

Die Felder Group bietet derzeit noch immer feste Preisbindungen bei Kaufabschlüssen an. Bei großen Projekten mit längeren Projekt- und Lieferzeiten müssen in Zukunft wahrscheinlich Gleitzeitpreisvereinbarungen eingeführt werden.

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Günther Kamml ist Geschäftsführer vom Werkzeughersteller Leitz Österreich in Riedau © Leitz

Günther Kamml ist Geschäftsführer vom Werkzeughersteller Leitz Österreich in Riedau: 

Selten ist das Stimmungsbild, das wir von unseren Kunden mitbekommen, so vielschichtig gewesen. Der Krieg, den Russland gegen die Ukraine führt, hat nicht nur großes Leid über die ­Bevölkerung vor Ort gebracht, sondern auch die teils schon bestehenden Probleme bei uns, wie Ressourcen­mangel, ­hohe Energiekosten und fehlende Arbeitskräfte, verstärkt. 

Gleichzeitig haben die meisten unserer Kunden so volle Auftragsbücher wie selten zuvor. Vieles, was noch vor wenigen Jahren undenkbar war, ist eingetreten. Wer will da schon Prognosen wagen, wie es im Sommer oder darüber hinaus weitergeht? Ein Trend zeichnet sich aber deutlich ab: Es geht immer mehr in Richtung Ökologisierung und der Rohstoff Holz wird dabei noch mehr an Bedeutung gewinnen. Das ­Tischlerhandwerk ist damit eine Zukunftsbranche.

Bei Leitz beschäftigen uns ähnliche Herausforderungen wie unsere Kunden. Bis jetzt konnten wir die Probleme bei der Materialbeschaffung gut meistern und eine hohe Verfügbarkeit unserer Werkzeuge gewährleisten. Eine stetige Verbesserung der Standwege unserer Werkzeuge schont Ressourcen und spart Geld. Die kontinuierliche Optimierung der Produktionsprozesse in den vergangenen Jahren hat ganz maßgeblich dazu beigetragen, dass wir fehlende Arbeitskräfte gut kompensieren konnten. Durch unseren Service waren wir auch in Zeiten der Kontaktbeschränkungen mit unseren Kunden in Verbindung.

Die Unsicherheiten haben in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen, doch Leitz ist der zuverlässige Partner geblieben, der er seit über 145 Jahren ist.