holzforschung austria

Altfenster im Kreislauf

Ein Artikel von Christina Fürhapper, Lauryn Orlowski, Dr. Martin Weigl-Kuska (alle Holzforschung Austria) | 30.08.2022 - 12:09

Ausgediente Baumaterialien fallen im Zuge vieler Abbruchs-, Sanierungs- oder Umbauprojekte in rauen Mengen an. Ob diese als Abfall entsorgt werden oder einen zweiten Lebenszyklus erfahren dürfen, hängt von mehreren Faktoren ab. Voraussetzung für ein hochwertiges Recycling ist die sortenreine Trennung einzelner Materialsegmente. Zudem stehen im Material vorhandene Schadstoffe oftmals einer nachhaltigen Verwertung im Wege.

Im Rahmen des Austrian Cooperative Research (ACR)-Forschungsprojekts Bau-Cycle „Nachhaltige Baustoffkreisläufe durch Materialanalyse und Schadstoffabtrennung“ wird von den Projektpartnern Holzforschung Austria (HFA), Österreichisches Forschungsinstitut für Chemie und Technik (OFI) und Österreichisches Institut für Bauen und Ökologie (IBO) an Lösungen für die Materialgruppen Altholz, Altfenster (Holz/Kunststoff) und gealterte Dämmstoffe geforscht. Das mehrjährige Projekt der Programmlinie Strategische Projekte läuft noch bis Ende 2022 und wird vom Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort (BMDW) gefördert.

Fokus auf alte Fenster

hfa_mobiles_IR.JPG

Untersuchung von PVC-Fenstern mittels portabler Infrarotspektroskopie-Geräte © Holzforschung Austria

Altfenster aus Holz werden in Österreich ausschließlich thermisch verwertet, die Recyclingholzverordnung (BGBl. II Nr. 160/2012) spricht dazu ein dezidiertes Recyclingverbot aus. 

Primäre Problemstoffquellen sind etwaige Holzschutzmittelbehandlungen und historische Beschichtungen. Letztere beinhalten oftmals kritische Schwermetalle, wie Blei, Chrom, Cadmium und Quecksilber, die zum Beispiel als Pigmente oder Additive beigesetzt wurden. Ebenso können Zusätze polychlorierter Biphenyle (PCB) aufgrund ihrer Funktionalität als Weichmacher enthalten sein. Asbesthaltige Fensterkitte stellen ein zusätzliches Risiko dar.

Kunststofffenster werden zwar großflächig rezykliert, ein Ausschlusskriterium für das Vorhandensein von Schadstoffen ist dies jedoch nicht. So wurde in der Vergangenheit häufig Blei oder Cadmium zur Stabilisation von PVC-Kunststoffen eingesetzt. Über das Rezyklat bleiben diese Metalle jahrelang im Kreislauf und stellen damit immer noch ein Problem dar.

Verbundfenster werden kaum einer nachhaltigen Verwertung zugeführt, da eine sortenreine Trennung der einzelnen Materialfraktionen oft nicht möglich ist.

Kooperatives Baustoffanalyselabor

hfa_mobile_RFA.JPG

Einsatz der Röntgenfluoreszenzanalyse auf der Baustelle © Holzforschung Austria

Im kooperativen Baustoffanalyselabor (BAL) steht die Entwicklung materialspezifischer und praxisorientierter Analysemethoden für Baustoffe im Vordergrund. So können alle relevanten Problemstoffe für Holz- und Kunststofffenster, aber auch andere Baumaterialien analysiert werden. Eine Besonderheit ist die mobile Laboreinheit, die auf der Baustelle zum Einsatz kommt. Portable Röntgenfluoreszenz- und Infrarotspektroskopie-Geräte können ohne aufwändige Probenvorbereitung eine Vielzahl an Elementen und Materialien nachweisen und unterstützen somit eine Klassifizierung von Materialfraktionen vor Ort.

Im Rahmen des Kick-offs des Baustoffanalyselabors veranstalten die Projektpartner am 11. Oktober ein Onlineseminar zum Thema. Details zu Programm und Anmeldung sind auf der Homepage der Holzforschung Austria aufrufbar.