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Die Preisindizes der Leimholzprodukte © Holzkurier

Europa

Wie viel kostet 1 m³ Brettsperrholz?

Ein Artikel von Günther Jauk | 17.11.2022 - 09:08

Aufgrund der mittlerweile enormen Bedeutung von Brettsperrholz ist es höchste Zeit, die Preisentwicklung auch für dieses Produkt periodisch festzuhalten. Ähnlich den Sortimenten Rundholz, Schnittholz, BSH und KVH soll auch die BSP-Preisentwicklung künftig auf einen Blick ersichtlich sein – so die Überlegung der Holzkurier-Redaktion.

Stellt man allerdings fünf Brancheninsidern die Frage, wie viel 1 m3 BSP kostet, erhält man zehn unterschiedliche Antworten. Jeder spricht von einer anderen Plattendimension und -qualität und misst unterschiedlichen Zusatzleistungen einen anderen Wert bei. Darunter fällt etwa der Abbund. Hinzu kommt, dass ein Großteil der großformatigen Elemente über Projekte abgerechnet wird und bei den Preisen die Objektgröße, aber auch andere Faktoren, wie die Planungsleistungen oder Auslastung des Produzenten, entsprechende Rollen spielen. Zudem entsprechen die Preise meist nicht dem aktuellen Marktgefühl, da im Projektgeschäft der Auftragseingang und die Auslieferung beziehungsweise Fakturierung oft Monate auseinanderliegen.

„Der Brettsperrholz-Markt wird in den kommenden Jahren weiterwachsen. Der Kuchen wird zwar immer noch größer – allerdings wollen auch immer mehr Marktteil- nehmer ein Stück davon haben.


Günther Jauk

Ähnliche Preisentwicklungen

Vor diesem Hintergrund haben wir mit zahlreichen Branchenexperten gesprochen und uns Preislisten von österreichischen sowie deutschen Produzenten, Abbundzentren und Händlern angesehen. Konkret waren es die Preise für großformatige Rohplatten mit 100 mm Dicke und dreischichtigem Aufbau (Wand) sowie 160 mm starke Platten mit fünfschichtigem Aufbau (Decke), jeweils in Nicht-Sicht-Qualität. Beim Vergleich dieser Listen zeigten sich (nicht zuletzt regional) große Unterschiede in den absoluten Werten. Legt man die einzelnen Preisentwicklungen allerdings übereinander, sind sehr ähnliche Kurvenbewegungen über die Zeit ersichtlich. Aus diesen Gründen haben wir uns bewusst gegen eine Veröffentlichung absoluter Preise, hingegen aber für die Erstellung eines Preisindex mit Start im Januar 2019 entschieden.

Flache Preiskurve

Um den Brettsperrholz-Preis besser einordnen zu können, haben wir die vom Holzkurier erhobenen Preisentwicklungen für BSH (Deutschland, Großmengen frei Abnehmer) und KVH (Österreich/Deutschland, Großmengen, Durchschnitt aus allen Dimensionen) ebenfalls indiziert und gegenübergestellt.

Hier zeigt sich bei Brettsperrholz eine deutlich flachere Kurve, die den Entwicklungen der stabförmigen Elemente zudem oft ein Stück weit hinterherläuft. Während die KVH- und BSH-Preisindizes von Anfang 2019 bis Mitte 2021 um deutlich mehr als das Doppelte zulegten, stieg jener von Brettsperrholz wenige Monate später auf den Höchstwert von 152 % und sackte in weiterer Folge weniger stark nach unten.

Lagerhaltung nicht möglich

Der Hauptgrund für diesen verhältnismäßig glatten Kurvenverlauf liegt im Objektgeschäft. Händler und Holzbaubetriebe können großformatiges Brettsperrholz nur schwer bis gar nicht auf Lager legen, womit Hamsterkäufe und Spekulationen bei diesem Produkt kaum möglich sind. „Außerdem leben unsere Bauprojekte mit ihren Vorlaufzeiten von einer gewissen Preisstabilität“, betont ein Hersteller.
Dennoch kann sich der Brettsperrholz-Preis natürlich nicht von den Rohstoffpreisen auf der einen und der Marktsituation auf der anderen Seite entkoppeln.

Weltweite Großprojekte

Aktuell berichten zahlreiche Hersteller von einer verhaltenen Nachfragesituation und sinkenden Preisen. Insbesondere für kleine Projekten gebe es derzeit nur wenige Anfragen und größere Aufträge seien oft heiß umkämpft, heißt es. Vor allem in Österreich und Deutschland, wo zuletzt einige neue Anbieter dazukamen, werde es zunehmend eng (s. Seite 8). Etablierte Unternehmen mit entsprechender Infrastruktur weichen deshalb verstärkt auf internationale Projekte aus. „Markt ist genug da, man muss ihn nur finden“, bringt es ein Produzent auf den Punkt.

Während einzelne Unternehmen ihre Produktionen bereits angepasst haben oder zumindest laut über entsprechende Maßnahmen nachdenken, sprechen andere Marktteilnehmer von „voll laufenden Linien“ und sehen noch keinen Grund, dies zu ändern. Hier werden abermals größere (oft öffentliche) Projekte im deutschsprachigen Raum sowie internationale Aufträge ins Treffen geführt.

Kuchen wird größer, aber …

In einem Punkt ist sich die Brache einig: Der Brettsperrholz-Markt wird in den kommenden Jahren weiterwachsen. Allerdings dürften diese Zuwachsraten – zumindest kurzfristig – eher gering ausfallen und stehen zudem einem stetig wachsenden Angebot gegenüber. Anders formuliert: Der Kuchen wird zwar immer noch größer – allerdings wollen auch immer mehr Marktteilnehmer ein Stück davon haben.
Wie lange die aktuelle Marktsituation noch anhält und wie sich die Nachfrage 2023 entwickelt, ist selbst für versierte Branchenkenner kaum einzuschätzen. Die Pandemie sowie der russische Angriffskrieg in der Ukraine mit allen seinen Auswirkungen auf die Energiepreise, die Inflation, das Zinsniveau und die Lieferketten machen eine realistische Prognose kaum möglich. Einige Marktteilnehmer hoffen allerdings auf eine Beruhigung bis spätestens Mitte 2023.

Angebotsüberhang erwartet

Unabhängig von der wirtschaftlichen Großwetterlage ist davon auszugehen, dass – zumindest in den kommenden Jahren – ein Angebotsüberhang vorherrschen wird. „Erst in drei bis fünf Jahren wird sich zeigen, wie sich der Markt entwickelt und ob alle jetzt geschaffenen Kapazitäten auch ausgefahren werden“, meint ein Branchenkenner.

Sonderkonjunktur Holzbau?

Ein zentraler Faktor, der dem Holzbau in die Hände spielt, ist die grundsätzlich politisch gewollte Ökologisierung des Bauwesens. Allerdings gibt es für die Holzbranche auch in diesem Bereich noch einiges zu tun. „Nur das Argument, dass Holz eine nachhaltige Ressource ist und der Holzbau CO2 speichert, wird nicht reichen. Die Branche muss im Bereich Nachhaltigkeits-Zertifizierungsrichtlinien noch einiges dazulernen“, mahnt ein Marktteilnehmer. Andere Branchen mit einer deutlich schlechteren Ausgangssituation seien hier schon wesentlich weiter.

Wenn aber auch noch diese Hausaufgaben gemacht werden und nur ein Teil des politisch Gewollten auch tatsächlich umgesetzt wird, dann werden die jetzt geschaffenen Produktionskapazitäten mehr als benötigt.