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Jahrespreisvergleiche für wichtige Schnittholz- und Weiterverarbeitungsprodukte © Holzkurier.com

Marktanalyse

Zeitenwende

Ein Artikel von Gerd Ebner | 03.05.2023 - 07:52

Der Zweckoptimismus: „Ab Ostern geht es los“, war nicht berechtigt. Statt einer preislichen Aufwärtsbewegung sind die mitteleuropäischen Sägewerke und Holzindustrien seit Ostern mit fallenden, teils stark fallenden Preisen konfrontiert (s. Grafik oben).

Problem, wenn Export nicht läuft

Eine bittere Erkenntnis: Laufen die Weltmärkte nicht, hat die europäische Holzbranche ein Problem. Einen solchen Markteinbruch mitten in der Bausaison gab es vermutlich noch nicht, denn selbst in den Krisenjahren 2008 und 2009 kam im April, Mai eine Marktbelebung. Derzeit gleichen das Nachfrageverhalten und der Preisdruck eher den schlimmsten Wochen im Herbst 2021 und 2022. Das preisliche Hauen und Stechen ging mit Ostern so richtig los. Als wäre das nicht genug, ist der Rundholzpreis auf einem unverändert hohen Niveau. „Wir haben das Rundholz für 140 bis 150 €/fm im Sägewerk, und verkaufen Schnittholz zu Preisen, die allenfalls bei 90 €/fm wirtschaftlich wären“, wird beklagt. Sehenden Auges machen derzeit einige beim Schnittholz 20 bis 30 €/m3 Verlust.

Wohl dem, der die Kostenstruktur in den Vorjahren in den Griff bekam!

Einfachlösung: Rundholz billiger

Der gelernte Reflex: „Rundholz muss billiger werden“, ist derzeit präsenter als die Einsicht, weniger zu produzieren. „Leute, die man freisetzt, sind weg“ – daher scheuen sich speziell die ganz Großen der Branche, generell auf zwei Schichten zu gehen. Eine zynische Beschreibung der Lage: „Mir ist eh lieber, die Leute kehren zusammen, als dass sie produzieren.“

Die Marktaussichten sind derzeit düster. „Keine Erholung vor 2025 – uns fehlt die Baudynamik. Die Unsicherheit ist zu hoch, ebenso das Zinsniveau.“

Mittelfristig Absatz sehr gut

Aber: Mittelfristig – also 2025, 2026 und danach – sind die Marktaussichten äußerst positiv. Das jüngste Beispiel war die Bau in München: Früher waren dort die Hölzernen unter sich. Heuer kamen Bauträger, Architekten und Planer en masse und fragten nach modernen Holzbausystemen. Man kann es auf die Formel bringen: Derzeit lebt die Holzbranche in der Masse vom Holzdach. Es wird dauern, bis die Mehrgeschosser dieses Volumen ersetzen werden. Aber sobald das kommt, geht es so richtig los.

Das echte Problem unserer Branche wird mittelfristig nicht der Absatz, sondern primär der Rohstoff und sekundär das Personal sein. Die Fichte ist in Deutschland in einzelnen Bundesländern verloren. Mit der Buche fällt regional die zweite Hauptbaumart weg. Wird man die Nachfragepotenziale überhaupt befriedigen können? Selbst wenn Nutzungseinschränkungen nicht kommen sollten – haben wir genug Holz?

Diese Herausforderungen werden auch die starke Maschinen- und Anlagenbranche verändern. Die rauschartigen Investitionsjahre 2019 bis 2023 sind vorbei. Sobald in Leoben (Mayr-Melnhof Holz: BSP), Buttisholz/CH (Tschopp: Sägewerk) und Randegg (Mosser Leimholz: BSP) alle Schrauben angezogen sind, gibt es faktisch kein Neubauprojekt mehr. Bei Brettschichtholz, Brettsperrholz, Konstruktionsvollholz und der Naturholzplatte ist kein weiterer Ausbau bekannt.

Trotz rückläufigen Rohstoffangebots gibt es noch vereinzelt Sägewerksneubauten. Auch in Österreich sind noch zwei weitere im Planungsstadium – und dann? Die großen Investitionen sind also passé. Die Herausforderungen jetzt:

  • Transformation: die grundlegende Umstellung der Produktionsabläufe
  • deutliche höhere Ressourceneffizienz
  • Produktentwicklung abseits der Fichte